Herr Landesveterinärdirektor, Sie sind frisch im Amt. Welchen Herausforderungen stehen Sie nun gegenüber?
VILL: Die aktuelle He-rausforderung besteht darin, die Amtsübernahme so abzuwickeln, dass die Agenden im Bereich der Veterinärbehörde weiterlaufen, im Sinne der Tiergesundheit, des Verbraucherschutzes und der Lebensmittelgesundheit funktionieren und die bestehenden Überwachungs- und Kontrollprogramme fortgesetzt und nach Bundesvorgabe im Land umgesetzt werden.
Ein großer Brocken, der im heurigen und in den nächsten Jahren auf uns zukommt, ist die Neuentstehung des Tiergesundheitsgesetzes, ehemals Tierseuchengesetz. Aus diesem Gesetz geht eine ganze Reihe an Verordnungen für Bund und Land hervor, die alle neu aufgesetzt und inhaltlich angepasst werden. Für die Betriebe sollten diese Änderungen keine spürbaren Auswirkungen auf die tägliche landwirtschaftliche tierhaltende Arbeit ergeben.
Sehen Sie die flächendeckende tierärztliche Versorgung in Tirol gefährdet?
Bereits Josef Kössler ist die Debatte rund um die tierärztliche Versorgung, hauptsächlich im Groß- und Nutztierbereich, aber auch im Kleintierbereich angegangen. Wir müssen eine Systematik finden, die eine Versorgung gewährleistet bzw. einen Rahmen dazu bietet. In einem zweiten Schritt müssen die Tierärzte dafür lukriert werden: Bestehende Kolleginnen und Kollegen müssen erhalten bleiben und junge sowie angehende Veterinärmediziner müssen nach Tirol geholt werden. Im Zuge dessen versuchen wir angehende Tierärzte schon in den Ausbildungsstätten anzusprechen, zum Beispiel über das Modul „Wiederkäuer im Alpenraum“ der VetMed Uni Wien in Tirol oder mit einer repräsentativen Delegation aus Tirol direkt an der Universität.
Wie schätzen Sie die Tierseuchenlage ein?
Die internationale Tierseuchenlage lässt schon seit einigen Jahren erkennen, dass uns die Vogelgrippe und afrikanische Schweinepest voraussichtlich wieder bzw. erstmalig treffen wird. Wir treffen bereits Vorbereitungen, um im Fall des Auftretens der Seuchen schnell Maßnahmen zu setzen und sie zu bekämpfen.
Die Tbc-Bekämpfung ist ein Sorgenkind im Tiroler Oberland, genauer in den Regionen Lechtal und Landeck. Josef Kössler hat als Landesveterinärdirektor bereits effiziente und einschneidende Maßnahmen gesetzt, die einen wesentlichen Fortschritt gebracht haben. Es gilt jedoch, weiter auf der Hut zu sein, die Tuberkulose beim Rotwild und somit auch beim Rind wird uns noch lange beschäfti-
gen – gemeinsam mit der Jagd und der Landwirtschaft.
Öffentlich steht häufig das Thema Tierschutz im Fokus.
Der Tierschutz ist eine grundsätzliche Herausforderung der Veterinärbehörde, da es ein emotionales Thema ist – nicht nur im landwirtschaftlichen Nutztierhaltungsbereich, sondern genauso im Heimtierbereich, speziell in den Ballungsräumen. Die Hemmschwelle, sich Tiere anzuschaffen, ist sehr gering. Daraus ergeben sich große Probleme. Wenn man sich beispielsweise einen Hund anschaffen will, dann tut man es einfach, denn die notwendigen Ausbildungskurse sind extrem niederschwellig. Im Rahmen einer Tierschutznovelle sind strengere Gesetze für die Heimtierhaltung, aber auch für Qualzucht beim Kleintier in Ausarbeitung. Die Umsetzung dieser sind eine nächste große Herausforderung.
Insgesamt haben die Tierschutzvorgaben in Tirol, auch im landwirtschaftlichen Bereich, einen hohen Standard. Problembereiche wie schwerwiegende Einzelfälle wird es immer geben, doch grundsätzlich gibt es im Tierschutz einen großen und guten Fortschritt.
Wie stehen Sie zur Debatte um Tiertransporte?
Der nationale und internationale Tierverkehr und der Tierschutz beim Transport stehen sehr stark unter öffentlichem und medialem Druck. Auf EU- und nationaler Ebene stehen hier ebenfalls Novellen in der Tiertransportverordnung in Aussicht. Es müssen Regelungen sein, die den Transport von Tieren weiterhin im Sinne des Tierschutzes und der Landwirtschaft möglich machen, denn ohne Tiertransporte geht es nicht. Es braucht also eine praktikable Umsetzung im Sinne aller Beteiligten.
Wie eng ist die Kooperation zwischen Bauern und Amtstierärzten?
Meiner Erfahrung nach gibt es eine gute Kooperation und Kommunikation zwischen Amtstierärzten und Landwirten. Es war mir schon als Amtstierarzt immer ein Anliegen, mich auf Bezirksebene mit den Funktionären und Bezirkslandwirtschaftskammern auszutauschen, um diese Zusammenarbeit zu gewährleisten. Es können nur beide Seiten davon profitieren und ist ein Geben und ein Nehmen, das sich spätestens dann bezahlt macht, wenn Situationen eintreten, die sofortige Maßnahmen erfordern.
Es ist mir auch sehr wichtig, diese Kooperation aufrechtzuerhalten, da nur so die Systematik funktionieren werden kann.
- Bildquellen -
- Amtsübergabe: FITSCH
- VetInnSights: Land Tirol