Nach frühsommerlichen Temperaturen mit 30 Grad Celsius und mehr zum Monatsanfang, brachte der April nun doch noch Spätfrost und teils Schnee bis in tiefe Lagen. Mit erheblichen Auswirkungen für die in der Vegetation schon überdurchschnittlich weit vorangeschrittenen Dauerkulturen. Insbesondere den Obstbau und hier wiederum besonders die Apfel- und Steinobstanlagen wurden schwer in Mittleidenschaft gezogen. Erste Schätzungen der Österreichischen Hagelversicherung (HV) beziffern das Schadensausmaß im Obst- und Weinbau auf 56 Mio. Euro, davon 44 Mio. allein in Obstkulturen (Stand 25.04.). „Der Hotspot war erneut die Steiermark“, erklärt HV-Pressesprecher Mario Winkler. „Allein dort entstanden Schäden in Höhe von 37 Mio. Euro. In Niederösterreich gehen wir von 17 Mio. Euro Schaden aus“, so Winkler. Auch im Burgenland und in Kärnten kam es zu kleineren Frostschäden von insgesamt 2 Mio. Euro.

“Einzelbetriebliche Totalausfälle”

„Am schlimmsten getroffen hat es die Steiermark mit Tiefsttemperaturen von bis zu 5 Grad unter Null“, erklärt Manfred Kohlfürst, Präsident des Österreichischen Obstbauverbandes (ÖBOG) und selbst Obstbauer in Graz-Umgebung. Vor allem der Norden der Grünen Mark sei massiv in Mitleidenschaft gezogen worden. „Wir gehen davon aus, dass die Hälfte der Anlagen im Land geschädigt wurden, also 2.500 bis 3.000 Hektar“, so Kohlfürst. Dabei habe die frostfreie Blüte die Branche eigentlich zuversichtlich gestimmt. Nun seien die bereits 1 Centimeter großen Früchte teils zur Gänze durchgefroren. „Teilweise sind sie vollständig gebräunt, bei manchen sind nur die Kerne geschädigt“, berichtet der ÖBOG-Chef. Schon jetzt ist klar: „Es wird heuer wieder einzelbetriebliche Totalausfälle geben.“

3.000 Euro pro Frostnacht

Quelle: Privat
Mit Rauch gegen tiefe Temperaturen.

Bekanntermaßen schauen Obstbauern und Winzer nicht tatenlos zu, wenn tiefe Temperaturen drohen. So wurde auch vergangene Woche vom Weinviertel bis in die Südoststeiermark mittels Beregnung, Paraffinkerzen oder Rauch versucht das Schlimmste zu verhindern. „Die finanzielle Belastung ist jedoch immens“, gibt Manfred Kohlfürst zu bedenken. Beim Beheizen mittels Paraffinkerzen entstehen demnach Kosten von 2.500 bis 3.000 Euro pro Hektar und Frostnacht. „Bei vier oder mehr Frostnächten wie wir das heuer hatten, ist schnell der gesamte Jahresumsatz der Fläche verheizt“, so der Steirer. Dies sei insbesondere fatal, da die Obst- und Weinbauern seit 2016 nur zwei frostfreie Jahre mit Normalerträgen einfahren konnten.

Kohlfürst: „Bei vier oder mehr Frostnächten ist schnell der gesamte Jahresumsatz der Fläche verheizt.“

Keine nennenswerten Schäden bei Rübe und Mais

Wie hoch das Schadensausmaß tatsächlich ist könne man derzeit noch nicht vollumfänglich abschätzen. „Wir haben die Hoffnung zumindest die Hälfte des Betriebsschnitts zu ernten“, erklärte etwa ein Winzer aus dem Kamptal (NÖ) gegenüber dem ORF-Radiosender Ö1. Auch Manfred Kohlfürst gibt sich für die heimische Apfelernte vorsichtig optimistisch: „Wir werden trotzdem etwas ernten und die Märkte bedienen können.“ Mit Qualitätseinbußen sei allerdings sowohl beim Tafelobst, als auch an den Reben, zu rechnen. Mit einem blauen Auge kamen laut Hagelversicherung übrigens die Sommerungen der Ackerbauern davon. Hier meldet die HV „keine nennenswerten Schäden“.

- Bildquellen -

  • Räuchern Frost: Privat
  • Schneefall Stmk: Dreisiebner-Lanz/Bioernte Steiermark
- Werbung -
AUTORClemens Wieltsch
Vorheriger ArtikelBauerneinkommen waren 2023 wieder deutlich geringer
Nächster ArtikelDas Kulturerbe Streuobst steht am 26. April im Mittelpunkt