„Mit Tierwohl kann man erfolgreich wirtschaften“, ist Lukas überzeugt.

BauernZeitung: Anfang September versammelt sich am Messekongress Graz alles, was in der Geflügelbranche Rang und Namen hat. Welche Intention steht hinter der Veranstaltung?

LUKAS: In meiner Funktion als Vertreter der heimischen Geflügelbauern komme ich viel herum. Dabei fällt auf, Geflügelthemen sind in Europa omnipräsent. Was jedoch fehlt, ist eine Plattform, wo die intelligentesten Köpfe der Branche den Praktikern ihre Erkenntnisse einfach und verständlich vermitteln. Bis auf die EuroTier in Hannover suchte man so etwas bisher vergeblich.

Der Kongress zielt also primär auf die Eier- und Geflügelfleischproduzenten im Land ab?

Ja, aber nicht nur. Auch Quereinsteiger oder potenziell Interessierte sind herzlich willkommen. Auch sie finden unter den Ausstellern alles, was es für einen Neueinstieg braucht. Von Stallbaufirmen über Einrichtungshersteller bis zu Futtermittelproduzenten sind alle vertreten.

Neben fachlichen Referenten und produktionstechnischen Fragen sind auch Vertreter von landwirtschaftsfernen Einrichtungen, etwa vom WWF, geladen. Warum das?

Branchenintern wird vieles zur Genüge diskutiert. Die heimischen Geflügelhalter sind heute aber eine junge, dynamische und breit aufgestellte Gruppe. Als solche wollen wir auch an die Zukunft denken und uns vor Themen wie dem CO2-Abdruck unserer Produktion nicht drücken. Welche Auswirkungen etwa Soja aus Übersee im Vergleich zu europäischem Eiweiß hat, das wollen wir vor Ort mit externen Experten diskutieren.

Gleich am ersten Kongresstag steht auch der Lebensmitteleinzelhandel im Mittelpunkt. Wie läuft hier die Zusammenarbeit?

Die heimische Geflügelbranche wird insbesondere vom Lebensmitteleinzelhandel sehr geschätzt. Bei allen vier großen Marktteilnehmern haben heimisches Geflügel und Eier einen hohen Stellenwert. Mit Wehmut beobachten wir immer wieder Aktionen mit ausländischer Ware, aber an sich stimmen unsere Absatzzahlen, wir sind derzeit als Branche ausverkauft.

Und wie sieht es in der Gastronomie und der öffentlichen Beschaffung aus?

Das Interesse wird an österreichischen Geflügelprodukten wird auch hier stärker, nicht zuletzt wegen der diversen Regionalitätskampagnen. Gerade in der öffentlichen Beschaffung haben wir aber Luft nach oben. Hier landet oft noch Geflügel aus Drittstaaten auf den Tellern. Auch das werden wir in Graz näher beleuchten. Für uns ist jedenfalls klar, dass sich bei diesem Thema die Politik selbst bei der Nase nehmen muss. Mit Steuergeld das billigste Produkt am Markt kaufen, das passt für uns nicht zusammen.

Voraussetzung für das vermehrte Listen heimischer Geflügelprodukte sind Österreichs höhere Tierwohlstandards. Stimmt die Rechnung hier für Bauern, trotz stetig steigender Investitionskosten?

Mit hohen Tierwohlstandards kann man wirtschaftlich erfolgreich sein, das ist unbestritten. In Österreich haben wir die höchsten Haltungsstandards bei Geflügel und blicken nun schon auf einige erfolgreiche Jahre damit zurück. Das war auch ein Grund, warum wir hierzulande einen solchen Kongress abhalten, denn unsere Nachbarländer können hier sicher einiges von uns lernen.

Was zum Beispiel?

Erstens ist unsere Lieferkette so transparent wie kaum eine andere. Vom Elterntier bis zum Kühlregal ist jede Charge nachvollziehbar, zum Vorteil aller Beteiligten. Außerdem pflegen wir eine ausgezeichnete Zusammenarbeit mit den Kopf- und Schlachtbetrieben sowie Packstellen, welche den Markt stets im Blick haben, um ihn nicht zu übersättigen.

Ein weiteres heißes Eisen wird am Kongress nicht ausgespart, nämlich das Thema Ukraine. Wie kann eine Integration des Geflügelschwergewichts Ukraine in den EU-Binnenmarkt gelingen?

Olga Trofintseva, die ehemalige ukrainische Agrarministerin, wird uns am Kongress auf den neuesten Stand bringen. Dabei steht schon jetzt fest: Die Ukraine konkurrenziert Österreich nicht im Supermarktregal. Aber neben der Ukraine weitet auch Polen seine Produktion stetig aus. Einfuhren aus beiden Ländern berühren uns dort, wo keine Herkunft ausgelobt wird, also in der Gastronomie und in Großküchen. Umso wichtiger ist eine flächendeckende Herkunftskennzeichnung, damit dem Konsumenten die Wahl bleibt. Importe können und sollen stattfinden, wenn auch mit klaren Spielregeln. Die Einfuhren müssen vor allem den österreichischen Standards entsprechen. Nur dann ist der Wettbewerb auch fair.

Was sind Ihre Erwartungen an die drei Kongresstage?

Ich freue mich auf eine spannende Veranstaltung, wo die Teilnehmer die Dynamik der österreichischen Geflügelszene in all ihren Facetten miterleben und mit vielen neuen Informationen wieder nach Hause fahren.

Zur Person: Markus Lukas (50) bewirtschaftet einen Hühnermastbetrieb in der Südoststeiermark. Der gelernte Tischlermeister und landwirtschaftliche Facharbeiter steht seit 2022 der Geflügelwirtschaft Österreich vor.

Das genaue Prograrmm des Geflügelkongress ist hier einsehbar. Details zur Anmeldung hier.

- Bildquellen -

  • Markus Lukas: AMA
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AUTORClemens Wieltsch
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