„Tierhaltung muss sich für die Betriebe rechnen“

Auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2019 konnte die EZG Gut Streitdorf in ihrer Vollversammlung vergangene Woche zurückblicken. Die Corona-Krise stellt jedoch alle Betriebssparten vor neue Herausforderungen.

Bauernbunddirektor Paul Nemecek, LK-NÖ-Vizepräsidentin Andrea Wagner, Obmann der Erzeugergemeinschaft Gut Streitdorf Franz Rauscher und Geschäftsführer Werner Habermann

Zahlreiche Mitglieder und Ehrengäste – unter ihnen LK-NÖ-Vizepräsidentin Andrea Wagner und Bauernbunddirektor Paul Nemecek – waren der Einladung der Erzeugergemeinschaft (EZG) Gut Streitdorf zur Vollversammlung in Wieselburg gefolgt. Obmann Franz Rauscher konnte einen positiven Geschäftsbericht für das abgelaufene Wirtschaftsjahr vorlegen. Das Jahr 2020 stehe derzeit ganz im Zeichen der Corona-Krise, die für alle Betriebssparten eine besondere Herausforderung darstelle. Für die Zukunft brauche es dazu noch weitere stärkere Anreize, damit die Betriebe weiter in der Tierhaltung bleiben, so Rauscher.

„Zu viele Betriebe ­geben Tierhaltung auf“

Während bei Rindern sowie bei Schafen und Ziegen die Preise im Jahr 2019 eher unzufriedenstellend waren und nur durch teilweise kostenintensive Exporte gehalten werden konnten, profitierte der Schweinebereich – sowohl in der Ferkelproduktion als auch in der Mast – von der großen Nachfrage aus China. Ausgelöst wurde diese vom Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest in Asien.

„Im laufenden Geschäftsjahr hat die Corona-Krise zuerst den Rinderbereich getroffen“, führte der Obmann weiter aus. Gastronomie und Systemgastronomie seien über Nacht praktisch zum Stillstand gekommen. Das drücke auf die Preise, da der Absatz von Rindfleisch zum größten Teil über den Außer-Haus-Verzehr erfolge. Und auch im Schweinebereich konnten Umsatzsteigerungen im Einzelhandel den Einbruch in der Gastronomie auf Dauer nicht wettmachen. Schlachthofschließungen in Deutschland und damit verbundene Überhänge an Schweinefleisch würden bis dato eine positive Preisentwicklung verhindern.

„Trotz zufriedenstellender Preise haben im vergangenen Jahr zahlreiche Betriebe die Tierhaltung für immer aufgegeben“, stellte Obmann Rauscher fest, dass der Druck auf die Bäuerinnen und Bauern zu groß sei. Die Forderungen nach immer mehr Tierwohl durch NGOs und die Gesellschaft werde durch die Medien verstärkt und künftig noch steigen. „Unsere Produktionsweisen gänzlich negativ darzustellen ist unfair“, betonte Rauscher die Bereitschaft der Tierhalter, über Verbesserungen bezüglich Tierwohl, Fütterung und Tierschutz zu diskutieren. Die Umsetzung machbarer Veränderungen müsse jedoch in kleinen, für die Betriebe leistbaren Schritten erfolgen. Franz Rauscher: „Die Produktion unserer wertvollen Lebensmittel erfolgt auf den landwirtschaftlichen Betrieben und nicht im Supermarktregal. Die durch die Corona-Krise ausgelösten Grenzschließungen haben gezeigt, wie wichtig die Eigenversorgung mit Lebensmitteln ist. Ob die Wertschätzung der Landwirtschaft in der Gesellschaft langfristig besser wird, zeigt sich erst.“

„Bauern sorgen für sichere Lebensmittel“

Dass es die Bäuerinnen und Bauern sind, die die Gesellschaft verlässlich mit hochwertigen Lebensmitteln versorgen, betonte auch Bauernbunddirektor Paul Nemecek: „Dabei werden sie von gewachsenen und durchhaltekräftigen Organisationen und Verbände, wie die Erzeugergemeinschaft Gut Streitdorf, unterstützt.“ Gut aufgestellte Erzeuger- und Vermarktungsgemeinschaften stärken die Wettbewerbsfähigkeit der Landwirtschaft mit der Konzentration auf Qualitätsfleischproduktion und regionalen Markenprogrammen. Gerade im Fleischbereich sei eine transparente Preisbildung mit klar nachvollziehbaren Konditionen sehr wichtig. Die Rinderbörse und Schweinebörse sowie die Schaf- und Ziegenbörse stehen dafür und seien damit starke Partner der Bauern gegenüber dem Handel und der Gastronomie, so Nemecek.

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