Ernüchterndes Resümee der seit Kurzem amtierenden LFBÖ-Spitze Kubli (li.) und Mylius.

Wenig Positives war bei der ersten Pressekonferenz der seit Kurzem amtierenden neuen Führungsspitze der Land&Forst Betriebe Österreich (LFBÖ) zu vernehmen. Neo-Präsident Konrad Mylius und Generalsekretär Martin Kubli blickten auf die Markt- und Preisentwicklungen des Vorjahres zurück und benannten die aktuellen Herausforderungen der Branche. 2023 sei demnach für die heimischen Forstbetriebe „eine wilde Berg- und Talfahrt“ gewesen. Während zum Jahresanfang noch zufriedenstellende Preise erzielt wurden, setzte mit April ein Abwärtstrend ein, der die Holzpreise deutlich sinken ließ. „Woche für Woche mussten wir sinkende Preise für unser wichtigstes Produkt, das Nadelsägerundholz, zur Kenntnis nehmen“, erinnert sich Kubli. Der Jahresdurchschnittspreis für Fichtensägerundholz fiel um 9 Prozent, auch die Preise für Industrieholz gingen deutlich zurück.

Inflation “nicht eingepreist”

Erschwerend kam die Belastung durch die hohe Inflation hinzu. Konrad Mylius: „Arbeitskräfte, Investitionen, alles wird teurer.“ Auch der reale, inflationsbereinigte Preistrend zeige seit vielen Jahrzehnten signifikant nach unten. „Eigentlich müsste unser Holz um einiges mehr wert sein“, meinte Kubli und erklärte: „Wenn es eine Branche langfristig nicht schafft, die Inflation einzupreisen, hat sie ein Problem.“ Im Vorjahr ging der Holzeinschlag unter dem Strich um 10 Prozent auf 17,3 Mio. Festmeter zurück, bei Rundholz brach der Umsatz um 12 Prozent ein. Während Brennholz stabil nachgefragt wurde, war der Einschnitt der Sägeindustrie ebenfalls um ein Zehntel geringer als noch 2022. „Erfreulich“ war laut den LFBÖ immerhin, dass 57 Prozent des eingeschnittenen Holzes aus Österreich stammten.

Quelle: Holzkurier
Eine Berechnung des Holzkurier zeigt, welche Holzpreise allein zur Abdeckung der Inflation benötigt werden würden.

Zusätzlich sei die heimische Forstwirtschaft durch den Klimawandel und die damit verbundenen Kalamitäten massivem Druck ausgesetzt. Hier wurde erneut die Bedeutung des Waldfonds als wichtige Finanzspritze für den Aufbau stabilerer Bestände genannt. Und: „Der Waldfonds nützt letztlich der gesamten Bevölkerung“, merkte Kubli im Hinblick auf die vielfältigen Leistungen des Waldes an. Die langfristige Sicherstellung einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung sei für die Gesellschaft essenziell, doch derzeit fehle es an geeigneten Rahmenbedingungen. Während die Neufassung des Österreichischen Forstgesetzes die aktive Anpassung an den Klimawandel durch eine forstliche Bewirtschaftung ermögliche, kämen aus Brüssel „immer weitere Fallstricke“, kritisierte das LFBÖ-Führungsduo. Gemeint sind die Einschränkungen, die der EU-Green- Deal mit sich bringt.
Gefragt nach den Handlungsoptionen, die sich aus dieser tristen Bilanz ergeben, antwortete Kubli: „In Sachen Effektivierung durch Mechanisierung haben wir schon einiges erreicht. Viel Luft nach oben gibt es hier nicht mehr.“ Es gebe aber dennoch „Hebel, um die Wertigkeit von Holz zu steigern“, meinte der Generalsekretär und spielte auf den Holzbau an. Dieser sei „der Schlüssel“ gemeinsam mit mehr Wertschätzung für den erneuerbaren Energieträger Holz.

 

- Bildquellen -

  • Ist/Soll-Preise: Holzkurier
  • Mylius und Kubli: BZ/Wieltsch
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AUTORClemens Wieltsch
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