Viele sogenannte „Crowdinvestoren“ steuern kleine Summen bei, statt einer eine große.

Das Konzept von Crowdfunding ist an sich spielend einfach. Viele Menschen – die sogenannte „Crowd“ – beteiligen sich mit kleinen Beträgen als Crowdinvestoren an einem Projekt. Das Investitionsvolumen verteilt sich auf viele Schultern, das Risiko sinkt. Die alternative Finanzierungsform kommt aus der Startup- Szene, hat sich dort zur Erstfinanzierung innovativer Ideen, bei Prototypen, Neukundengewinnung oder für Expansionsvorhaben bewährt und fasst zusehends auch in der Landwirtschaft Fuß.

Rechtssicherheit seit 2018

Die juristische Basis für diese neue Finanzierungsform wurde in Österreich 2015 mit dem Alternativfinanzierungsgesetz gelegt. 2018 wurde der Gesetzestext novelliert und das Zusammenspiel mit dem Kapitalmarktgesetz, welches das Anbieten von Wertpapieren und anderen Kapitalanlagen regelt, konkretisiert. Unter anderem wurden Wertgrenzen formuliert, welche die aufwendige Prospektpflicht für Anlagen regeln. Unter Prospekten sind im wesentlichen umfangreiche Informationspflichten eines Anbieters von Wertpapieren zu verstehen, welche auch von der Finanzmarktaufsicht entsprechend auf deren Schlüssigkeit geprüft werden. Gemäß der Gesetzesnovelle von 2018 entfielen diese für Wertanlagen unter 250.000 Euro völlig, darüber ist bis zu einer Obergrenze von 2 Mio. Euro ein einfaches Informationsblatt zu erstellen. Auch die rechtssichere Abwicklung ist seither in trockenen Tüchern. So kann Crowdfunding nunmehr vom Anbieter selbst oder aber auch über Crowdfunding- Plattformen abgewickelt werden.

Verschiedene Modelle

Und derer gibt es mittlerweile viele. Ein hiesiges Crowdfunding-Urgestein ist die 1000×1000 Crowdbusiness GmbH. Sie unterstützt potenzielle Investoren bei Crowdinvesting, ein Modell welches sowohl nachrangige Darlehen privater Geldgeber beinhaltet, aber auch die Möglichkeit der Beteiligungsfinanzierung bietet. Die Investoren sind dabei als stille Gesellschafter am Unternehmen beteiligt. „Für sie gilt eine Investitionsgrenze von 5.000 Euro pro Person und Jahr“, klärt die Geschäftsführende Gesellschafterin von 1000×1000, Karoline Perchthaler, auf.

“Jeder Investor ist auch Markenbotschafter unseres Betriebs geworden”
– Georg Klein

Als agrarisches Vorzeigebeispiel der Plattform wird das Weingut Dürnberg in Falkenstein im Weinviertel (NÖ) genannt. Dort wurde bereits zweimal erfolgreich auf Crowdfunding gesetzt. Georg Klein, betriebswirtschaftlicher Mastermind des Weinguts, berichtet: „Bereits 2017 konnten wir durch Darlehen mit fünfjähriger Laufzeit den Ausbau unseres Weinguts forcieren.“ 245 Darlehensgeber stiegen damals auf den Deal ein. „Wir haben ihnen eine jährliche, monetäre Verzinsung von 2,5 Prozent oder aber 5 Prozent in Form von Wein geboten.“ Und genau das sei laut Klein der Coup. Denn aus den Investoren sind bis zur Auszahlung im vergangenen Jahr treue Kunden geworden. „Viele von ihnen sind direkt in unser nächstes Projekt eingestiegen“, so der Weinviertler. Denn im Vorjahr stand die Umwandlung des Weinbaubetriebes in eine Aktiengesellschaft an, mit entsprechendem Kapitalbedarf. Kurzerhand entschloss man sich auch hier auf Beteiligungsfinanzierung mittels Crowdfunding zurückzugreifen. „Heute haben wir 5.200 Aktionäre mit maximal 5.000 Euro Wertanteil“, so Georg Klein stolz und ergänzt: „Jeder einzelne von ihnen ist ein Markenbotschafter unseres Weinguts“. Das generierte Kapital werde nun verantwortungsvoll investiert, „vor allem in Lager- und Verkostungsmöglichkeiten“.

