Aktuelle Ackerbauthemen auf den Boden gebracht

Zu Beginn der zweiten Woche der diesjährigen Wintertagung drehte sich am Montag in Wieselburg alles um den Erhalt eines effizienten Ackerbaus.

Hochrangiger Referent: Der Agrana-Chef Stephan Büttner

Ausgehend von den thematischen Vorgaben der Eröffnung und der ersten Österreich-Visite des neuen EU-Agrarkommissars Christophe Hansen eine Woche zuvor, stand auch am Francisco Josephinum die Frage im Zentrum, wie Bauern mit wirtschaftlicher Unsicherheit, Rohstoff-Volatilität und steigendem Kostendruck umgehen können.
Der Wirtschaftsforscher Franz Sinabell stellte hierfür die wirtschaftlichen Vorteile der Digitalisierung am Beispiel der variablen Düngung im Ackerbau dar. Die Datenlage sei eindeutig. Ein typischer Ackerbaubetrieb sei damit in der Lage, den Düngemitteleinsatz zu senken. Aufgrund der Einsparungen ergäben sich bei gleicher Wirksamkeit auch verringerte Treibhausgasemissionen und damit ein Nutzen für die Gesellschaft. Das rechtfertige auch, dass sich die öffentliche Hand auch maßgeblich an den Kosten für die Umrüstung auf diese neuen Technologien beteiligt, so Sinabell.
Agrana-Boss Stephan Büttner forderte vor dem Hintergrund globaler Krisen wie dem Ukraine-Krieg und volatiler Rohstoffmärkte faire Marktbedingungen, um die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Landwirtschaft zu sichern. Agrana selbst setzt auf Strategien zur Abfederung der sprunghaften Rohstoffpreise und auf Kostenführerschaft, um diesen Herausforderungen zu begegnen.

Quelle: Ökosoziales Forum
Wifo-Experte Franz Sinabell hielt einen spannenden Vortrag.

Züchtung

Der Professor für Pflanzenzüchtung, Hermann Bürstmayr, brach zudem eine Lanze für genomische Züchtungsmethoden. Sorten mit verbesserter Widerstandsfähigkeit gegen Stressfaktoren sind angesichts der Klimaveränderungen für den modernen Ackerbau unentbehrlich. Auch wenn die klassische Züchtung mittels Kreuzung und Selektion weiterhin das Rückgrat der Züchtung darstellen werde, sollten der Züchtungsforschung alle Mittel in die Hand gegeben werden, um das volle Potenzial auszuschöpfen, so Bürstmayr.

Kommunikation

Landwirt Leopold Jappel aus Amstetten appellierte in Wieselburg an seine Berufskollegen, die grundlegenden Sicherheitsmaßnahmen beim Pflanzenschutz zu beachten. Diese kämen auch dem Landwirt selbst als Anwender von Agrarchemie zugute. Er empfiehlt: „Zum Schutz der eigenen Gesundheit immer Handschuhe und Aktivkohlefilter anwenden. Und in der Nähe von Straßen und Siedlungen Rücksicht auf vorbeikommende Radfahrer, Fußgänger und generell Anrainer nehmen. Ordnungsgemäße Lager samt regelmäßiger Kontrolle der Bestände sind nicht nur für die Einhaltung der Gesetze, sondern auch zum Schutz der eigenen Familie zu machen. Generell rät Jappel allen Landwirten, „alles dafür zu tun, um das Bewusstsein für den Pflanzenschutz in der breiten Bevölkerung zu schärfen und Vorurteile auszuräumen“. Jeder könne seinen Teil dazu beitragen, damit weiterhin umfassend Wirkstoffe zum Erhalt gesunder Pflanzenbestände zur Verfügung stünden. Jappel: „Nur so ist es möglich, noch mehr Menschen zu ernähren und für künftige Krisenzeiten vorzubeugen.“
In diesem Punkt schlug Jappel inhaltlich eine Brücke zu den Forderungen von Stephan Pernkopf, dem Präsidenten des Ökosozialen Forums, am Eröffnungstag der Wintertagung in Wien.

- Bildquellen -

  • Referent 2: Ökosoziales Forum
  • Referent 1: Ökosoziales Forum
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AUTORRed. BW
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