Derzeit vergeht kaum eine Woche, in der nicht wieder ein Wolf einen Schaden anrichtet. Wieder traf es den Bezirk Freistadt im oberösterreichischen Mühlviertel. Laut einer Aussendung der Landwirtschaftskammer hat vermutlich ein Wolf am 12. Juli in Unterweißenbach ein Schaf attackiert. Der Landwirt entdeckte eines seiner trächtigen Mutterschafe mit einer klaffenden Fleischwunde an der Flanke. Das Tier musste notgeschlachtet werden.
Der Angriff geschah in unmittelbarer Nähe zum Haus. Eindeutige Spuren entlang des Stallgebäudes und rund um das Wohnhaus zeigen, dass der Wolf den elektrifizierten Schafzaun übersprungen haben muss. Zusätzlich fanden sich noch einige Pfotenabdrücke auf einem nahegelgenen Reitplatz, die laut dem LK-Wildschadensberater sehr wahrscheinlich von einem Wolf stammen.
Erst Ende Juni wurden in Weitersfelden im Bezirk Freistadt mehrere Mutterschafe und Lämmer gerissen. Die Wildschadensberatung der Oö. Landwirtschaftskammer geht davon aus, dass die DNA-Untersuchung mit hoher Wahrscheinlichkeit den Wolfsriss bestätigen wird. Wildschadensberater Wolf-Dietrich Schlemper rechnet diesbezüglich innerhalb der nächsten Woche mit einem Ergebnis. Auch vom Riss eines Kalbes in Liebenau liegt noch kein endgültiges Ergebnis vor. Gerade im nordöstlichen Teil des Bezirks Freistadt stehen die Landwirte unter einem massiven Druck durch die Wölfe. Sichtungen von Wölfen gehören mittlerweile schon fast zum Alltag, deshalb könne man laut Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Reisecker nicht mehr von einzelnen durchziehenden Individuen sprechen. So sieht es auch der Landesjagdverband. „Die Indizien sprechen dafür, dass im Dreiländereck Niederösterreich, Böhmen und Oberösterreich gerade ein Rudel im Entstehen ist“, so Geschäftsführer und Wildbiologe Christopher Böck.
Gezieltes Bestandesmanagement
Angesichts des erneuten Vorfalles bekräftige die Landwirtschaftskammer daher ihre Forderungen nach einer wildökologischen Raumplanung und einem effektiven Bestandesmanagement. “Nutztierrisse müssen verhindert werden, von der potenziellen Gefahr für den Menschen ganz zu schweigen”, heißt es in der Aussendung der Landwirtschaftskammer. Franz Reisecker: “Wir fordern dringend ein adäquates Bestandmanagement, um landwirtschaftliche Nutztiere zu schützen und weitere Schäden einzudämmen. Die Fälle häufen sich, die Notwendigkeit nach einem solidem Wolf-Management sollte politisch Priorität haben. Es braucht umgehend eine Änderung der EU-Rechtsnormen, um eine praxistaugliche Ko-Existenz von Wolf und Nutzier zu ermöglichen.” Auch Bauernbund-Landesobmann Max Hiegelsberger betonte kürzlich bei einer Almbegehung die zunehmende Gefahr durch den Wolf: “Wo der Wolf seine natürliche Scheu verliert, soll der Mensch die Möglichkeit des Eingriffes haben.”
- Bildquellen -
- Gerissenes Schaf: Natura 2000 Zentrum/Sollberger
- Schafsangriff: LK OÖ