Geflügelfachtag/Wintertagung
Am Dienstag durfte ich beim Geflügelfachtag im Rahmen der Wintertagung 2020 in Hatzendorf über Lebensmittelherkunftskennzeichnung referieren. Als Landwirtin und Direktvermarkterin ist mir die Wertschätzung der Herkunft und Qualität von Lebensmitteln ein echtes Herzensanliegen. Dazu ist ein großer Schritt in die richtige Richtung mittlerweile getan. Am 1. April dieses Jahres tritt in der EU die sogenannte „Primärzutatenverordnung“ in Kraft. Dann darf es kein polnisches Paprikahendl mehr mit rot-weiß-rotem Herz auf der Packung und dem Hinweis „Hergestellt in Österreich“ mehr geben. Damit schaffen erleichtern wir den bewussten Griff zu unseren hochqualitativen Lebensmitteln aus heimischer Produktion. Denn Ende 2019 wurden österreichweit von der Landwirtschaftskammer „Geflügel-Store-Checks“ durchgeführt. Die Ergebnisse waren erschreckend: Gerade bei Convenience-Produkten wissen die Konsumenten nicht, ob das Geflügelfleisch aus Österreich stammt oder beispielsweise aus der Ukraine importiert wurde. Bei verarbeiteten Geflügel-Produkten sind rund drei Viertel der getesteten Produkte mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht aus Österreich, bei Frischgeflügel ist es nur knapp ein Drittel. In Österreich gelten höhere Tierschutzstandards, also ist die heimische Ware teurer. Wer höhere Standards fordert, muss sie aber auch kaufen und mehr dafür bezahlen. Für mich steht außer Frage, dass wir eine transparente Herkunftskennzeichnung brauchen, damit Konsumenten bewusst nach heimischen Lebensmitteln greifen können. Unsere Landwirtinnen und Landwirten werden nie zu den Großen gehören und streben das auch gar nicht an.
Brexit-Abstimmung
Am Mittwoch haben wir Europaabgeordnete das Austrittsabkommen zwischen Großbritannien und der EU in einer “Mini”-Plenartagung abgesegnet. Das Abstimmungsergebnis war eindeutig: 621 Abgeordnete haben dafür gestimmt, 49 dagegen, 13 haben sich enthalten. Die ÖVP-Delegation hat geschlossen für einen geordneten Brexit mit Abkommen gestimmt. Viele meiner britischen Kolleginnen und Kollegen treten den Weg in die Heimat nur schweren Herzens an. Auch wenn ich mir einen anderen Ausgang gewünscht hätte, das Referendum und die Entscheidungen der Briten sind zu akzeptieren. Noch sind viele Fragen offen, die es bis Ende des Jahres zu klären gilt. Ich wünsche mir von Herzen, dass die europäisch-britische Freundschaft größer ist, als der Druck der anstehenden Verhandlungen. Was der Brexit nun für den Agrar- und Lebensmittelsektor bedeuten wird, ist nach wie vor unklar und hängt stark von den weiteren Verhandlungen ab. Wir müssen aber wohl mit gravierenden Störungen auf den Agrarmärkten rechnen. Für Österreich ist Großbritannien ein wichtiger Exportmarkt, im bisherigen Ranking auf Platz 11. Der Wert unserer landwirtschaftliche Erzeugnisse, die ins Vereinigten Königreich gehen, betrug zuletzt 184 Mio. Euro. Wenn Großbritannien und zu einem Drittland wird, gelten im Außenhandel die WTO-Regelungen und damit hohe Zollsätze und zwingende phytosanitäre und Veterinärkontrollen.
Holocaust-Gedenken
Ebenfalls am Mittwoch fand im EU-Parlament das besonders ergreifende Holocaust-Gedenken zum 75. Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz statt. Dazu ein Zitat der Holocaust-Überlebenden Liliana Segre: “Die Kraft des Lebens ist unbesiegbar! Wir kämpften Tag für Tag, Lager um Lager. Einige blieben einfach liegen, weil sie nicht mehr gehen konnten – und verstarben. Niemand traute sich zu helfen, oder hatte die Kraft zu helfen. Europa wurde gebaut, damit das Böse keine Chance hat und wir in Frieden leben können. Geben wir dem Hass keine Chance, keinen Nährboden. Dieses Gedenken ist der Aufruf zur Wachsamkeit!” Mich hat das Gedenken zutiefst bewegt. In einigen Jahren wird niemand mehr da sein, der die Schrecken des Holocausts selbst miterlebt hat, um diese auch kommenden Generationen in Erinnerung rufen zu können. Die Geschichte darf sich aber nicht wiederholen. Deswegen bin ich Liliana Segre aufrichtig dankbar, dass sie es zu ihrem Lebenswerk gemacht hat, etwa bei Schulbesuche zur Wachsamkeit aufzurufen. Ihrem Einsatz, ihrer Bereitschaft, den damaligen Horror durch Erzählungen immer und immer wieder zu erleben, zolle ich höchsten Respekt.
Praktikum in meinem Team
Indes hat Stefan Kohl, mein erster Praktikant in Brüssel, mit Ende dieser Woche seine letzte Praktikumswoche ab geschlossen und kehrt nun wieder nach Österreich zurück. Wie er seine Praktikum selbst gesehen hat? „Ich wurde vom ersten Tag herzlich ins Team integriert und in die Parlamentsfamilie aufgenommen. In diesem Praktikum durfte ich eine Menge lernen, fachlich wie auch zwischenmenschlich. Als „kleiner Schüssel“ – meine Fliege statt Krawatte wurde zu meinem Markenzeichen – konnte ich die Arbeitsweise des Parlaments verfolgen, an interessanten Ausschusssitzungen teilnehmen und auch fachlich mitarbeiten. Auch konnte ich viele neue Menschen kennenlernen und Freundschaften knüpfen. Recht herzlichen Dank an Simone Schmiedtbauer und ihr Team Sara Zwatz, Thomas Fellner und Nathalie Feltes. Und so wie sich viele Engländer insgeheim eine Rückkehr in die Europäische Union wünschen, so wünsch ich mir eine solche ins EU-Parlament.“
Seine Nachfolge übernimmt ab Februar Nathalie Monschein, gebürtig aus Eichkögl in der Südoststeiermark.
Praktikantin Nathalie MONSCHEIN Stellt Sich Vor
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- Eu Parlament: EU, Paul Gruber