Leere Regale, wo sonst Eier stehen. In den USA derzeit ein alltägliches Bild. Österreich ist, trotz knapper Verfügbarkeit, ausreichend versorgt.

Umgerechnet 9,54 Euro kostete Anfang März ein Karton mit 12 Eiern im kalifornischen Großhandel. Laut Angaben des US-Agrarministeriums (USDA) Rekordniveau. Im Mittleren Westen, dem Kerngebiet der amerikanischen Eiererzeugung, kostete dieselbe Menge immerhin 7,76 Euro, etwa 300 Prozent mehr als noch vor einem Jahr.

Dabei hätte alles ganz anders kommen sollen. Im Wahlkampf versprach Donald Trump seinen Anhängern, die Teuerung bei Lebensmitteln, unter anderem auch Eiern, zu stoppen. „Wir bringen die Preise runter – und das vom ersten Tag meiner Amtszeit“, erklärte er im gewohnten Sprech. Zu spüren bekommen seine Wähler davon vorerst nichts.

Massenkeulungen

Zumindest bei Eiern fehlen Trump auch die Hebel dazu, der Mangel ist nämlich der seit Monaten wütenden Vogelgrippe geschuldet. Allein im heurigen Jahr wurden laut USDA 40 Ausbrüche auf Legehennenbetrieben gemeldet, mehr als 30 Millionen Tiere gekeult. Insgesamt fielen der Seuche in den Vereinigten Staaten seit 2022 166 Millionen Hühner zum Opfer. Auch knapp 1.000 Milchviehherden wurden infiziert.

Millionen-Beihilfen

Um dem Eier- oder eher Hühnermangel gegenzusteuern, hat Landwirtschaftsministerin Brooke Rollins Ende Februar angekündigt, 1 Mrd. Dollar (955 Mio. Euro) an Soforthilfen bereitzustellen. Das Geld soll in verschärfte Biosicherheitsmaßnahmen und Beihilfen für Geflügelhalter fließen. Eine Ausweitung der Legehennenhaltung ist Marktbeobachtern zufolge 2025 dennoch nicht zu erwarten. Diese gehen von keiner signifikanten Produktionssteigerung aus.

Importanfragen allerorten

Und so bleibt der Trump-Administration nichts anderes übrig, als im Rest der Welt um eine Erhöhung der Eierimporte in die USA zu bitten. So geschehen auch in Österreich. Diese Woche läutete bei Michael Wurzer, Geschäftsführer der Geflügelwirtschaft Österreich (GWÖ), das Telefon. „Eine Dame der US-Botschaft hat angefragt, ob hierzulande Exportkapazitäten bestehen“, berichtet Wurzer und ergänzt: „Ich habe ihr erklärt, dass wir durch unsere hohen Produktions- und Tierwohlstandards sehr fokussiert auf den österreichischen Markt sind.“ Ausfuhren in die USA gingen sich entsprechend sowohl mengen- als auch wertmäßig nicht aus.

Ähnliches dürften die US-Beamten auch in anderen Ländern zu hören bekommen haben. Medienberichten zufolge wurden mittlerweile Branchenverbände in Deutschland, Dänemark, Schweden, Finnland und den Niederlanden kontaktiert. Dass die Vereinigten Staaten überall abblitzen, habe laut Wurzer aber nichts mit den laufenden Zollstreitigkeiten zu tun: „Ganz Europa ist derzeit durch die Vogelgrippe knapp versorgt, der Großhandel kauft derzeit zu extrem hohen Spotmarktpreisen.“

Wurzer: „Die Eierversorgung für das nahende Osterfest ist gesichert.“

Amerikanische Verhältnisse drohen hierzulande aber nicht, gibt der GWÖ-Chef Entwarnung: „Unsere Legehennenbetriebe produzieren momentan auf Volllast, die Eierversorgung für das nahende Osterfest ist jedenfalls gesichert.“ Die mancherorts knappere Lage sei der verstärkten Nachfrage der Gastronomie geschuldet. „Jene Betriebe, die sonst über den Großhandel ausländische Eier beziehen, kaufen wegen der niedrigeren Preise zum Teil im Lebensmittelhandel ein“, so Wurzer.

Für LK Österreich-Präsident Josef Moosbrugger zeigt der Anruf der USA in Österreich einmal mehr, welchen Wert die Produktion im eigenen Land hat: „Eigenversorgung ist ein hohes Gut. Dass ein riesiges Land wie die USA Eier aus Europa importieren will und sogar über seine Botschaft in Österreich angefragt hat, verdeutlicht, dass Versorgungssicherheit keine Selbstverständlichkeit ist“.

Moosbrugger: „Die Anfrage verdeutlicht, dass Versorgungssicherheit keine Selbstverständlichkeit ist.“

Und wie kommen die Amerikaner nun wieder zu (preisgünstigen) Eiern? Laut Wurzer dürften sie in Europa am ehesten in den Niederlanden fündig werden. Agra-Europe zufolge hat auch die Türkei Bereitschaft signalisiert, ihre Exporte auszuweiten. Bis Juli könnte das Land 15.000 Tonnen Eier liefern. Insgesamt wären demnach 2025 bis zu 420 Mio. Export-Eier möglich, ein Vielfaches der üblichen Menge. 

- Bildquellen -

  • Supermarkt-Eierregal USA: Kenishirotie - stock.adobe.com
- Werbung -
AUTORClemens Wieltsch
Vorheriger ArtikelBis Ende März Vorverkaufspreis für NÖ-Card sichern
Nächster ArtikelGrünland: Aktuelles in der Erntetechnik