Nach der Getreideernte ist vor dem Kalkstreuen

Ausbringung mit dem Großflächenstreuer: Kalk darf nicht eingepflügt, sondern soll nur mit der oberen Bodenschicht durchmischt werden. ©agrarfoto.com
Ausbringung mit dem Großflächenstreuer: Kalk darf nicht eingepflügt, sondern soll nur mit der oberen Bodenschicht durchmischt werden. ©agrarfoto.com
Am Anfang einer jeden Überlegung über den Einsatz von Kalk sollte eine regelmäßige Bodenuntersuchung stehen. Diese verrät dem Landwirt, in welcher Versorgungsstufe sich seine Flächen befinden und welche Nährstoffe er gezielt zuführen muss. Der pH-Wert sollte im Ackerboden zwischen sechs und sieben und im Grünland zwischen fünf und sechs liegen. Dieser Wert gibt Auskunft über den Säure- und Basengehalt im Boden. Die Verfügbarkeit der Nährstoffe verschlechtert sich, je weiter man von diesem Optimalbereich entfernt ist. Als Gegenmaßnahme bei einem zu tiefen pH-Wert kann dieser mit Kalk (Calciumoxid = CaO) langfristig stabilisiert werden. Der pH-Wert des Bodens nimmt durch die Bewirtschaftung ab, man spricht von Bodenversauerung. Die Bodenversauerung hat unter anderem natürliche Ursachen wie Bodenatmung, Humusbildung oder Nährstoffaufnahme. Durch die Zufuhr von sauer wirkenden mineralischen als auch organischen Düngemitteln beeinflusst die Bewirtschaftung den pH-Wert. Jedes Jahr werden, natürlich abhängig von der Kultur- art, bis zu 180 Kilogramm CaO pro Hektar abtransportiert sowie bis zu 1000 Kilogramm CaO pro Hektar durch Auswaschung in tiefere Bodenschichten verlagert. Um dieser Abnahme des CaO-Gehaltes im Boden entgegenzuwirken, muss in regelmäßigen Abständen eine Erhaltungskalkung durchgeführt werden.

Zeitpunkt der Kalkausbringung

Nach der Getreideernte bietet sich für den Landwirt die ideale Gelegenheit, um bodenschonend Kalk auf den Flächen auszubringen. Am besten wird der Kalk mit einem Großflächenstreuer gleichmäßig ausgebracht und im Anschluss seicht eingearbeitet. Hier muss beachtet werden, dass der Kalk für eine ideale Wirkung nicht eingepflügt werden darf, sondern nur mit der oberen Bodenschicht durchmischt werden soll. Die Ausbringung von Kalk gemeinsam mit organischen Düngern wie Gülle sollte unterlassen werden. Durch den Kalk wird der ammoniumhältige Stickstoffanteil der Gülle ausgetrieben und geht verloren. Zwischen Kalkung und einer Wirtschaftsdüngerausbringung sollten einige Wochen mit entsprechenden Niederschlägen liegen. Neben der Stoppelkalkung kann Calciumoxid auch vor der Saat von Hauptkulturen ausgebracht werden. Hier wird vor allem bei Raps oder Getreide im Herbst auf die Ackerfurche Brannt- oder Mischkalk gegeben und im Anschluss bei der Saat gleichmäßig in den oberen Bodenhorizont verteilt. Gerade bei Raps hat die Kalkausbringung neben der bodenverbessernden Wirkung auch einen Effekt auf Krankheiten und Schädlinge.

Kalkformen und ihre Wirkung im Boden

Im Handel gibt es eine Fülle an verschiedenen kalkhältigen Produkten, welche wieder genau auf den eignen Boden abgestimmt werden müssen. Branntkalk wirkt relativ rasch im Boden und erhöht so den pH-Wert innerhalb kurzer Zeit und verbessert die Struktur vor allem auf schweren tonhaltigen Ackerböden. Eine langfristige Wirkung hat Branntkalk allerdings nicht. Branntkalk entsteht durch Erhitzen von Kalk- und Dolomitgestein auf über 1000 Grad Celsius und anschließender feiner Vermahlung. Kohlensauer Kalk entsteht durch das Brechen und Vermahlen von Kalkstein. Aufgrund seiner chemischen Zusammensetzung wirkt dieser Kalk langsam und nachhaltig und ist deshalb vor allem für leichtere Böden empfehlenswert. Mischkalk vereint die rasche mit einer nachhaltigen Wirkung in einem Produkt. Dieser besteht aus kohlensaurem Kalk und Branntkalk in einem bestimmten Mischungsverhältnis und ist daher für fast alle Böden und vor allem für die Stoppelkalkung geeig-net. Neben diesen drei Kalkformen gibt es im Handel weitere Produkte wie Carbokalk oder Konverterkalke. Wird Kalk im Boden gelöst, liefert er basische Ionen und wirkt somit der Bodenversauerung entgegen. Weiters werden Calciumi-onen freigesetzt und diese verbessern die Bodenstruktur. Diese Caliumionen werden einerseits für die Pflanzenernährung als auch für die Bildung von Ton- Humuskomplexen und somit für eine nachhaltige Bodenstruktur benötigt. Kalk ist ein für die Bodenfruchtbarkeit unerlässlicher Nährstoff und sollte daher bei keiner ackerbaulichen Dün­geplanung außer Acht gelassen werden.

Kalkversorgung von Grünlandflächen

Auch im Grünland sollte nicht auf eine Erhaltungskalkung vergessen werden. ©agrarfoto.com
Auch im Grünland sollte nicht auf eine Erhaltungskalkung vergessen werden. ©agrarfoto.com
Am Ackerland wird zur Erhaltung der Bodenfruchtbarkeit und zur Regulierung des pH-Wertes regelmäßig Kalk ausgebracht. Ganz anders sieht es auf dem Grünland aus. Nur die wenigsten Flächen werden wirklich regelmäßig gedüngt. Bei einem jährlichen Kalkverlust von bis zu 300 Kilo-gramm Calciumoxid je Hektar Grünland müsste allerdings alle drei bis vier Jahre eine Erhaltungskalkung in der Höhe von etwa 1000 Kilogramm Calciumoxid durchgeführt werden. Landwirte müssen sich bewusst werden, dass auch auf dem Grünland die Bodenfruchtbarkeit nur durch eine regelmäßige Kalkung wirklich langfristig erhalten werden kann.

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