Der Spisser Schafberg, der Lader Heuberg und die Nauderer Tschey wurden im Sommer 2021 als Pilotalmen für verschiedene Herdenschutzmaßnahmen ausgewählt.

Elmar MonzQuelle: TBB
Elmar Monz, Bauernbundobmann-Stv. und Bezirksbauernobmann Landeck

Nachdem die Saison nun vorbei ist, zieht Bauernbundobmann-Stv. und Bezirksbauernobmann Elmar Monz Bilanz: „Die Projekte haben nicht nur einen erheblichen finanziellen Aufwand mit sich gebracht, sondern auch Probleme beim Personal und der Tiergesundheit. Die Projektverantwortlichen und auch das Hirtenpersonal haben mit großem Einsatz die neuen Herausforderungen gemeistert und damit die Grundlage geschaffen, die eine Beurteilung der Herdenschutzmaßnahmen auf unseren Hochalmen überhaupt erst möglich machen. Für diesen Einsatz gebührt den Hirten und allen die sich für diese Projektalmen in unterschiedlicher Rolle engagiert haben ein besonderer Dank.“

Mit Bedenken blickt Monz auf die Kosten der Musterprojekte: „Festgelegt wurden vom Land Tirol 160.000 Euro für den Spisser Schafberg, 85.000 Euro für den Lader Heuberg und 75.000 Euro für die Nauderer Tschey. Nach aktuellem Stand gehen wir von einer Überschreitung der Fördersumme von 25 Prozent aus. Dieser Aufwand ist keineswegs stemmbar für die Tiroler Bäuerinnen und Bauern.“

Raubtierrisse

Rückblick: Bereits wenige Tage nach dem Auftrieb auf den Lader Heuberg wurden elf Schafe von einem Bären gerissen. Bis Ende der Saison sollten es 21 von Raubtieren gerissene Tiere werden. Für Elmar Monz bestätigte dieser Zwischenfall: „Herdenschutz wird niemals raubtiersicher sein. Es hat sich bestätigt, dass wir auch die Möglichkeit der Entnahme brauchen, um unsere Nutztiere und die Alm- und Landwirtschaft zu schützen.“

Tiergesundheit und -wohl

Die Einpferchung und der Viehtrieb brachten in Hinblick auf die Tiergesundheit bedenkliche Ergebnisse. „Zwar wurde ein Konzept mit dem Tiroler Tiergesundheitsdienst ausgearbeitet, trotzdem traten vermehrt Klauenprobleme auf. Auf dem Spisser Schafberg, wo eine Weidelenkung mit täglicher Einpferchung durchgeführt wurde, mussten 53 Schafe deswegen in den Heimbetrieb gebracht werden.“ Die Maßnahmen führten auch zu einer schwachen Gewichtsentwicklung der Tiere sowie zu einem vermehrten Auftreten von Parasiten.

Einpferchung birgt Gefahren

„Einpferchungen bringen zudem ein Gefahrenpotenzial hinsichtlich Blitzschlag, da in diesem Fall ein viel größerer Teil der Schafherde betroffen ist“, erklärt Monz und führt aus: „Auch bei der Raubtierpräsenz ausserhalb der Einzäunung werden die Schafe aufgrund der Paniksituation versuchen, zu entkommen und sich hierbei im Zaun verfangen bzw. den Zaun niederreißen. In der Folge hat das Raubtier dann eine leichte Beute. Generell kann die Einzäunung mit einem herkömmlichen Weidenetz mit einer Zaunhöhe von 90 oder 120 Zentimetern aufgrund der Hangneigung und der Geländeausprägung keinen ausreichenden Raubtierschutz bieten, da diese Zaunhöhenangaben zwar in der Theorie, aber nicht in der Praxis umsetzbar sind. So wird in der Praxis eine Einpferchung der Schafe über Nacht im hochalpinen Gelände, bei der auch der Hirte nicht in unmittelbarer Nähe nächtigt, sehr schnell zur tödlichen Gefahr.“

Personalfrage

„Eine der größten Herausforderungen ist es, geeignetes Hirtenpersonal zu finden. Auf einer Projektalm waren insgesamt acht Beihirten nacheinander im Einsatz, weil sich deren Vorstellungen von einem Almsommer als Hirte mit dem Echtbetrieb nicht deckten. Dies bedeutete einen erheblichen Mehraufwand für die Almauftreiber, -pächter und -obleute“, sieht Monz den Realismus über der Almromantik stehen.

Fazit: Nicht umsetzbar

„Insgesamt lässt sich das Projekt so zusammenfassen: Die gelenkte Weideführung mit Behirtung ist auf unseren Hochalmen nur mit einem sehr hohen finanziellen Aufwand umsetzbar, die Verhältnismäßigkeit dieser hohen Kosten für die Weidelenkung mit umfassender Behirtung ist jedoch nicht gegeben. Von einem vorbeugenden Raubtierschutz mit täglicher Einpferchung ist aus Gründen der Tiergesundheit und des Tierwohls dringend abzuraten – höchstens über kurze Zeiträume bei tatsächlicher Raubtierpräsenz ist der Pferch vertretbar.“ Für Elmar Monz ist klar, dass es ohne Entnahmemöglichkeit nicht funktionieren werde: „Die Politik ist gefordert, rasch ein praktikables Modell zu erarbeiten.“

- Bildquellen -

  • Monz: TBB
  • IMG 3710: BLK Landeck
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AUTORred. HP
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