In den 90er-Jahren war der Kleinauerhof in der Gemeinde Niederwaldkirchen (OÖ) ein klassischer Mühlviertler Milchviehbetrieb, der mit zehn Kühen konventionell im Nebenerwerb geführt wurde. Die damaligen Betriebsführer Rosemarie und Heinrich Steinmayr haben mit der Umstellung auf Mutterkuhhaltung, biologische Bewirtschaftung und dem Einstieg in die Direktvermarktung den Hof auf gänzlich neue Beine gestellt. „Meine Eltern haben damals einfach die richtigen Entscheidungen getroffen. Der Betrieb wäre ansonsten von der Größe her zum Aufhören gewesen“, ist Sohn Johannes ihnen heute noch dankbar dafür. Gemeinsam mit seiner Frau Anneliese hat er 2014 den elterlichen Betrieb übernommen. Die Landwirtschaft führen die beiden Boku-Absolventen in Kombination mit einer Gastwirtschaft.
Futter für die Tiere wächst auf hofeigenen Flächen
Der Biogrundsatz der nachhaltigen Bodenbewirtschaftung ist für die beiden eine Selbstverständlichkeit. Die acht Hektar Grünland werden intensiv für die Weidehaltung genutzt. Sowohl die 20-köpfige Rinderherde (Ochsen, Mutterkühe und Kälber), als auch Puten und Schweine finden dort reichlich Auslauf. Auf den acht Hektar Ackerflächen wird auf eine sehr getreidelastige Fruchtfolge (Hafer, Triticale, Roggen) gesetzt, da vor allem für die Putenfütterung viele Körner benötigt werden.
Im Jahr der Betriebsübernahme wurden sämtliche Wirtschaftsbereiche neu- beziehungsweise umgebaut. Sowohl Rinder als auch Puten werden auf Tiefstreu gehalten. Über die Wintermonate stehen die Kühe vorwiegend im Laufstall und bekommen dort hauptsächlich hofeigene Silage und Heu zum Fressen. Der Kraftfuttereinsatz beschränkt sich auf ein Minimum.
Geschlachtet und verarbeitet wird am Hof
Für die Freilandschweinehaltung hatten die beiden jungen Biobauern eine ganz besondere Idee. Bis vor Kurzem waren die Schweine das ganze Jahr über draußen im Freien: „Wir haben einen Container gekauft und zu einem Wohnwagen für unsere circa 15 Schweine umgebaut. Die Freilandhaltung ist perfekt für den Tierkomfort und den Arbeitsaufwand. Zudem bekommt man eine exzellente Fleischqualität – schön marmoriert, fein durchzogen und nicht fett“, erklären sie ihr Konzept. Die Schweinegesundheitsverordnung trifft sie, wie sie selbst sagen, sehr hart. Aktuell werden die Schweine als Übergangslösung im Putenstall gehalten, da die Adaptierung des Zauns noch aussteht. „Wir wissen noch nicht wie es hier für uns weitergeht. Entweder einen Stall bauen oder mit der Schweinehaltung aufhören“, so der Betriebsführer.
Zu dem mit Abstand wichtigsten Betriebszweig am Kleinauerhof haben sich über die Jahre die Puten entwickelt: „Wenig Investitionsbedarf für die Haltung, flexible Einteilung der Arbeitszeit und hohe Deckungsbeiträge“, nennt Steinmayr die Vorzüge
dieser Geflügelart. Ebenfalls in den 90er-Jahren mit einer geringen Stückzahl begonnen, werden mittlerweile jährlich 550 Stück an den Endkunden vermarktet.
Geschlachtet und zerlegt werden die Tiere in den hofeigenen Fleischverarbeitungsräumen. Die Kunden können das Fleisch auf einer Homepage vorbestellen: „Wir legen sehr viel Wert auf Online-Marketing, da sich vor allem bei den Jungen das Einkaufsverhalten stark verändert hat.“
Die Kunden können zwischen den verschiedensten Fleischpaketen bei Biopute und Bioweiderind wählen und werden eine Woche vor dem Abholtermin per E-Mail informiert. Einzig das Bioschweinefleisch ist nicht Ab-Hof erhältlich, da es bis zum Teller veredelt wird.
