Freiwillige Helferin beim Lebensmittel sortieren

Laute Piep-Geräusche, jede Menge freiwillige Helfer und ein Berg voller Lebensmittel – mit diesen Eindrücken beginnt für viele ein Arbeitstag bei der österreichischen Tafel-Zentrale in Wien-Liesing. Vor allem Obst und Gemüse wurde von landwirtschaftlichen Betrieben mit teils großen Lastkraftwagen nach Wien transportiert. Dort werden sie mithilfe freiwilliger Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aussortiert und später zu sozialen Einrichtungen gebracht oder weiterverarbeitet. 

Quelle: Katharina Berger
Anlieferung von Spenden

Rund eine Million Tonnen an Lebensmitteln landen jährlich in Österreich im Abfall. Ein großer Teil davon stammt aus der Landwirtschaft. Vor allem Obst und Gemüse, welches nicht den vorgeschriebenen Normen entspricht, wird teils nicht geerntet oder gleich nach der Ernte weggeworfen. Um dem ein wenig entgegenzuwirken, arbeitet die Tafel seit zwei Jahren mit Bäuerinnen und Bauern zusammen, die überschüssige Lebensmittel spenden, statt diese in die Tonne werfen zu müssen. „Andererseits wird auch die Wertschätzung gegenüber den Nahrungsmitteln, die von Landwirten produziert werden, verstärkt“, erklärt Alexandra Gruber, Geschäftsführerin der Tafel Österreich, im Gespräch mit der BauernZeitung. Im Vorjahr konnten rund 120 Tonnen Obst und Gemüse aus der Landwirtschaft gerettet werden.

Quelle: Katharina Berger
Tafel Österreich-Geschäftsführerin Alexandra Gruber

Nachfrage steigt

Die Tafel merkt seit zwei Jahren ein Plus von rund 40 Prozent an Nachfrage, betroffen sind vor allem Mutter-Kind-Häuser, Notquartiere für Obdachlose oder Flüchtlingsunterkünfte. Die Teuerung der Lebensmittel in der Höhe von elf Prozent macht es für sozial schwach gestellte Menschen unmöglich, sich ausgewogen zu ernähren. Die Folgen davon sind oft gesundheitliche Probleme.

„Kranke Menschen fallen oft in Armut, weil sie nicht mehr arbeiten können, deshalb ist es von enormer Wichtigkeit, diese Menschen mit gesunden Nahrungsmitteln wie frischem Obst oder Gemüse zu unterstützen“, betont Gruber. Der Großteil der wöchentlich gespendeten Lebensmittel wird in den meisten Fällen in der Tafel-Zentrale in Wien sortiert und anschließend an soziale Einrichtungen weitergegeben. Überschüssige oder nicht mehr ganz so frische Waren werden vor Ort zu Marmelade, Saft oder auch Tomatensugo verarbeitet und dann verteilt. 

Schwieriges Umfeld

Quelle: Tafel Österreich
Dringend benötigte Obst- und Gemüsespende

Nahrungsgüter spenden klingt allerdings einfacher als es ist, denn bis jetzt müssen Betriebe oftmals auf die gespendeten Produkte Steuern zahlen, und das teilweise nicht wenig. Für die nötigen Rahmenbedingungen einer kostenfreien Spende setzt sich die Tafel schon lange ein. Ein wesentlicher Schritt in diese Richtung soll ab dem kommenden Jänner gemacht werden. 

Neues Gesetz ab Jänner

„Ein neues Gesetz soll das Thema Vorsteuer regeln, also wenn man vorher Ausgaben hat, und das soll auch für pauschalierte Landwirte gelten, dann soll man sich für vorherige Investitionen die Vorsteuer zurückholen können“, verdeutlicht Gruber. Bislang war es für viele, auch nicht landwirtschaftliche Unternehmen günstiger, übrige Lebensmittel wegzuschmeißen, statt zu spenden. Mit dem Nullsteuersatz will die Tafel mehr Betriebe, die überschüssig produziert haben, zum Spenden motivieren. 

Mit zufriedenen Gesichtern arbeiten die freiwilligen Helfer in der Tafel-Zentrale. Auch wenn die Arbeit teils körperliche Anstrengung erfordert, überwiegt der Wille, etwas Gutes zu tun. Der hohe Hügel der dort stehenden Lebensmittel ist einerseits erschreckend, doch andererseits beruhigend, wenn die Gewissheit da ist, dass er noch verspeist wird. 

Österreichische Tafel

Die Tafel Österreich gibt es seit 25 Jahren mit dem Ziel, armen Menschen zu helfen und gleichzeitig Lebensmittel vor der Tonne zu retten. Beinahe 10.000 Tonnen sind in diesen Jahren gekommen. Diese werden an armutsbetroffene Menschen in rund 100 sozialen Einrichtungen kostenfrei ausgegeben. Vor allem durch die steigende Inflation wächst die Nachfrage nach Unterstützung täglich. Schon längst gehören nicht mehr nur Obdachlose zu den Bedürftigen, sondern vielfach auch Kinder und Jugendliche. In Österreich zählen rund 1,5 Millionen Menschen zu Armutsgefährdeten. 

- Bildquellen -

  • Anlieferung: Katharina Berger
  • Alexandra Gruber: Katharina Berger
  • Gemüsekiste: Tafel Österreich
  • Freiwillige Helferin: BZ/Berger
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AUTORKatharina Berger
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