Starkniederschläge und ihr Einfluss auf landwirtschaftliche Kulturen

Durch die starken Niederschläge kam es vermehrt zu Bodenabtragungen und Verschlämmungen auf Ackerflächen. ©Agrarfoto.com
Durch die starken Niederschläge kam es vermehrt zu Bodenabtragungen und Verschlämmungen auf Ackerflächen. ©Agrarfoto.com
Alle Frühjahrskulturen wie Soja oder Mais hatten in den letzten Wochen mit den vielen Niederschlägen zu kämpfen. Viele Böden waren vollständig mit Wasser gesättigt und das über einen längeren Zeitraum. Dadurch wurde der Bodenluftgehalt deutlich verringert und im Gegenzug reduzierten die Kulturen auch ihr Wachstum, sodass momentan die Bestände für die Jahreszeit in der Entwicklung auöerordentlich zurück liegen. Bodenluft und Nährstoffe sind für das weitere Wachstum unverzichtbar. Auf verschlämmten Flächen kann eine mechanische Bodenbearbeitung helfen, die Bodenoberfläche zu lockern und wieder mehr Luft in den Boden zu bringen.

Durch eine mechanische Bodenlockerung steigt aber auch die Gefahr von Erosion und so droht bei weiteren Niederschlägen ein vermehrter Bodenabtrag. Die Anwendung einer Hacke fördert zudem die Stickstoffmineralisierung. Aufgrund der eher kühleren Bodentemperaturen in den letzten Wochen ist die Stickstoffnachlieferung aus dem Boden noch nicht so hoch, sodass durch den Niederschlag auch geringere Mengen an Nitrat in tiefere Bodenschichten verlagert wurden. Wurde Mais nitratfrei gedüngt, kann davon ausgegangen werden, dass dieser Stickstoff im Boden gebunden und nicht verloren gegangen ist. Setzt nun mit einer Erwärmung des Bodens das Wachstum ein, wird dieser Stickstoff aus dem Boden verfügbar sein. Bei Gabenteilung sollte der Stickstoff zeitgerecht ausgebracht werden, da ab dem Vier- bis Fünfblattstadium alle Nährstoffe in ausreichender Menge vorliegen sollten.

Getreidebestände sind ins Lager gegangen

Auch auf Getreidebestände hat die regnerische Witterung der letzten Wochen groöen Einfluss gehabt. Viele Bestände sind ins Lager gegangen und können so die volle Ertragsfähigkeit nicht mehr ausschöpfen. Gerade bei lagernden Wintergerstenbeständen sollte die Kürzungsstrategie überdacht werden. Ein gezielter Einsatz von Wachstumsreglern kann helfen, auch bei überwachsenen Beständen die Standfestigkeit bis zur Ernte zu sichern. Neben der Lagergefahr hat der Stark­regen aber auch zu einer dauerhaften Nässe in den Beständen geführt.

Dicht stehende Bestände konnten in den unteren Blattetagen nicht mehr abtrocken, sodass die Gefahr von Pilzinfektionen in den letzten Wochen stark angestiegen ist. Die schwül-warme Witterung hat Blattkrankheiten gefördert. Durch den gezielten Einsatz von Fungiziden konnten grööere Infektionen verhindert werden. Etwa ab Anfang Mai kam es aufgrund entsprechender Niederschläge zu Infektionen der Getreidebestände. Dieses mehrmalige Auftreten machte eine Fungizid-Anwendung fast unumgänglich. Bei Wintergerste ist die Fungizid-Spritzung zum jetzigen Zeitpunkt kein Thema mehr. Bei Winterweizen sollte, sofern unbeständige Witterung herrscht, weiter auf das Auftreten von Krankheiten geachtet werden. Der letztmögliche und sinnvolle Zeitpunkt zur Anwendung von Fungiziden ist die Blüte. Hier wird gegen Ährenfusarien aber auch gegen eine spätere Blattinfektion vorgesorgt.

Grünland konnte von Witterung profitieren

Nach der ersten Mahd zur Silierung haben sich die Grünlandbestände rasch regeneriert und nutzten die Bodenfeuchtigkeit, sodass in Kürze, wenn nicht schon erledigt, der zweite Schnitt folgen kann. Für Heubetriebe hieö es warten auf eine beständigere Wetterlage. Sobald es die Witterung zulässt, werden die Mähwerke unterwegs ein. Dabei sollte aber auf den Bodenzustand geachtet werden. Eine Abtrocknung der Grünlandbestände ist abzuwarten, sodass keine unnötigen Bodenver- dichtungen oder Futterverschmutzungen auftreten.

Erosion – Nährstoffverlust

Der Begriff Erosion bezeichnet den Abtrag von Boden durch Wasser oder Wind. Gehen pro Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche nur fünf Millimeter verloren, so bedeutet dies einen Verlust von etwa 75 Tonnen Erdmaterial. Kalkuliert man mit den aktuellen Nährstoffpreisen, ergibt dies einen mone- tären Nährstoffverlust von ungefähr 850 Euro je Hektar. Diese Zahlen zeigen, dass Erosion unter allen Umständen verhindert werden muss. Besonders effektive Maönahmen sind die Auflockerung der Fruchtfolge durch Zwischenfrüchte, kombiniert mit Mulch- oder Direktsaat im Frühjahr bei Mais oder Soja und die Vermeidung von Bodenverdichtung, da verdichtete Böden weniger Wasser speichern können.

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