Kommentar von Clemens Wieltsch,
Redakteur
Unter dem Titel „Schnitzelförderung“ rückte „Der Standard“ vergangene Woche EU-Agrarförderungen umfassend ins Blatt. Anlass bot eine jüngst im Fachjournal „Nature Food“ veröffentlichte Studie der Universität Leiden. Darin monierten einige Industrieökologen, dass in den Jahren 1986 bis 2013 82 Prozent der Agrarfördermittel in die „emissionsintensive“ Tierhaltung geflossen sind, obwohl diese zugleich nur 35 Prozent der in der EU verbrauchten Kalorien geliefert hätten.
Die Wissenschaftler brachen in ihren Berechnungen die im Untersuchungszeitraum genehmigten Fördermittel auf die zugleich
erzeugte Menge an Lebensmitteln herunter. Mit dem Ergebnis, dass insbesondere die Rinder-, Schaf- und Ziegenhaltung mit mehr als 1,40 Euro je Kilogramm Fleisch „überfördert“ sei. Brüssel subventioniere damit auch eine Produktionsparte, die für 84 Prozent der Treibhausgasemissionen der EU-
Lebensmittelproduktion verantwortlich sei. Eine „klimaschädliche Ernährung“ würde „künstlich günstig“ gehalten.
Was im Standard scheinbar niemandem weiß, ist, dass eben gerade diese vermeintlich besonders hoch subventionierten Nutztiere einen immensen Mehrwert für die Bevölkerung in Europa (und der übrigen Welt) erbringen. Sie veredeln nämlich den Aufwuchs von Grünland, das 70 Prozent der globalen Agrarfläche ausmacht, zu Lebensmitteln. In Österreich sichern Wiederkäuer (mit tatkräftiger Unterstützung ihrer Halter) so ganz nebenbei auch noch die Offenhaltung von 320.000 Hektar Almfläche, die Basis für den lukrativen Alpintourismus.
Solange all dies keine Berücksichtigung findet, bleibt es wohl weiterhin ein leichtes, Rindern, Schafen und Ziegen den Klimawandel unter die Klauen zu schieben.