Ein Naturjuwel – doch: Ohne Bauern gibt es keine Almenlandschaft

„Vom Tal bis hoch zur Alm“, so lautete das Motto der Almbegehung in St. Wolfgang. Im Fokus standen dabei die bergbäuerliche Bewirtschaftung zwischen Heimbetrieb und Hochalm sowie die damit verbundenen Herausforderungen für die Almbauern.

Am Weg auf die Leonsbergalm ergibt sich für Wanderer und Urlaubsgäste ein traumhafter Ausblick auf den Attersee.

Es ist ein Leitbetrieb im Salzkammergut. Unten im Tal in St. Wolfgang auf 560 Meter Seehöhe steht der imposante Hof der Familie Eisl mit aufwändig gepflegtem Blumenschmuck an jedem Fenster und Balkon. Hier müssen sich die Gäste auf dem Urlaub-am-Bauernhof-Betrieb bereits bei der Ankunft einfach wohlfühlen. „Wir legen Wert auf Komfort, aber ohne Wellnessbereich. Die Familie hilft zusammen, sonst wäre es nicht möglich“, erklären die Betriebsführer Karoline und Sepp Eisl.

Gleich daneben – für die Region eigentlich untypisch – steht das Stallgebäude, welches 2007 neu errichtet wurde und Platz für 65 Milchkühe samt Nachzucht bietet. Die 35 Jungrinder werden jedes Jahr ab Mitte Mai bis Oktober gealpt – die jüngeren Kalbinnen verbleiben auf der Niederalm, der Rest wird auf die Hochalm aufgetrieben. Die Leonsbergalm auf 1370 Meter ist die größte Hochalm Oberösterreichs mit einer Gesamtfläche von circa 220 Hektar. Eisl ist Obmann der Agrargemeinschaft, der weitere zwölf Besitzer angehören. 1982 wurde die Alm mit Forststraßen erschlossen. „Dadurch haben sich für uns viele neue Möglichkeiten ergeben und die Forstwirtschaft ist rentabler geworden“, erklärte Eisl.

Quelle: BZ/Mursch-Edlmayr
Bgm. Franz Eisl, Almobmann Johann Feßl, Landesrätin Michaela Langer-Weninger,
Abteilungsleiter Robert Türkis, Almbauern Karoline und Josef Eisl (v.l.)

422 Almen in Oberösterreich

Agrarlandesrätin Michaela Langer-Weninger betonte im Zuge der Pressekonferenz auf der auftriebsstärksten Hochalm des Salzkammerguts:

„Erst durch Alpung und Pflege entsteht das Naturjuwel Alm. Klar ist aber, dass es ohne Bäuerinnen und Bauern keine Almenlandschaft gibt“

Oberösterreich kann sich wahrlich glücklich schätzen, dass es so viele fleißige Almbewirtschafter gibt, die mit harter Arbeit diese Natur- und Kulturlandschaft offen halten. 422 einzelne Almen sind es im Süden des Landes mit insgesamt 36.500 Hektar offener Almfläche. Diese bieten der Bevölkerung sowie den Urlaubsgästen einen wunderschönen Erholungsraum direkt vor der Haustür. Langer-Weninger ist es daher ein großes Anliegen, die Wertschätzung für die Leistungen der Almbauern zu steigern: „Nur durch die Bewirtschaftung und die Alpung des alpinen Grünlandes bleibt diese Grünfläche für Wandersleute – aber auch die Artenvielfalt – offen. Auf verwilderten, verwaldeten Flächen ist die Artenvielfalt gering. Auf einer bunten Almwiese dagegen hoch.“

Wolf ist und bleibt großes Thema

Wenig Verständnis hat sie daher klarerweise für die Diskussionen in der EU rund um das Thema Wiederherstellung der Natur. Kultivierungsmaßnahmen wie etwa Begradigungen, das Legen von Drainagen oder wie die im Almraum vorgenommene Rodung von Zwergsträuchern und Latschen, wären damit rückgängig zu machen. „Das heißt aber auch Verlust von Almfläche“, schlussfolgert Langer-Weninger. Inwieweit das wirklich auf die heimischen Almbewirtschafter zukommt, lasse sich bis dato nicht sagen, denn die überwiegende inhaltliche Ausgestaltung habe sich die Kommission durch sogenannte „delegierte Rechtsakte“ vorbehalten.

Kritsch betrachtet wird bei den Almbauern auch das Thema Großraubtiere: „Voraussetzung für die Bewirtschaftung unserer Alm ist es, dass wir keinen Wolf haben“, betonte Sepp Eisl. Langer-Weninger verwies in diesem Zusammenhang auf die mit 1. Juli in Kraft getretene Wolfsmanagement-Verordnung des Landes. Diesbezügliche Kritik aus Brüssel lässt sie kalt: „Es ist völlig falsch, dass der EU-Kommissar die Besorgnisse der Bürger als unverhältnismäßig herabspielt. Kein Bauer will seine Tiere tot oder verängstigt sehen. Es gibt ein emotionales Band zwischen Halter und Nutztier, vom wirtschaftlichen Schaden mal ganz abgesehen.“ Dem pflichtet Alm­obmann Johann Feßl bei:

„Uns allen muss bewusst sein, dass ein ungebremster Zuwachs der Wolfspopulation das Verwildern und schlussendlich das Verschwinden der Almen zur Folge hätte.“

Zum Erhalt der Almen im Land ob der Enns trägt auch die Abteilung Ländliche Neuordnung bei: „Jährlich investieren wir gezielt Fördermittel in das Kulturgut Alm. Das fängt bei der finanziellen Unterstützung von Renovierungsarbeiten an Almgebäuden an und hört bei Herdenschutzmaßnahmen auf“, erklärt Abteilungsleiter Robert Türkis. In Summe werden jährlich circa 30 bis 60 Almförderungsprojekte umgesetzt. Die Almbauern werden dabei von der Planung über die Förderabwicklung bis hin zur Umsetzung umfassend begleitet.

- Bildquellen -

  • Gruppenfoto: BZ/Mursch-Edlmayr
  • Almpressefahrt C Land OÖ Margot Haag (10): Land OÖ
- Werbung -
AUTORThomas Mursch-Edlmayr
Vorheriger ArtikelDanke ohne politisches Kleingeld
Nächster ArtikelVermögensteuer würde Bauern besonders hart treffen