Bei “schweinischer” Hitze ab in die Suhle

Gute Erfahrungen mit Suhlen in Schweineställen wurden im Zuge eines Tierwohlprojektes in Baden Württemberg in Deutschland gesammelt. Das sollte sich auch hierzulande bewähren.

Schweine sind „Bauchkühler“. Suhlbetrieb mit entspannten Tieren an einem Hitzetag mit 37 °C Außentemperatur.

Sommerliche Hitze ist für Schweine nur schwer erträglich. Die Tiere haben keine Schweißdrüsen und können deshalb nicht schwitzen. Belastend für den Temperaturhaushalt der Schweine wirken zudem die in den vergangenen Jahren züchterisch forcierten tierischen Leistungen im Zusammenwirken mit den zunehmend wärmeren Temperaturen in den heißen Sommermonaten.

Die Kühltechnik muss zum Stall passen

Zur Linderung des Hitzestresses der Tiere sind eine Reihe von technischen Lösungen verfügbar. Für zwangsbelüftete Ställe sind Techniken wie Nieder- oder Hochdruckvernebelung oder der Einsatz von Cool Pads üblich. In Ställen mit freier Lüftung sind diese Verfahren aber eher nicht empfehlenswert. Die Antwort auf diese Herausforderung sind Suhlen.
Bei einem Projekt der „Europäischen Innovations-Partnerschaft Schwein“ wurden nun in Baden-Württemberg innovative Lösungen in der Schweinehaltung erprobt. Dabei wurden in sechs Mastställen auch Suhlen eingebaut, mit unterschiedlichem Aufwand bei der Errichtung und Tierpflege.

Suhle halbiert die Atemfrequenz

Österreichs Nutztierhaltungsverordnung schreibt folgende Maßnahmen zur Milderung der Hitzebelastung vor: „Bei hohen Stalltemperaturen, an die die Tiere sich nicht anpassen können, ist die Besatzdichte zu verringern oder für andere geeignete Abkühlungsmöglichkeiten zu sorgen.“
Versuche haben eindrucksvoll gezeigt, dass sich diese Anforderung mithilfe von Suhlen sehr gut erfüllen lässt. Wie aus der untenstehenden Tabelle ersichtlich, wurde an Sauen mit der Möglichkeit, sich zu suhlen, bei einer Außentemperatur von 26,5 °C eine Atemfrequenz im Normalbereich von etwa 18 Atemzügen je Minute gemessen. Ohne Suhle war die Atemfrequenz doppelt so hoch.
Der Wohlfühlfaktor einer Suhle lässt sich auch direkt am Tierverhalten ablesen, denn bei hohen Außentemperaturen werden Suhlen häufig aufgesucht. Der Abfall der Körpertemperatur nach dem Suhlen beläuft sich auf bis zu etwa 2 °C. Deshalb sind Suhlen ein unverzichtbares Instrument zur Thermoregulation und sollten deshalb in keinem Stall oder Auslauf fehlen.

Quelle: Wiedmann
Diese Suhle kann mechanisch gereinigt werden.

Einige Zentimeter Wasser reichen aus

Bei der Gestaltung einer Suhle kann man nun auf die bereits vorliegenden Erfahrungen zurückgreifen.
Als sehr effektiv erwiesen haben sich Vertiefungen im Betonboden, die bei hochsommerlichen Temperaturen mit Wasser gefüllt werden. Bereits einige Zentimeter Füllhöhe reichen aus. Das Schwein als Bauchkühler kann sich in Suhlen weit wirkungsvoller abkühlen als dies Nieder- oder Hochdruckvernebelungsanlagen leisten können.
Aufgrund der Erfahrungen sind in Haltungsverfahren mit Suhlen die Tageszunahmen auch bei sehr hohen sommerlichen Außentemperaturen kaum beeinträchtigt. Darüber hinaus führen Suhlen zu diesen positiven Effekten:

• Die Tiere neigen weniger dazu, sich nahe von Tränken hinzulegen und hindern dabei Buchtengenossen weniger am Trinken.

• Es gibt deutlich weniger mit Kot verschmutzte Tiere in Ställen mit Suhlen, was Emissionen mindert.

• Der geringere Hitzestress beugt auch Verhaltensstörungen wie Schwanzbeißen vor.

• Aus Schlachtbefunden von Tieren aus Betrieben mit Suhlen lassen sich nach jetzigem Wissensstand keine Hygieneprobleme, etwa in Richtung eines stärkeren Befalls mit Salmonellen oder Spulwürmern, ableiten.

So wirkungsvoll mit Wasser befüllte Suhlen bei hohen Temperaturen sind, so nachteilig können sie außerhalb der Suhlzeit sein. Das gilt vor allem dann, wenn sie händisch gesäubert werden müssen. Dies ist zumindest zweimal pro Woche erforderlich. Arbeitssparender ist es, die Reinigung der Suhle in die mechanische Reinigung der Auslaufentmistung einzubeziehen. Dies kann sowohl mit Quer- als auch mit der üblichen Längsentmistung des Auslaufes erfolgen.

Wasserzuteilung per Zeitschaltuhr

Reinigungstechnisch herausfordernd sind Suhlen, die aus Vertiefungen im Betonboden bestehen, oder solche, die mit Stauschwellen auf einer schiefen Ebene realisiert werden. Als vorteilhafter haben sich Suhlen erwiesen, deren Boden zum Auslaufende hin mit einem schwachen Gefälle von einem Prozent errichtet wurden. Damit sichert man beim Stallreinigen den Ablauf des Schmutzwassers. Andererseits ist mit dem Einsatz von Stroh im Suhlbereich auch die kühlende Wirkung erzielbar. Bewährt hat sich bei diesem Verfahren die Zuteilung von Wasser in kleinen, periodischen Gaben mithilfe von Magnetventilen, die per Zeitschaltuhr gesteuert werden.
Fachmännisch angelegte Suhlen bringen Schweinen bei hohen Außentemperaturen deutliche Entlastung. Mit Ausnahme von Abferkelställen sollten sie in keinem Schweinestall fehlen.

| Rudolf Wiedmann
ist Bauberater
in Tübingen, D |

- Bildquellen -

  • W03 Suhle Und Innerer Mistgang: Wiedmann
  • W01a Suhle Mit Stroh: Wiedmann
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AUTORH.M.
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