Schweinepreise wegen Corona-Krise unter Druck

Der Schweinepreis gerät zunehmend unter Druck. FOTO: agrarfoto.com

“Die Corona-Krise hat nun auch den heimischen Schweinemarkt erreicht. Eine geschlossene Gastronomie sowie massive Exporteinbußen nach China haben im April zu einem Preisrückgang von 19% im Vergleich zum Jahresbeginn geführt. Die Krise gemeinsam zu meistern heißt jetzt für alle – Konsumenten, Handel und Gastronomie -, sich bewusst für österreichisches Fleisch zu entscheiden”, betont die Erzeugergemeinschaft Gut Streitdorf in einer Aussendung.

US-Anbieter drücken auf dem Weltmarkt die Preise

Bisher konnte sich der heimische Schweinemarkt aufgrund des letztjährigen und bis April anhaltenden Preishochs noch recht gut halten. China war letztes Jahr der Preismotor für österreichisches Schweinefleisch. Auf die Volksrepublik entfallen 50% der weltweiten Schweineproduktion, aufgrund der Afrikanischen Schweinepest musste China 2019 etwa ein Drittel des Bedarfes importieren und auch Österreich konnte seine Lieferungen ausbauen. Jetzt aber hat durch die Covid-Krise in China der Schweinefleischkonsum sowohl im Privatbereich als auch im Außer-Haus-Verzehr massiv abgenommen. Das weitaus größere Problem stellen derzeit allerdings die USA dar: Mit Preisen von nur 80 Cent pro kg Schlachtgewicht mischen sie derzeit den Weltmarkt am Schweinesektor auf und stoßen bereits auf eine entsprechende Nachfrage aus China beziehungsweise dem asiatischen Raum.

Ausfall des Gastro-Absatzes wirkt sich deutlich aus

Doch nicht nur der Einbruch der Exportschiene lässt den Schweinepreis in Österreich sinken, der Ausfall des Außer-Haus-Verzehrs, der Gemeinschaftsküchen sowie der Systemgastronomie wirkt sich massiv aus – diese Mengen kann der Privatkonsum trotz eines Anstiegs von 20 bis 30% nicht annähernd ausgleichen.

Vor allem im Gastro-Bereich kommt es derzeit zu einer Marktschwemme. “Viel Ware aus Südamerika liegt bei europäischen Importeuren und wartet darauf, in der Gastronomie abgesetzt zu werden. Doch dadurch kommt die heimische Fleischproduktion nur noch mehr unter Druck”, meint Werner Habermann, Geschäftsführer der Erzeugergemeinschaft Gut Streitdorf. “Wir wissen sehr wohl, dass die Wirte im Moment eine schwierige Situation durchstehen müssen. Doch nur durch ein Umdenken und ein Zusammenhalten können wir die österreichische Wirtschaft retten, nur durch ein bewusstes Entscheiden für heimische Qualitätsware können wir den Markt wieder ankurbeln”, ist Habermann überzeugt. Daher appelliert die EZG Gut Streitdorf sowohl an die Konsumenten als auch an die Gastronomie, jetzt auf die Herkunft der Lebensmittel zu schauen und zu heimischer Qualitätsware zu greifen.

“Die Bauern sorgten während der Krisenzeit dafür, dass ausreichend Qualitätsfleisch verfügbar war, jetzt liegt es am Konsumenten und an der Gastronomie, die Landwirte zu unterstützen, indem man sich für österreichische Produkte entscheidet”, sagt EZG-Obmann Franz Rauscher. Er weist auf ein weiterführendes Problem hin: “Mit diesen stark fallenden Preisen im gesamten Fleischbereich – Rind, Schwein und Lamm – könnten künftig wieder einige österreichische Bauern von der Versorgerlandkarte verschwinden. Krisenfeste Selbstversorgung in Österreich muss jedoch jederzeit gewährleistet sein.”

“Nicht zuletzt sollte auch der Gedanke der Nachhaltigkeit zu einer klaren Entscheidung für österreichische Produkte führen. Der CO2-Abdruck eines Schnitzels oder Steaks aus unserer Region wird immer um ein Vielfaches geringer sein als ein importiertes Stück Fleisch aus Süd- oder Nordamerika”, so Rauscher. Wenn es beim täglichen Einkauf heiße “Österreich zuerst” und die heimischen Produkte für die Konsumenten unverwechselbar erkennbar seien, dann gebe es auch eine Zukunft für die inländische Landwirtschaft.

AIZ

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