Raps: Bullenrallye für Vermarktung nutzen?

Eine Teilvermarktung der bevorstehenden Ernte sollte nun überlegt werden. ©agrarfoto.com
Eine Teilvermarktung der bevorstehenden Ernte sollte nun überlegt werden. ©agrarfoto.com
Den gesamten Winter hindurch haben sich die Rapspreise sehr unruhig gezeigt. Trotz Prognosen einer engen globalen Versorgung konnten sich die Notierungen der neuen Ernte 2016 lange nicht über das Niveau von 350 Euro behaupten. Schwache Soja- und Rohölpreise haben gebremst. Seit Mitte März ging es jedoch stetig bergauf – Unsicherheiten um die argentinischen Sojaernte und die globale Soja-Versorgungslage geben Auftrieb. Auch bei Raps steigt das Bewusstsein für knappe Versorgung. Bleiben uns also die derzeit festeren Preisniveaus auch im Sommer 2016 erhalten?

Lager leeren sich, neue Ernte knapper erwartet

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In den letzten Wochen haben mehrere Argumente Raps auf seinem Weg nach Norden unterstützt. Höhere Roh­ölpreise machen nun auch in der Biodieselherstellung Raps wieder interes­santer. Die trockenheitsbedingt knapperen Erntemengen (zirka 22,3 Mil- lionen Tonnen) 2015 geht mittlerweile in vielen Lagern dem Ende zu. Da noch einige Ölmühlen Deckungsbedarf haben, sind Altbestände durchaus gefragt am Markt. Nach 2015 wird durch eine europaweite Stagnation der Anbauflächen auch für 2016 eine ähnlich knappe Ernte erwartet. In Österreich wurde die Rapserntefläche seitens der AMA im Mai mit 39.625 Hektar wieder leicht über dem Vorjahreswert (Fünfjahrestiefststand von 37.493 Hektar) verzeichnet. Die europäischen Wetter­kapriolen der letz­ten Wochen spielten dem Raps zu­sätzlich in die Karten. Nach dem Spätfrost Ende April werden gebietsweise Einbuöen diskutiert, auch die anhaltenden Niederschläge im Mai haben das ihre zur Unsicherheit beigetragen und Wetterprämien im Markt gefestigt. Während die Europäische Kommission kürzlich knapp über 22 Millionen Tonnen Ernte veranschlagte, korrigierten die renommierten Branchenanalysten der Agentur Oilworld ihre Schätzung auf unter 22 Millionen Tonnen. Wetterbedingt werden hier etwas grööere Einbuöen in Deutschland und vor allem in Polen (Auswinterungen und Nässe) erwartet als noch im Frühjahr angenommen wurde.

Rückhalt von der Sojabohne

tark zehrt Raps auch vom Sojakomplex. Noch immer zähe Erntearbei­ten in Argentinien nach Starkregen-ereignissen samt trägen Exporten bei starker Bohnen- und Schrotnachfrage lenken die Importanfragen in die USA. Die Ungewissheit um Qualitäten und Mengen hat den CBoT-Sojanotierungen zu einem Satz durch die Decke verhol­fen. In den letzten Wochen sind auch viele Finanzinvestoren mit grööeren Investments in den Sojamarkt eingestiegen, und haben sich an der Börse mit Soja-Kontrakten eingedeckt.

Der Markt ist daher momentan sehr einsei­tig geladen, und sensibel für Meldungen in jede Richtung. Eine Entspannung bei den Warenströmen macht den gesamten Sojakomplex in den nächsten Wochen daher anfällig für Rücksetzer. Solche Vorgaben könnten auch dem Raps trotz seiner vergleichsweise deutlich engeren Versorgungsbilanzen vor dem europäischen Erntebeginn Mitte Juli noch einmal Kurseinbuöen bescheren. Diese sollten zwar überschaubar bleiben, sind jedoch nicht wegzudiskutieren.

Teilvermarktung bei neuer Ernte überlegenswert

Nach den sehr positiven Kursentwicklungen der letzten Wochen ist die Teilvermarktung der bevorstehenden Ernte sicher überlegenswert. Mit der Prämisse, gute Deckungsbeiträge für den Betrieb zu sichern, sollte der eigene Blick nicht darauf fokussiert sein, einen vielleicht nur kurzzeitig gesehe­nen Höchstpreis an der Börse auch am Papier stehen zu haben. Sehr zufrieden­stellende Vermarktungsergebnisse sind auch etwas darunter zu erzielen. Die eigene Einstellung und der Zielpreis zählen. Je konkreter man diesen zuvor definiert hat, umso weniger ist man ver­leitet, vor dem Abschluss doch noch zurückzuziehen, oder mit den Ergebnissen später unzufrieden zu sein.

Nach Möglichkeit kann auch die Gesamtproduktion in mehrere Vermarktungstranchen aufgeteilt werden. Aufkäufer bieten dazu übersichtliche bör­senabgeleitete Angebote! Im momentan vom Wettermarkt beeinflussten, vola­tilen Preisgefüge bleibt das Risiko von rückläufigen Rapskursen trotz enger Versorgungsbilanz definitiv aufrecht.

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