Das Gelb am Rapsfeld des „Tobrabauern“ Franz Lettner aus Perg ist noch etwas zögerlich, doch das Surren und Brummen von Insekten ist beim Näherkommen schon zu vernehmen. Bald ist auch eine Quelle dafür ausgemacht: die Bienenstöcke, die Imker Fabian Mayr dort aufgestellt hat. Lettner und Mayr kooperieren hier auf vorbildliche Weise – doch sowohl für den Berufsimker, als auch für den Ackerbauern gibt es bei Raps keine blühenden Aussichten.
„Raps ist eine anspruchsvolle Kultur, aber der Werkzeugkasten, den wir Landwirte dafür haben, wird immer kleiner“, sagt Lettner. Neben dem hohen Schädlingsdruck und den immer weniger werdenden Wirkstoffen, mit denen dagegen angekämpft werden könne, mache auch der Klimawandel Druck. „Wir Bauern müssen auch wirtschaftlich denken. Der Raps wird leider immer unwirtschaftlicher“, so Lettner. Dazu kommen Anfeindungen aus der Bevölkerung, wenn der nötige Pflanzenschutz gemacht wird. „Man wird als Bienenmörder hingestellt“, sagt Lettner. Da steht ihm der Imker zur Seite. „Der Landwirt fährt deswegen in der Nacht aufs Feld, damit er den Bienen nichts tut und nicht, damit ihn niemand sieht“, weiß Mayr. Und betont: „Wir Erwerbsimker wollen mit den Landwirten kooperieren, schließlich wissen wir ja auch, dass nicht ohne Pflanzenschutz gearbeitet werden kann.“ Dieser muss nach dem Verbot der neonicotinoiden Beizen nun ganzflächig ausgebracht werden.
„Multitalent“ steht multiplen Herausforderungen gegenüber
„Raps ist ein Multitalent. Er ist wertvoll für den Boden, da er sich positiv auf die Fruchtfolge auswirkt und durch die lange Entwicklungsphase auch Erosionsschutz bietet. Er bietet Bienen Nahrung, liefert Öl für die menschliche Ernährung und Eiweiß für die Tierfütterung“, fasst Agrarlandesrätin Michaela Langer-Weninger zusammen. Sie hat sich vergangene Woche gemeinsam mit Elisabeth Lanzer, der Leiterin des Bienenzentrums OÖ, sowie Karl Grabmayr, dem Vizepräsidenten der LK OÖ, zu einem Lokalaugenschein nach Perg aufgemacht. Grabmayr verwies auf die seit 2013 sukzessive sinkende Rapsanbaufläche in Oberösterreich: „Vor zehn Jahren gab es fast 14.000 Hektar, heute gerade einmal die Hälfte“, so Grabmayr. Erdflöhe, Rüsselkäfer-Arten und Glanzkäfer seien es, die den Raps vom jungen Keimling im Boden bis hinauf in alle Wuchshöhen bedrohten. „Wir Landwirte leiden darunter, dass wir immer weniger zugelassene Mittel zur Verfügung haben. Wir hoffen, dass das Verständnis der Gesellschaft wieder mehr wird und die Emotionen in der Diskussion weniger“, so der LK-Vizepräsident.
Von der fruchtbaren Beziehung, die Raps und Bienen eingehen, profitieren beide Seiten: Obwohl sich der Raps etwa zu 70 Prozent selbst bestäubt, haben Studien zehn- bis 40-prozentige Ertragssteigerungen ausgewiesen, wenn es auch zur Bestäubung durch Honigbienen kommt. Für den Imker ist die Rapsblüte die erste nutzbare Tracht, sie sorgt auch für eine gute Jugendentwicklung der Bienenvölker. „Ohne den Rapsanbau wäre eine Erwerbsimkerei in Oberösterreich unter keinen Umständen mehr wirtschaftlich zu betreiben“, warnt Mayr.
Der Lokalaugenschein im Mühlviertel wurde auch auf „Mühl4tel Öl“ in Mauthausen ausgeweitet. Dort wird am früheren Lagerhaus-Standort kaltgepresstes Rapsöl aus 100 Prozent österreichischer Rapssaat produziert. 3000 Tonnen werden pro Jahr verarbeitet. Johann Schöfl, Geschäftsführer des aus 700 bäuerlichen Mitgliedern bestehenden Vereins, ist stolz auf die rein mechanische Pressung und den gänzlichen Verzicht auf chemische Hilfsmittel, wodurch Rapsöl höchster Qualität entsteht. „Die heutige Gesellschaft inklusive Gastronomie hat großteils keine Ahnung mehr von Lebensmittelproduktion“, sagt Schöfl. Letztere hat er besonders ins Visier genommen. Birgit Stockinger vom Genussland OÖ bestätigt bereits eine „tolle Nachfrage aus der Gastronomie“.
- Bildquellen -
- Rapskuchen: BZ/Cacha; Geschäftsführer Johann Schölf: Land OÖ/Haag
- Raps und Honig: Land OÖ/Haag
- Imker Fabian Mayr, LK-Vizepräsident Karl Grabmayr, Landwirt Franz Lettner und Agrarlandesrätin Michaela Langer-Weninger: Land OÖ/Haag