Die Extremereignisse wie Hitzewellen und Starkregen häufen sich. Alleine Anfang September dieses Jahres endete eine Hitzewelle, darauf folgte eine sehr kalte Monatsmitte mit Niederschlagsrekorden und ungewöhnlich hohen Schneemengen auf den Bergen, die ebenfalls stellenweise neue Rekorde brachen. Diese schnellen Wetterumschwünge bedrohen die Produktionsgrundlage Boden. Auf Äckern und Wiesen fehlen aufgrund der Erosion Erde und Nährstoffe. Der Eintrag von abgeschwemmtem Boden verschlechtert darüber hinaus den Zustand der Gewässer: „Ein Drittel der oberösterreichischen Gewässer ist mit Nährstoffen wie Phosphor und feinen Sedimenten belastet. Eine Ursache dafür ist die Erosion von landwirtschaftlich genutzten Böden. Diese scha-det nicht nur den Gewässern, sondern führt auch zum Verlust fruchtbarer Böden, deren Bildung über 100 Jahre dauert“, betont Umwelt- und Klimalandesrat Stefan Kaineder.
„Das stellt die Bäuerinnen und Bauern vor immer größere Herausforderungen und die Folgen für die Zukunft sind noch nicht wirklich absehbar. Unsere Ackerbäuerinnen und Ackerbauern sind im Boden- und Gewässerschutz grundsätzlich gut aufgestellt, sie sind aber gefordert weiter entsprechende Initiativen zu ergreifen“, so Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Waldenberger.
Wetterextreme nehmen deutlich zu
Laut Hagelversicherung werden die Wetterschäden in der Landwirtschaft in Österreich auf rund 250 Millionen Euro geschätzt. 150 Millionen Euro entfallen auf Dürre-Schäden, 100 Millionen auf Frost, Hagel, Sturm und Überschwemmungen.
„Mit ihrer Werkstatt unter freiem Himmel sind unsere Bäuerinnen und Bauern die ersten und unmittelbar Betroffenen von klimabedingten Wetterkapriolen. Risikovorsorge, etwa durch Hagel- und Dürreversicherungen, ist daher eine zentrale Maßnahme des einzelbetrieblichen Risikomanagements. Doch nicht alles ist versicherbar – insbesondere sekundäre Unwetterschäden wie Bodenerosion, die langfristig ebenso existenzbedrohend sind“, erläutert Agrarlandesrätin Michaela Langer-Weninger.
„Bodenabträge zerstören die wichtigste Produktionsgrundlage – den Boden – und führen zu einem dauerhaften Verlust von wertvollem Humus und Nährstoffen.” Michaela Langer-weninger
Erosion beeinträchtigt die Funktion der Böden, belastet Gewässer und schädigt die Infrastruktur. Mit dem fortschreitenden Klimawandel wird Erosionsschutz für jeden landwirtschaftlichen Betrieb wichtiger. Besonders Landwirte mit Flächen in Hanglage, bei denen am Ende des Hangs Gewässer, Infrastruktureinrichtungen, Gebäude oder Siedlungen liegen, sollen zukünftig besonderen Wert auf Erosionsschutzmaßnahmen legen.
Ziel sei es, das Wasser und den Boden auf dem Feld zu halten. Angepasste Bodenbearbeitung, gemeinsam mit geeigneter Fruchtfolge und qualitativ hochwertigen Zwischenfrüchten sind die wesentlichen Elemente einer stabilen Bodenstruktur. Durch die gezielte Anlage von Pufferstreifen, Pufferflächen und Rückhaltemaßnahmen wird Erdmaterial zurückgehalten. Der technische Fortschritt durch Präzisionslandwirtschaft birgt enormes Potential, um Böden und Gewässer bestmöglich zu schützen. Fruchtfolge, Kalkung, Begrünungen, Mulch- und Direktsaat, standortgemäße Bewirtschaftung, Fruchtwechsel im Hang, Einsaaten von Querstreifen, Anbau quer zum Hang, gemeinschaftliche Fruchtfolge durch Absprachen unter den Landwirten, seien laut Landwirtschaftskammer OÖ nur eine kleine Auswahl an Möglichkeiten beziehungsweise Maßnahmen.
Rundum Schutz ist nicht möglich
Bodenabtrag kann jedoch nie völlig verhindert werden: Niederschläge zu ungünstigen Zeitpunkten (zum Beispiel unmittelbar nach dem Anbau einer Kultur) oder Extremniederschläge (hohe Niederschlagsmengen in kurzer Zeit) können immer wieder zu Bodenabträgen führen. Mit einer qualitativ hochwertigen Umsetzung von diversen Erosionsschutzmaßnahmen kann jedoch das Abtragsrisiko erheblich reduziert beziehungsweise minimiert werden. „Wir Bäuerinnen und Bauern sind gefordert unsere Böden in der Bewirtschaftung nicht zu überfordern. Ein Thema sind dabei immer schwerer werdende Bearbeitungs- und Erntegeräte, welche die Bodenstruktur negativ beanspruchen können. Die zunehmende Digitalisierung der Landwirtschaft wird hier ein Teil der Lösung sein“, erläutert Waldenberger die komplexen Sachzusammenhänge.
ÖPUL-Maßnahmen
Im österreichischen Programm für umweltgerechte Landwirtschaft (ÖPUL) werden umfangreiche Fördermaßnahmen zum Boden- und Gewässerschutz angeboten. So nehmen zum Beispiel über 4800 Betriebe in Oberösterreich an der ÖPUL-Maßnahme „Erosionsschutz Acker“ teil und über 2000 Bäuerinnen und Bauern an „Vorbeugender Grundwasserschutz-Acker“. Bis 31. Dezember ist noch ein Neueinstieg in das Programm möglich.
- Bildquellen -
- Querstreifeneinsaat Abflussweg BWSB: BWSB
- Regenperiode: Agrarfoto.com