Pre-Sales für Direktvermarkter

Eine andere, materiell basierte Form von Crowdfunding ist die Pre-Sales- Variante. „Dabei handelt es sich eigentlich um nichts weiter als einfache Kaufverträge“, erläutert Perchthaler. Die Investoren erhalten eine materielle Abgeltung ihrer Investitionssumme sofort oder zu einem späteren Zeitpunkt, jedoch keine finanzielle Ausschüttung. Diese hätten sich insbesondere in der Landwirtschaft mittlerweile bewährt, so die Expertin.

Das dem so ist, bestätigt auch der Schafhalter Thomas Koch, der als „Shoafbauer“ in Moosburg in Kärnten Lämmer, Felle und Wollprodukte seiner 300 Mutterschafe vollständig direkt vermarktet. Vor Kurzem hat er seine Crowdfunding-Kampagne in Zusammenarbeit mit einem regionalen Anbieter abgeschlossen und will damit einen Teil seiner neuen Heizung samt Erweiterung der PV-Anlage finanzieren. „Ich hätte nicht erwartet, dass das so gut geht“, erzählt Koch. Er konnte insgesamt mehr als 11.000 Euro über die Kampagne lukrieren. Als Gegenleistung erhielten seine Unterstützer, je nach Investitionssumme, Produkte aus der Direktvermarktung, einen kostenlosen Campingaufenthalt samt Grillpaket am Hof oder aber die Patenschaft für eines der Mutterschafe. Koch sieht in Crowdfunding für kleinere Investitionen bei Direktvermarktern die ideale Finanzierungsvariante: „Du gibst ein hochwertiges Produkt aus bäuerlicher Produktion und kannst damit zinsfrei investieren.“ Ein guter Social-Media- Auftritt sei allerdings Voraussetzung.

Nichts für das schnelle Geld

Eine Crowdfunding-Kampagne läuft aber – gleich welche Variante gewählt wird – immer ähnlich ab und ist mit einigem an Eigenleistung verbunden. Der Initiator des Projekts muss einen Zielbetrag (die sogenannte Fundingschwelle) festlegen, welchen er benötigt, um seine Investition umsetzen zu können. Wird diese Summe innerhalb des festgelegten Zeitraums der Kampagne nicht erreicht, erhalten die Investoren ihren eingesetzten Beitrag retour. Entscheidet man sich für ein Zins- oder Beteiligungsmodell, darf auch der Managementaufwand für die laufende Bedienung nicht unterschätzt werden. Das bestätigt auch der Winzer Klein aus dem Weinviertel. Wer einen Plattformbetreiber konsultiert, wird bei der Organisation und Durchführung der Transaktionen gegen Verrechnung von Gebühren unterstützt. „In unserem Fall passiert das mit einem transparent bepreisten Modulsystem“, so Perchthaler. Nicht zuletzt sei eine – zumindest in Grundzügen vorhandene – Crowd von Nöten. Gemeint ist eine Basis an Kontakten, die über soziale Medien, Webauftritt oder Newsletter erreicht werden kann. Keine Alternative sei Crowdfundig laut Perchthaler außerdem für all jene, die rasch „viel Geld einsammeln wollen“. Denn eine solche Finanzierung brauche Zeit und Bereitschaft, sich dem Investitionspartner und zumeist auch Kunden zu öffnen.

- Bildquellen -

  • Crowdfunding: MONROPIC - STOCK.ADOBE.COM
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AUTORClemens Wieltsch
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