Bio Gastro Trophy für die Jausenstation
Das führt uns unweigerlich zu einem anderen Schauplatz: Fünf Kilometer vom Hof entfernt, befindet sich die Jausenstation Hansberg – ein beliebtes Ausflugsziel in der Gemeinde Sankt Johann am Wimberg. Seit 2011 betreiben Anneliese und Johannes Steinmayr dieses Gasthaus. Das sei anfangs gar nicht der Plan gewesen, aber über einen Ferialjob von Anneliese habe sich das ganze so ergeben. Beide hatten vorher mit der Gastronomie gar nichts auf dem Hut.
Das Fleisch, das dort auf den Tellern landet, stammt zu 100 Prozent aus eigener landwirtschaftlicher Produktion und auch alle anderen Lebensmittel die zugekauft werden, sind von Bauern aus der Region und wenn möglich auch Bio. Vergangenes Jahr wurde der Betrieb mit der Bio Gastro Trophy ausgezeichnet (siehe unten). Geöffnet ist dort von Anfang Mai bis Ende Oktober jeden Donnerstag, Samstag, Sonn- und Feiertag. Pro Saison dürfen die beiden knapp 10.000 Gäste am Hansberg begrüßen. Im Sommer bedeutet das natürlich extreme Arbeitsspitzen. Eine Sieben-Tage-Woche mit zwölf Stunden täglich sind für die beiden Land- und Gastwirte die Regel. Diese Kombination ermöglicht eine individuelle Preisgestaltung ihrer landwirtschaftlichen Produkte: „Wir sind dadurch nicht vom Weltmarkt abhängig, dafür ist der Weltmarkt auch nicht von uns abhängig“, betonen Anneliese und Johannes Steinmayr. Die Kombi von gewerblichem und pauschaliertem Betrieb sei einerseits steuerlich vorteilhaft, bedeute jedoch andererseits auch doppelten bürokratischen Aufwand. „Oftmals fühle ich mich nicht als Bäuerin, weil ich so viel Zeit im Büro sitze“, so die Jungbäuerin.
„Ausgetretene Wege verlassen“
Anneliese und Johannes Steinmayr haben es geschafft, ihren Betrieb durch eine Vielzahl an Einkommensstandbeinen in den Haupterwerb zu führen: „In der Landwirtschaft wird oftmals viel gejammert. Stattdessen sollten die ausgetretenen Wege hinterfragt und notfalls auch verlassen werden. Jeder Betrieb muss für sich seinen eigenen Weg finden, sonst wird es am globalen Markt schwierig. Das Geschäft liegt vielfach auf der Straße, meist fehlt nur der Mut dazu“, sind die beiden Biojungbauern überzeugt.
Bio Gastro Trophy – Beliebtester Bio-Gastronomiebetrieb
Zum dritten Mal wurde vergangenen November auf der Messe Bio Österreich in Wieselburg (NÖ) der beliebteste biozertifizierte Gastronomiebetrieb Österreichs gekürt. Dabei konnten sich Anneliese und Johannes Steinmayr mit ihrem Bio-Gastronomiekonzept der Jausenstation Hansberg im Mühlviertel die begehrte Trophäe sichern. 57 Prozent der mehr als 8000 abgegebenen Stimmen entfielen auf die nunmehrigen Gewinner der Bio Gastro Trophy, die sich damit gegen über 40 anderen Nominierten durchsetzen konnten. Das junge Ehepaar legt großen Wert auf Produkte aus regionaler, biologischer Landwirtschaft. Viele der Produkte kommen vom nahegelegenen eigenen Biohof sowie von Biobäuerinnen und -bauern aus der Region.
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- BZ/Mursch-Edlmayr: BZ/Mursch-Edlmayr