1992 startete die Landwirtschaftskammer Oberösterreich in der Region „Mühlviertler Alm“ mit einem Landwirt und 100 Tieren einen ersten Versuch, die Gänsehaltung wieder auf die Bauernhöfe zu bringen. Mittlerweile werden auf 120 Betrieben in Oberösterreich knapp 21.000 Gänse gehalten. „Regionalität war dabei von Anfang an ein wichtiges Element im Projekt. Das Ziel, den Eigenversorgungsgrad in Österreich zu steigern, wird weiter kontinuierlich verfolgt. Lag dieser 1995 bei nur sieben Prozent, so bewegt er sich in den vergangenen Jahren im Bereich von 25 Prozent“, erklärte Franz Reisecker, Präsident der Landwirtschaftskammer OÖ. Auf Grund des großen Erfolgs dieses Projekts, wurde es mittlerweile auf andere Bundesländer ausgedehnt. 270 Mitglieder im Projekt verkaufen in ganz Österreich jährlich knapp 48.000 Gänse.
Gute Einkommensalternative für bäuerliche Betriebe
Die Weideganshaltung ist für bäuerliche Betriebe eine gute Einkommensalternative. Frische, konventionelle Weidegänse kosten ab Hof im Durchschnitt elf bis zwölf Euro pro Kilo und Bio-Ware zwischen 13 und 15 Euro pro Kilo. Die Weidegansbauern sehen der Vermarktungssaison 2018 optimistisch entgegen. Auch das Gewicht der Weidegänse sollte trotz der teilweise enormen Trockenheit zufriedenstellend ausfallen.
Der Preis- und Mengendruck könnte 2018 jedoch durch das im heurigen Frühjahr reichliche Angebot an „Gössln“ (Gänseküken) höher ausfallen. Die Gründe dafür liegen darin, dass sich die Brutei-Erzeugung gegenüber 2017 (nach dem Vogelgrippewinter) wieder erholt hat und dadurch heuer wieder größere Mengen eingestallt wurden. Auf der anderen Seite könnte die Erzeugung von Gänsen in einigen Regionen auch etwas geringer ausfallen, da viele Bauern bedingt durch die Trockenheit weniger Gänse eingestellt haben. „Sorgen müssen sich die Weidegans-Betriebe dennoch nicht machen, da die heimischen Konsumenten die Qualität der Oberösterreichischen Weidegans zu schätzen wissen, bedingt durch Weidehaltung, regionale Erzeugung und Frische beim Verkauf. Das wird von den Konsumenten mit deutlich höheren Preisen honoriert“, betont Reisecker.
Nach einigen Jahren der Stagnation legte die Inlandsproduktion in den vergangenen beiden Jahren kräftig zu. Auch in den nächsten Jahren wird damit gerechnet, dass die Gänsebestände in Österreich aufgestockt werden. Der gesamte Inlandsverbrauch an Gänsefleisch liegt bei ungefähr 600.000 Gänsen bzw. 2200 Tonnen. Die Inlandsversorgung variierte in den vergangenen Jahren zwischen 15 und 25 Prozent. Insgesamt werden österreichweit etwa 120.000 Gänse produziert. Verglichen mit den 1990er Jahren konnte die inländische Gänsehaltung in den letzten 20 Jahren verdreifacht werden. Da Weidegänse fast ausschließlich frisch vom Bauernhof an den Konsumenten oder die Gastronomie und nicht an den Großhandel abgegeben werden, entwickelt sich die Gänsehaltung langsam, aber sehr marktorientiert.
Positiver Trend in der regionalen Gastronomie
Speziell in der Landgastronomie haben sich in den vergangenen Jahren wertvolle Partnerschaften zwischen Bauern und Wirten entwickelt. Trotz – verglichen mit Tiefkühlgänsen – höherer Preise für frische Weidegänse aus Österreich, wird österreichische Ware von den Verbrauchern stark nachgefragt und die lokale Gastronomie reagiert darauf. Die Weidegans hat sich zu einer wertvollen, bekannten Regionalmarke entwickelt. „In der Bewerbung der Ganslwochen wird immer häufiger auch darauf hingewiesen, wo das Fleisch herkommt. Wirte können dabei auch im Werbeauftritt wie beispielsweise durch eigene Tischständer und Folder unterstützt werden“, betont Reisecker.
Gefragt und sehr wertvoll: Daunen der Weidegans
Neben Fleisch liefert die Weidegans auch Daunen, aus denen Füllungen für Decken, Polster und Outdoor-Bekleidung angefertigt werden. Durch die lange Haltedauer der Gänse auf der Weide können die Daunen und Federn deutlich besser ausreifen und haben sich dadurch international zu einem gefragten Spitzenprodukt entwickelt. Ein wesentlicher Unterschied zu importierter Daune ist auch, dass in Österreich die Daune durch Rupfen nach der Schlachtung gewonnen wird, während importierte Daune häufig von Tieren stammt, die lebend gerupft wurden. Gemeinsam mit der Firma Kaufmann aus Vorarlberg als Verarbeitungspartner ist es gelungen, die Spitzendaune aus Oberösterreich auch am japanischen Markt zu platzieren. In Japan zählen hohe Daunenqualitäten zur Kategorie Luxusgüter. Daunenbetten sind ein reines Naturprodukt. Nur die Daune ist in der Lage, in der Nacht Feuchtigkeit aufzunehmen und tagsüber langsam wieder abzugeben. Pflegt man sein Daunenbett, hat man viele Jahre Freude daran. Heutige Daunenbetten können unproblematisch in der Waschmaschine gereinigt werden. Wird ein Bett nach vielen Jahren erneuert, muss das Daunenbett nicht teuer recycelt werden: Daunen können als wertvoller Dünger in den Gartenkompost gemischt werden.
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- Weidegaense 60 ID71649: agrarfoto.com