Großraubtiere: Klares Umfrageergebnis und neue Richtung in Rom

Im norditalienischen Trentino wurde ein klares Nein zu Großraubtieren in dicht besiedelten Gebieten ausgesprochen. In Rom stimmte man erstmals der Entnahme von Wölfen zu.

Nach Angaben der Provinz Trient hat die Anzahl der Bären in der Region seit Beginn des EU-Ansiedlungsprojekts „Life Ursus“ vor 25 Jahren massiv zugenommen.

In dicht besiedelten Gebieten kommt es immer wieder zu Zwischenfällen mit Großraubtieren. Nach dem jüngsten Angriff auf einen Pilzesammler ist die Diskussion um die Anwesenheit von Bären im norditalienischen Trentino erneut an Fahrt aufgenommen. Eine unverbindliche Volksabstimmung vom 27. Oktober in 13 Gemeinden des Trentiner Tals Val di Sole bringt nun Klarheit. 

Die Volksbefragung wurde auf Initiative des Komitees „Insieme per Andrea Papi“ (Gemeinsam für Andrea Papi) einberufen. Papi war der Jogger, der am 5. April 2023 in den Wäldern in der Nähe seines Hauses im Trentiner Caldes von dem Bären „Jj4“ tödlich verletzt wurde. Die Frage auf dem Stimmzettel lautete: „Sind Sie der Meinung, dass die Anwesenheit von Großraubtieren wie Bären und Wölfen in dicht besiedelten Gebieten wie der Gemeinschaft des Sulzbergs, Pèi und Rabben eine ernsthafte Gefahr für die öffentliche Sicherheit darstellt und sich nachteilig auf die Wirtschaft und die Erhaltung der lokalen Bräuche und Traditionen auswirkt?“

7.842 gültige Stimmen wurden bei der Befragung abgegeben, was einer Wahlbeteiligung von 63 Prozent entspricht. 7.731 oder 98,58 Prozent der Befragten stimmten mit JA, weil sie der Meinung sind, dass die Anwesenheit einer so großen Anzahl von Bären und Wölfen in dem Gebiet eine Gefahr darstellt und für die dort lebende und arbeitende Bevölkerung nicht tragbar ist. Laut den Initiatoren des Referendums sind Bären und Wölfe weiterhin geschützte Arten, das Ergebnis sei aber ein eindeutiges Signal an die Politik.

Rom unterstützt Wolfs-Entnahme

Am Donnerstag vergangener Woche wurde bekannt, dass Italien seinen Kurs im Wolfsmanagement ändern will. Das Senat in Rom hat im Rahmen des Berggesetzes zugestimmt, dass zukünftig eine Höchstzahl an Wölfen je nach Region oder Provinz festgelegt wird, die entnommen werden dürfen. Es ist das erste Mal, dass sich der Staat für eine Wolfsentnahme ausspricht. Der Antrag wurde auf Initiative der Senatoren Meinhard Durnwalder und Julia Unterberger (beide Südtiroler Volkspartei) eingereicht.

„Werden weiterhin Druck machen“

Daniel Gasser ist Landesobmann des Südtiroler Bauernbundes. Zur Entscheidung erklärt er: „Das ist ein Schritt in die richtige Richtung. Es ist das erste Mal, dass von Entnahmen und Höchstgrenzen für Wölfe gesprochen wird. Das ist natürlich positiv. Allerdings müssen diese Vorschläge erst noch genehmigt werden.“ 

Es sei noch ein Stück zu gehen, meint der Südtiroler Bauernbundobmann: „Das Problem, das wir derzeit haben, ist, dass Entnahmedekrete von Gerichten außer Kraft gesetzt werden. Dies wird bleiben. Wir werden weiterhin Druck machen, damit ein Wolfsmanagement möglich wird, denn sonst ist die traditionelle Almwirtschaft in Gefahr.“

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AUTORRed. JS
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