Der Lebendexport von Kälbern innerhalb der Europäischen Union sowie in Drittstaaten gerät immer wieder in die Schlagzeilen. Faktum ist, dass im Jahr 2023 ein Großteil der 721.000 in Österreich geborenen Kälber als weibliche Nachzucht, als Mastkalb oder als Masttier (Stier, Ochse, Kalbin) in Österreich aufgezogen und auch geschlachtet wurde. 2023 wurden rund sieben Prozent bzw. 50.000 der in Österreich geborenen Kälber mit einem Alter von bis zu zwei Monaten innerhalb der Europäischen Union zu spezialisierten Kälbermastbetrieben exportiert. Hauptzielländer dabei sind Italien und Spanien.
Wertschöpfung im Land halten
„Ziel muss es sein, dass in Tirol geborene Kälber auch in Tirol gemästet und geschlachtet werden. Wir haben seitens des Landes bereits in der Vergangenheit mehrere Vermarktungsinitiativen wie jene für Vollmilchkälber gesetzt. Mit der neuen Landesförderung für die Errichtung und Ausstattung von Kälberställen wollen wir die Fresserproduktion und die Produktion von Kalb Rosé stärken, um Lebendexporte zu reduzieren und die Wertschöpfung im Land zu halten“, erklärt Bauernbundobmann LH-Stv. Josef Geisler.
70 Prozent des in Österreich verzehrten Kalbfleisches werden derzeit vor allem aus Holland importiert. Hauptgründe für den Import sind die aufgrund der Betriebsgrößen (2000 und mehr Mastplätze) deutlich niedrigeren Produktionskosten sowie die Spezialisierung auf weißes Kalbfleisch (Weißfleischproduktion).
Ziel der neuen Landesförderung für Kälberproduktion ist es, für unsere landwirtschaftlichen Betriebe gezielt Anreize zu schaffen, zumindest einen Teil der bisher aus Tirol exportierten Kälber innerhalb des Landes zu mästen und zu vermarkten. Gefördert wird die Errichtung zeitgemäßer Kälbermastställe sowie Fütterungstechniken bzw. sonstige Anlagen und Geräte für die Kälbermast. Die maximalen Investitionskosten liegen bei 100.000 Euro. Die Förderhöhe beträgt 40 Prozent der anrechenbaren Kosten.
Regionales Kalbfleisch für mehr Tierwohl
LH-Stv. Josef Geisler klärt auf: „Billiges weißes Kalbfleisch ist eine Erfindung der industrialisierten Landwirtschaft. Wir wollen in Tirol auch die Konsumenten darauf hinweisen, dass regionales Kalbfleisch ein Mehr an Tierwohl und Qualität bedeutet.“
Gemeinsam mit der Rinderzucht Tirol wird der Fokus in der Kälberproduktion neben dem bestehenden Programm für Vollmilchkälber nun auch auf die Produktion von Rosé-Kälbern und Fressern gelegt. Für die Produktion von Rosé-Kälbern werden vornehmlich männliche Milchrasse-Kälber verwendet und mit sechs bis maximal acht Monaten mit rund 300 kg Lebendgewicht geschlachtet. Die Haltung erfolgt auf Stroh. In den ersten zwölf Lebenswochen werden die Kälber mit Milchaustauscher getränkt. Zusätzlich gibt es Eiweiß-Kraftfutter sowie Futterstroh und Maissilage, jedoch keine Grassilage. Entwöhnte Tiere, welche nicht zur Schlachtung gehen, sind auch als Fresser in der Lebendvermarktung interessant. Aufgrund der steigenden Nachfrage wie etwa beim Qualitätsprogramm Almrind ist die Nachfrage nach Fressern in Tirol konstant auf hohem Niveau.
Landesförderung für Kalbfleischproduktion
- Wer wird gefördert:
Landwirtschaftliche Betriebe im Projekt „Kälberproduktion Tirol“ des Rinderzuchtverbandes Tirol - Was wird gefördert:
Errichtung zeitgemäßer Kälberställe, inkl. Fütterungstechniken bzw. sonstige Anlagen und Geräte für die Kälbermast - Wie wird gefördert:
Investitionszuschuss von 40 Prozent bei max. 100.000 Euro Investitionskosten - Für die Auszahlung der Förderung sind Originalrechnungen und Zahlungsbelege mindestens in der Höhe des Investitionszuschusses vorzulegen.
- Die Antragstellung erfolgt mittels Onlineantrag über die zuständige Bezirkslandwirtschaftskammer: Ansprechperson für interessierte Landwirte und Landwirtinnen ist Herr Matthias Mair der Rinderzucht Tirol; Tel: +43 59292 1812
- Bildquellen -
- Kaelber: agrarfoto.com