Unterschiedlicher hätte die Witterung in den beiden letzten Erntejahren nicht sein kön- nen. Vergangenes Jahr sind speziell die Herbstkulturen auf den Feldern regelrecht vertrocknet. Heuer gab es vor allem zwischen Anfang Mai und Ende Juli überdurchschnittlich viel Niederschlag. In diesem Zeitraum lagen die Werte 40 bis 90 Prozent über dem längjährigen Durchschnitt (siehe Grafik unten). Insgesamt hat es in Oberösterreich in den letzten drei Monaten 500 Liter pro Quadratmeter geregnet. Dabei gab es eine Vielzahl an Starkregen-Ereignissen mit bis zu 100 Litern binnen kürzester Zeit: “Solche Niederschlagsmengen kann selbst der beste Boden nicht bewältigen”, erklärt Christian Krumphuber, Leiter der Abteilung Pflanzenproduktion der LK OÖ. Extrem großflächige Hagelstriche blieben heuer zwar aus, dafür gab es viele kleinräumige. Insgesamt entstand auf einer Fläche von knapp 15.000 Hektar ein Gesamtschaden von ungefähr fünf Millionen Euro. Durch die vielen Unwetter und Stark- regenereignisse gab es heuer wieder verstärkt Lagergetreide, was die Ernte entsprechend erschwerte. Bei der Entwicklung der Anbauflächen hat es, mit Ausnahme des Ölkürbis, kaum gravierende Veränderungen gegeben. Beim Ölkürbis hat sich die Anbaufläche von 700 auf 1900 beinahe verdreifacht. Es scheint als wäre diese Spezialkultur mittlerweile auch in Oberösterreich angekommen.
Ernteergebnisse im Detail
Generell gesehen kann man in Oberösterreich heuer von einer durchschnittlichen Ernte sprechen. Hier die Ergebnisse der Kulturen im Detail:
Wintergerste: Die Erträge lagen im Schnitt bei sechs Tonnen pro Hektar, wobei die Bandbreite regionsweise groß war. Auch die Hektolitergewichte sind mit um die 60 Kilogramm knapp ausgefallen. Damit blieb die Wintergerste heuer hinter den Erwartungen. Preislich liegt man bis zu zehn Prozent unter dem Vorjahresniveau.
Winterweizen: Auch hier ist die Bandbreite der Erträge von unter fünf bis über acht Tonnen pro Hektar sehr groß. Die Eiweißgehalte sind mit etwa 12 bis 13 Prozent gut ausgefallen. Verglichen dazu sind die Hektolitergewichte (73 bis 78 Kilogramm) unterdurchschnittlich. In Anbetracht der Witterungsverhältnisse ist dies aber nachvollziehbar. LKOÖ-Präsident Franz Reisecker empfiehlt daher Weizen mit überdurchschnittlichen Proteinwerten und ausreichenden Hektolitergewichten nicht sofort zu verkaufen und die Entwicklung der Preise abzuwarten.
Raps: Der Raps hat heuer positiv überrascht und brachte gute Durchschnittserträge. Mit etwa 3500 bis 3800 Kilogramm pro Hektar liegen diese knapp zehn Prozent über den Vorjahreserträgen. Krumphuber rechnet damit, dass es beim Raps auch flächenmäßig wieder aufwärts gehen könnte.
Grünland: Mengenmäßig verlief die Ernte heuer gut. Die Erträge sind als sehr zufriedenstellend einzustufen. Die im Vorjahr durch Trockenheit gebietsweise entstandene Futterknappheit konnte damit bereits kompensiert werden. Die zahlreichen Niederschläge bei gleichzeitig meist warmen Temperaturen waren förderlich für das Wachstum der Bestände. Allerdings sind auch hier die Qualitäten nur als durchschnittlich zu betrachten. Zudem bereitet die hohe Wassersättigung der Grünlandböden heuer Sorgen. Ein ausreichendes Abtrocknen war dadurch nur selten möglich.
Obstbau: Die Situation war hier maßgeblich durch die Frostschäden Ende April geprägt. Besonders Steinobst war massiv betroffen – bei Kirschen und Marillen gibt es heuer faktisch einen Totalausfall.
Gemüsebau: Hier hatte der Spätfrost kaum Auswirkungen. Generell ist die Erntesaison bislang gut verlaufen und auch das Preisniveau kann laut Krumphuber durchwegs als zufriedenstellend bezeichnet werden.