Getrübte Stimmung: Deutlich weniger Getreide

Die diesjährige Getreideproduktion bleibt hinter dem langjährigen Schnitt zurück.

Viel Regen im Winter und feuchtwarme Witterung im Frühsommer – das wechselhafte Wetter hinterlässt Spuren bei den Erträgen der heurigen Ernte. Während Oberösterreich von den Frostschäden im April weniger stark betroffen war als andere Regionen, rollen seit Mitte Juli Gewitterfronten mit Sturmböen und Hagel über das Land. Keine optimalen Bedingungen für das Getreide. Beim Obst- und Gemüseanbau sowie Grünland und Feldfutter sieht es hingegen besser aus – das zeigt die Ernte-Bilanz der Landwirtschaftskammer OÖ.

Getreideproduktion um elf Prozent gesunken

Weltweit wird heuer eine Rekordernte bei Weizen erwartet. In Österreich sieht es jedoch anders aus. Die heimischen Getreideflächen sind rückläufig. Die gesamte Produktion liegt 2024 in Oberösterreich elf Prozent unter dem langjährigen Schnitt. Zusätzlich fällt durch die Wetterbedingungen der Ertrag deutlich geringer aus. „Analog zum bundesweiten Trend ist auch in Oberösterreich die Getreidefläche 2024 gesunken. Vor allem wegen der schlechten Preissituation und den Kürzungen bei der industriellen Verarbeitung sind die Körnermaisflächen bei uns um 2153 Hektar zurückgegangen. Silomais konnte stattdessen zulegen. Leider hat Raps, der sich in Oberösterreich die letzten Jahre stabil halten konnte, um 8,2 Prozent enorm eingebüßt und wird aktuell nur mehr auf 6600 Hektar angebaut. Im Steigen begriffen sind vor allem Zuckerrübe und Ölkürbis“, erklärt Präsident der OÖ Landwirtschaftskammer Franz Waldenberger.

Die Erträge und Qualitäten liegen vor allem bei Wintergerste und Winterweizen deutlich unter den Vorjahren, auch die Preise gingen zur Ernte stark nach unten. Sommergetreide, wie Hafer oder Sommergerste, ist in Oberösterreich ebenfalls rückläufig. Die Weizenproduktion in Oberösterreich sinkt heuer aufgrund von geringeren Anbauflächen und den unterdurchschnittlichen Erntemengen um rund fünf Prozent. Die Rapsproduktion sinkt ebenfalls im Fünfjahresvergleich vor allem wegen des starken Flächenrückgangs.

Wintergerste: Die Produktionsbedingungen für Gerste waren nach guten Aussaatbedingungen im Herbst 2023 sehr schwierig. Starke Niederschläge im November und Dezember verhinderten die Entwicklung der Feinwurzeln, und das Gelbverzwergungsvirus trat erstmals seit 20 Jahren wieder vermehrt auf. Die Wintergerstenernte begann zwar früh und unter guten Bedingungen, jedoch sind die Erträge etwa 15 Prozent unter dem langjährigen Schnitt, mit durchschnittlich 6,6 Tonnen je Hektar. Auch das Hektolitergewicht und der Proteingehalt waren laut Helmut Feitzlmayr, Pflanzenbaudirektor der Landwirtschaftskammer OÖ eher dürftig.

Winterraps war in den letzten Jahren eine der ertragsstärksten Kulturen, viele Landwirte wenden sich nun jedoch davon ab. „Die Landwirte sind nicht mehr bereit, den Raps anzubauen. In den letzten zehn Jahren hat sich in Österreich der Rapsanbau halbiert, obwohl der Deckungsbeitrag so gut ist. Die Landwirte sagen, sie schaffen das pflanzenschutztechnisch nicht mehr, weil immer mehr Schutzmittel gestrichen werden“, so Feitzlmayr. Nach guten Anbaubedingungen im Sommer habe der Erdfloh im Herbst erhebliche Probleme verursacht. Erste resistente Erdflöhe seien entdeckt worden. Trotz dieser Herausforderungen wird für 2024 eine überdurchschnittlich gute Ernte mit etwa 3,8 Tonnen pro Hektar erwartet.

Winterweizen: Die Ernte begann Anfang Juli, wurde jedoch durch Regenschauer oft unterbrochen. Der Krankheitsdruck war laut Feitzlmayr aufgrund des feuchten Winters und Frühjahrs hoch, insbesondere Pilzkrankheiten breiteten sich stark aus. Die Erträge seien massiv unter den Erwartungen und mit etwa sieben Tonnen pro Hektar rund zehn Prozent unter dem langjährigen Schnitt. Die Qualität bezüglich Hektolitergewicht und Proteingehalt sei ebenfalls unterdurchschnittlich. Seiner Schätzung nach sind deshalb etwa die Hälfte der Ernte nur als Futtergetreide vermarktbar.

Grünland- und Feldfuttererträge sehr zufriedenstellend

Eine Kaltwetterfront Mitte April mit Schneefall in höheren Lagen bremste die Vegetation kurzfristig ein, jedoch ohne negative Auswirkungen auf das Grünland. Die darauf folgenden Schönwetterphasen ermöglichten Ende April Ernten mit zufriedenstellenden Futterqualitäten. Die Heuernte war jedoch von Mai bis Mitte Juni aufgrund des Wetters herausfordernd, weshalb die Ernte erst Ende Juni abgeschlossen werden konnte. Insgesamt seien die Erträge im Grünland durch gute Niederschlagsverteilung und fehlender längerer Trockenperioden jedoch sehr zufriedenstellend – fassen Feitzlmayr und Waldenberger zusammen.

„Das Vegetationsjahr 2024 startete so früh wie noch nie. Ein außergewöhnlich warmer Februar und März regte das Wachstum im Grünland und Feldfutterbau an. Futter, das bereits um den 10. April im Zuge des ersten Schnittes siliert werden konnte, verfügte Großteils über überdurchschnittliche Eiweiß- und Energiegehalte sowie gute Verdaulichkeit. Damit konnten die Grünlandbetriebe heuer im Schnitt drei Wochen früher mit der Ernte beginnen, als im etwas verzögerten Vegetationsjahr 2023. Auch Weidebetriebe konnten heuer bereits im März früher als üblich mit der Angewöhnung ihrer Tiere an die Weide beginnen“, erläutert Feitzlmayr.

Im Herbst wird laut Feitzlmayr nun Trockenheit befürchtet. Zurzeit solle der Mais und die Sojabohne schöne Bestände aufweisen, dennoch sei der Ertrag von den Niederschlägen abhängig. Es wird jedoch erwartet, dass sich der Maisertrag im Durchschnitt einpendelt und die Sojaernte durch Flächenausweitungen erhöht.

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  • Gerste: LK OÖ
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AUTORred Anna Schaumberger
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