Bei der Herstellung von Weizenmehl werden die Weizenkeime vom restlichen Korn abgetrennt. Durch ihren Ölgehalt würden sie nämlich die Vermahlung stören und das Mehl schneller ranzig werden lassen. Lange galten die kleinen Keime als Abfallprodukt, inzwischen wurde erkannt, wie wertvoll sie sind.
Herz des Weizenkorns
Jedes Weizenkorn besteht aus drei Teilen. Der Mehlkörper macht rund 90 Prozent des Gewichts des Kornes aus. Daraus wird das feine Mehl gemahlen. Die Schale des Korns wird als Kleie bezeichnet. Sie schützt den Mehlkörper und wird beim Mahlen meistens entfernt. Der Keimling sitzt an der Spitze des Weizenkorns. Er macht nur etwa zwei bis drei Prozent des Kornes aus, enthält allerdings mehr Nährstoffe als das restliche Weizenkorn. Aus diesem Grund wird er gerne als „Herz des Weizenkorns“ oder auch „Juwel des Weizenkorns“ bezeichnet. Man findet darin fast alle Mineralstoffe, Vitamine, sekundäre Pflanzenstoffe, mehrfach ungesättigte, essentielle Fettsäuren und Ballaststoffe.
Weizen in Zahlen
• Knapp drei Viertel des in Österreich produzierten Mehls ist aus Weizen
• Weizen wird hierzulande auf 260.000 Hektar angebaut
• Rund zwei Drittel (65 %) des heimischen Weizens werden in Ostösterreich angebaut
• Mehr als 90 Prozent des angebauten Weizens entfällt auf Winterweichweizen
• Für ein Kilogramm Weißmehl benötigt man 1,2 Kilogramm Weizen
Wertvolle Inhaltsstoffe
Von den Vitaminen sind vor allem das Schutz-Vitamin E und die Vitamine der B-Gruppe hervorzuheben, aber auch Provitamin A, D2 und Vitamin K sind enthalten. Weizenkeime beinhalten zusätzlich sehr große Mengen des Anti-Stress-Minerals Magnesium. Besondere Aufmerksamkeit wird Weizenkeimen allerdings wegen des enthaltenen Spermidins gewidmet.
Wundermittel Spermidin
Spermidin ist ein Botenstoff, der sowohl im Körper selbst gebildet wird als auch in der Nahrung vorkommt. Mehrere Studien bestätigen die positive Wirkung dieses Inhaltsstoffes auf das Wohlbefinden. Besonders interessant für die Wissenschaft ist, dass Spermidin den Selbstreinigungsprozess der Zellen anregt und die Zellalterung verlangsamt. Dabei werden Zellen nicht nur aufgeräumt, sondern auch sogenannter Zellschrott abgebaut und verwertet. Dazu gehören beschädigte Zellorganellen genauso wie eingedrungene Krankheitserreger oder defekte Proteine. Diese körpereigene Entschlackung ist umso wichtiger, wenn der Stoffwechsel erhöht ist – beim Sport, während des Wachstums, in der Schwangerschaft oder beim Fasten.
>Besonders interessant für die Wissenschaft ist, dass Spermidin den Selbstreinigungsprozess der Zellen anregt und die Zellalterung verlangsamt.
Bei all diesen Vorgängen besteht eine erhöhte Anfälligkeit für das Auftreten von Zellschäden und eine gesteigerte Reparaturleistung ist hilfreich. Die Leistung der Zellen zur Selbstreinigung lässt im Laufe der Zeit nach. Die gealterten Zellen arbeiten nicht mehr so effektiv, was die Entstehung verschiedener Krankheitsbilder fördert.
Dazu gehören unter anderem Demenzerkrankungen wie Alzheimer, Tumorbildung, Muskelerkrankungen und Infektionskrankheiten. Kognitive Leistungen sind die Fähigkeiten unseres Gehirns, verschiedene Aufgaben auszuführen und Informationen zu verarbeiten. Es umfasst mentale Prozesse wie Denken, Erinnern, Lernen und das Lösen von Problemen sowie Wahrnehmung und Sprache. Es beschreibt, wie gut jemand in der Lage ist, verschiedene geistige Aktivitäten auszuführen.
In einer gemeinsamen Studie von universitären Forschungsteams aus Graz, Innsbruck und Berlin wurde untersucht, inwiefern Spermidin sich auf die kognitiven Leistungen auswirkt.
>Die positiven Effekte scheinen sich nach ersten Erkenntnissen beim Menschen zu bestätigen.
Nachdem diese Substanz das Leben von Zellen verlängert hat, hat sie auch positive Effekte auf den Alterungsprozess des Gehirns. Es gibt bereits zahlreiche tierexperimentelle Daten, die vielversprechende Ergebnisse bei der Gabe von Spermidin zeigen. Die positiven Effekte scheinen sich nach ersten Erkenntnissen beim Menschen zu bestätigen. Um zu überprüfen, ob die Wirkungsweise von Spermidin tatsächlich das hält, was in Tiermodellen bereits erforscht worden war, griffen die Forscher auf die sogenannte „Brunck-Studie“ zurück. Das wissenschaftlich belegte Ergebnis: „Studienteilnehmer, die mehr Spermidin aufgenommen hatten, zeigten über die folgenden fünf Jahre deutlich weniger kognitive Einbußen.“
Unerhitzt genießen
Weizenkeime können pur verzehrt oder verschiedensten Gerichten zugesetzt werden. Üblicherweise werden täglich etwa vier bis fünf Esslöffel oder 50 Gramm verzehrt. Die Aufnahme lässt sich dank vielfältiger Rezepte mit Weizenkeimen sehr vielseitig gestalten. So eignen sich Weizenkeime zum Verfeinern von Müsli, Smoothies, Obstsalat oder Joghurt. Gesundheitsbewusste Genießer geben sie als Topping auf Suppen und Eintöpfe oder Nudelgerichte. Man kann die Weizenkeime außerdem unter den Brot- und Kuchenteig mischen. Die nussige Note sorgt für ein zusätzliches Aroma.
Um bestmöglich von den wertvollen Inhaltsstoffen zu profitieren, sollten Weizenkeime allerdings nicht gekocht, gebacken oder anderweitig erhitzt werden. Rohe Weizenkeime haben einen bitter-grasigen Geschmack. In einem schonenden Verfahren werden sie thermisch entbittert, wodurch der nussige Geschmack noch besser zur Geltung kommt und auch die Haltbarkeit verbessert wird. Damit die wichtigen Inhaltsstoffe aber nicht zerstört werden, sollten die Weizenkeime nicht geröstet werden.
Weizenkeime erhält man inzwischen in zahlreichen Bauernläden, aber auch im Lebensmitteleinzelhandel oder in Reformhäusern. Wie bei jedem Lebensmittel gilt auch hier die Devise: „Regional einkaufen und genießen“.
Weiterer wertvolle Spermidin-Lieferanten
Weizenkeime sind allen anderen Lebensmitteln – was den Gehalt an Spermidin anbelangt – weit überlegen. Einen hohen Gehalt an Spermidin haben außerdem reifer Käse und Sojaprodukte, Pilze aber auch Vollkornprodukte wie Haferflocken. Beim Gemüse sind Hülsenfrüchte, Kohlgemüse und Kartoffeln reich an Spermidin. Fermentationsprozesse erhöhen übrigens den Spermidingehalt. Dazu gehört unter anderem das Sauerkraut – also fermentiertes Kohlgemüse.
- Bildquellen -
- Weizenkeime: sommai - stock.adobe.com