Stromnetz: Ausbau unter Einbindung der Bürger

Der „Stromnetz-Masterplan“ beinhaltet 30 neue Leitungsprojekte. Bei der Trassenfindung setzt man auf Transparenz – die Bürger sollen von Anfang an mitreden dürfen.

So soll das Hochspannungs-Stromnetz in Oberösterreich im Jahr 2026 aussehen. Copyright: Foto: apg; Grafik: Land OÖ

Bis 2026 sollen in Oberösterreich 30 neue Leitungsprojekte realisiert werden. Im „Stromnetz-Masterplan“ ist der Bau von 180 Kilometer neuen Hochspannungsleitungen sowie 20 neuen Umspannwerken vorgesehen. Zudem sollen 300 bereits bestehende Leitungskilometer erneuert werden. In Summe werden um die 800 Millionen Euro investiert. Die Planung erfolgte in enger Zusammenarbeit der drei Netzbetreiber Austrian Power Grid (APG), Energie AG und Linz Strom. Weiters wurde ein Trassenfindungs-Leitfaden präsentiert. Dieser soll Transparenz in den Planungsprozess und die Entscheidungsfindung bringen. Landeshauptmann-Stv. Michael Strugl erhofft sich, dass dadurch oftmals auftretende Widerstände in den Genehmigungsverfahren für Leitungsprojekte in Zukunft von Vornherein vermieden werden können: „Je früher wir die Bevölkerung informieren und je besser wir sie einbinden, umso höher ist die Chance, dass wir Akzeptanz erreichen und somit die Verfahren abkürzen“, so Strugl. Es soll von Anfang an erklärt werden, warum die Leitung notwendig sei, ob ein Erdkabel verlegt oder eine Freileitung gebaut wird und warum eine Trasse besser sei als die andere.

OÖ hinkt mit Netzausbau massiv hinterher

Der Ausbau zu einem leistungsfähigen Übertragungs- und Verteilnetz sei notwendig, um die Versorgungssicherheit und -qualität zu gewährleisten. Derzeit hinke man mit dem Netzausbau massiv hinterher, weil Genehmigungsverfahren für Leitungsprojekte zu lange dauern würden. Die Umsetzung von der Planung bis zur Errichtung reiche von mehreren Jahren bis teilweise sogar Jahrzehnten. In Zukunft werde von der Projektidee bis zur endgültigen Trassenentscheidung der Ablauf genau definiert sein und durch einen Dialog mit den Gemeinden begleitet.

Agrarstruktur steht erst später im Fokus

Erster Ansprechpartner ist der Bürgermeister und in weiterer Folge Gemeindevertreter. Zudem soll jedenfalls der Ortsbauernausschuss mit eingebunden werden. „Den einzelnen betroffenen Grundeigentümer gibt es zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht. Das ist der wesentliche Unterschied zu vorher“, erklärt Johann Ecker vom Ins­titut Retzl in Linz, der den Leitfaden maßgeblich mitent­wickelt hat. Die Berücksichtigung der Agrarstruktur spiele erst bei der Trassenoptimierung zu einem späteren Zeitpunkt eine Rolle, da hinsichtlich Lage der Maststandorte und Überspannungshöhen ein Spielraum bestehe. Auch die Abhandlung von Individualitäten wie beispielsweise Dienstbarkeiten und Entschädigungen seien derzeit noch kein Thema.
„Eine starke Nachvollziehbarkeit ist wichtig, damit Bürger nicht das Gefühl haben, dass über ihren Kopf hinweg entschieden wird. Wir brauchen es, wir werden es auch machen aber so, dass es für jeden verständlich ist. Es bringt keinem etwas wenn sich Projekte um Jahre verzögern, ohne dass es in der Sache besser wird. Im Gegenteil: Es entstehen sozialer Unfrieden und unnötige Kosten“, so Ecker.

Die drei wichtigsten Masterplan-Projekte

• Generalerneuerung Donauschiene mit Netzabstützung Innkreis
• Netzabstützung Zentralraum
• Stromversorgung Mühlviertel

Der „Stromnetz-Masterplan“ und der Trassenfindungs-Leitfaden sind im Internet auf der OÖ Landes­homepage abrufbar – unter www.land-oberoesterreich.gv.at/187716.htm

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AUTORThomas Mursch-Edlmayr
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3. Mai 2017