Vor knapp einem Jahr übernahm Harald Hochedlinger die ehrenamtliche Leitung der Bauernbundjugend in Niederösterreich. Wenn der 30-jährige Landwirt aus Ferschnitz, Bezirk Amstetten, zurück blickt, dann ist in den vergangenen Monaten schon einiges erreicht worden: „Es war ja damals für mich wie ein Nachhausekommen“, betonte Hochedlinger. Der junge Mostviertler war von 2014 bis 2017 Landesleiter der Landjugend Niederösterreich. Danach brachte er als Vorsitzender den „Forum Land“-Arbeitskreis Netzwerk-Jugend in eine Top-Position. Nun skizziert er, was er die Junglandwirtinnen und Junglandwirte zu tun gedenkt: Neben der agrarpolitischen Arbeit will er die Bauernbundjugend als ein starkes Netzwerk „nach innen“ etablieren, deren Öffent lichkeitsarbeit „nach außen“ vor allem in Richtung der neuen Medien lenken. Mit frischer Ambition will Hochedlinger die Bauernjugend für das Onlinezeitalter wappnen.
BauernZeitung NÖ: Was waren für Dich wesentliche Entwicklungen im ersten Jahr in der neuen Funktion?
Im Rückblick war es bisher ein unglaublich spannendes Jahr für mich. Mit der tatkräftigen Unterstützung des gesamten BauernbundTeams, allem voran von Jugendreferent Michael Burger und dem neu gewählten Landesvorstand, haben wir gemeinsam viel erreicht. Schon bei der Auftaktveranstaltung in Karlstetten haben wir gemeinsam mit 80 jungen Menschen unser politisches Grundgerüst errichtet und unsere Ziele klar abgesteckt. Wichtige Zukunftsfragen aus den Bereichen Energie, Umwelt und Landwirtschaft haben wir bei der ersten „InTalk“-Veranstaltung mit Bauernbundobmann und LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf und mit unserem EU-Abgeordneten Alex Bernhuber diskutiert, gemeinsam mit der Landjugend NÖ am AKW-Gelände in Zwentendorf. Mehr als 200 interessierte Besucher sind unserer Einladung gefolgt. Diesem Erfolgsformat sind mittlerweile drei weitere „InTalk“-Veranstaltungen gefolgt.
In Zeiten von Corona dürfen große Menschengruppen nicht zusammenkommen. Wie wurde darauf reagiert?
Gerade in der Krise beschäftigten sich viele Leute mit vielfältigen Aspekten der heimischen Landwirtschaft. Binnen kürzester Zeit haben wir daher auf Facebook unsere Botschaften an ein breites Publikum vermittelt und damit offenbar auch den Nerv der Zeit getroffen. So sind unserer Online-Serie im heurigen Frühjahr mehr als 236.000 Menschen gefolgt. Wir verfolgen dabei das Ziel, mehr Bewusstsein speziell für die Leistungen junger Bäuerinnen und Bauern zu schaffen. Mit ihrer täglichen Arbeit sichern sie auch in kritischen Situationen die Versorgung der Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher mit regionalen Lebensmitteln. Unser Appell richtet sich daher bewusst an die Konsumentinnen und Konsumenten, beim Einkaufen auf die Herkunft der Lebensmittel zu achten (Anmerkung: Die BauernZeitung NÖ wird nächste Woche ausführlich über die Online-Kampagne berichten, Anm.).
Wie ist es der Bauernbundjugend gelungen, das Interesse bei den Jugendlichen zu wecken?
Eines ist für mich klar: Nichts fällt einem leichter, als über die Politik zu schimpfen. Doch nur zu schimpfen ist mir zu wenig. Wir wollen nachhaltig etwas in Bewegung setzen. Mit dem Wissen über politische Zusammenhänge, Interesse an Agrarthemen und Spaß an politischen Diskussionen steigt für die Bauernbündler unter 35 Jahren auch die Motivation für konstruktive Beiträge. Da bin ich mir sicher. Mit Wissensvermittlung können wir die politische Aufmerksamkeit weiter steigern. Das will ich nutzen und zu diesem Zweck haben wir im vergangenen Herbst eine BauernbundjugendBezirkstour im ganzen Land unternommen und dabei die Frage gestellt: „Was macht der Bauernbund und wie kann ich mich am besten engagieren?“ Insgesamt 37 Abende standen ganz im Zeichen unserer Jugendarbeit. Rund 1000 Teilnehmer und viele positive Rückmeldungen haben uns dabei gezeigt, dass die Jugend ihre Zukunft mitgestalten möchte. Als Vernetzungsplattform für sich politisch zum Bauernbund bekennende Jugendliche und junge Erwachsene im ländlichen Raum werden wir diesen begonnenen Dialog weiter fortsetzen.
Hat die Bauernbundjugend auch die Unterstützung, an politischen Entscheidungsfindungen mitzuwirken?
Da sehe ich die bäuerliche Interessensvertretung genauso wie den NÖ Bauernbund gefordert, maßgeblich mitzuwirken. Die Jugend möchte ja mehr mitbestimmen. Ein erster Erfolg bestätigt auch meine Forderung: Vor einem Jahr stellte der NÖ Bauernbund Alexander Bernhuber, Landwirt aus Kilb, als Spitzenkandidaten für die Europa-Wahl auf. Mit mehr als 30.000 Vorzugsstimmen ist Alex als jüngster österreichischer Abgeordneter ins EUParlament eingezogen und nicht nur dort ein wichtiges Sprachrohr für die Interessen der Landwirtschaft, der Jugend und des ländlichen Raums. Auch das Team der Landeskammerräte wurde bei der konstituierenden Kammer-Vollversammlung stark verjüngt. Sechs Mandate gingen an Bauernbündler, die jünger als 35 Jahre sind, nämlich Franz Xaver Broidl aus Langenlois, Viktoria Hutter aus Gastern, Diana Müller aus Krustetten, Josef Laier aus Unserfrau-Altweitra, Richard Schober aus Gaweinstal und ich. Mit uns, die alle auch aus unterschiedlichen Betriebssparten kommen, sind viele junge Bäuerinnen und Bauern sehr gut vertreten.
Wohin geht also die sprichwörtliche Reise für die NÖ Bauernbundjugend?
Im Moment laufen die strategischen Vorbereitungen für unsere künftige Online-Kommunikation, in der kommenden Woche mit einer Video-Konferenz. Dabei werden wir auch besprechen, ob wir ein digitales Event veranstalten und natürlich darüber diskutieren, wie es aktuell um die Land- und Forstwirtschaft bestellt ist.
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- 10 01 22 20 NO: PHILIPP MONIHART