Der massive Rückgang der Erzeugerpreise für Getreide ließen die Einkommen der Ackerbauern sinken.

Alljährlich gibt der Grüne Bericht Auskunft über die Einkünfte der Bauern in Österreich. Nach den Rekordergebnissen von durchschnittlich plus 42 Prozent im Jahr 2022 wird für das Vorjahr nun ein Rückgang beobachtet. „2022 führten internationale Konflikte zu einem Anstieg der Erzeugerpreise, doch 2023 gingen diese in einigen Bereichen wieder erheblich zurück“, holte Johannes Fankhauser, Leiter der Sektion Landwirtschaft im Agrarministerium (BML), dieser Tage vor Journalisten aus und gab zu bedenken: „Die Erreichung eines angemessenen betrieblichen Einkommens aus der Produktion fordert die Betriebe stark.“ Dennoch lägen die bäuerlichen Einkommen 2023 noch über dem Niveau von 2021, wird im BML betont.

Indexiertes Einkommen laut Buchführungsergebnissen und Nettounternehmensgewinn laut Land- und Forstwirtschaftlicher Gesamtrechnung (Indexbasis 2015 = 100).

„Besonders die Einkünfte aus der Land- und Forstwirtschaft unterliegen starken Schwankungen“, weiß auch Franz Fensl, als Experte für Agrarökonomie bei der LBG Österreich federführend in die Erstellung des Berichtes involviert. Im Vorjahr wären laut Fensl die international gesunkenen Erzeugerpreise im Getreidebau der „wesentlichste Faktor“ gewesen. Doch eins nach dem anderen.

Im Grünen Bericht wurden heuer Daten von 1.933 freiwillig buchführenden Betrieben berücksichtigt. Diese erzielten je Arbeitskraft Einkünfte von 30.502 Euro. Bei im Schnitt 1,4 betrieblichen Arbeitskräften blieben jedem Hof damit 39.526 Euro. Die Testbetriebe bewirtschafteten Im Schnitt 33,28 Hektar Nutzfläche und generierten daraus Erträge im Wert von rund 160.100 Euro. Ein Fünftel davon stammte aus der Bodennutzung, gut 40 Prozent aus der Tierhaltung und 6 Prozent aus der Forstwirtschaft. Die öffentlichen Gelder trugen im Schnitt 13 Prozent zu den Erträgen bei.

42 Prozent Minus bei Marktfruchtbetrieben

Von der wenig zufriedenstellenden Preisentwicklung für Ackerfrüchte am meisten betroffen waren naturgemäß die Marktfruchtbetriebe. Sie verzeichneten ein Einkommensminus von 42 Prozent, gut ein Fünftel unter dem dreijährigen Mittel. Bei Bio- Betrieben waren es sogar 2 Prozent mehr. Der Preisrückgang bei Weizen (- 40 %) und Körnermais (- 32 %) schlug insbesondere bei den auf Getreide- und Ölsaatenanbau spezialisierten Betrieben durch. Jene Berufskollegen, die auch Hackfrüchte anbauten, kamen mit einem Einkommensrückgang von einem Viertel glimpflich davon und erlösten im Schnitt 68 Prozent mehr als der Durchschnitt der Marktfruchtbetriebe.

Nur einen leichten Rückgang mussten hingegen die Dauerkulturbetriebe hinnehmen. Sie erzielten ein Einkommen von 38.486 Euro, um 6 Prozent weniger als noch 2022 bei einem Ertragsplus von 3 Prozent.

Zartes Plus bei Milchvieh

Unter den Futterbaubetrieben waren wie üblich die Milchviehhalter jene mit dem höchsten betrieblichen Einkommen. Die Steigerung der Milchmenge (+ 4%) samt Preissteigerung um 6 Prozent brachte den Milchbauern ein statistisches Einkommensplus von 111 Euro auf nunmehr 53.223 Euro bei 1,7 Arbeitskräften am Hof. Die übrigen Rinderhalter (also Mäster, Mutterkuhhalter und Aufzuchtbetriebe) verzeichneten allesamt ein Einkommensminus. Die sei, den Berichtsautoren zufolge, allerdings weniger den Erträgen aus der Tierhaltung, sondern jenen aus dem Ackerbau und der Forstwirtschaft geschuldet, wo die Einschlagsmengen um bis zu 45 Prozent abnahmen.

Veredler 163 Prozent über dem Schnitt

Deutlich besser stiegen im Vorjahr die Veredelungsbetriebe aus. Mit Einnahmen von 103.951 Euro lagen sie 163 Prozent über dem Mittel aller landwirtschaftlichen Betriebe. Insbesondere stark gestiegene monetäre Erträge in der Schweinehaltung (+ 28 %) ließen ihr Einkommen gegenüber 2022 um exakt ein Drittel steigen. Die geringeren Getreidepreise drückten die Futterkosten um 6 Prozent.

Allen Betrieben gemein war 2023 übrigens die Steigerung der Produktionskosten. So stieg der Aufwand für Bodennutzung um 8, jener für Instandhaltungen um 11 Prozent. Die deutlichste Zunahme gab es jedoch bei Fremdkapitalzinsen. Dafür mussten Österreichs Bauern 90 Prozent mehr berappen als noch 2022. Als auffällig wurde von den Experten auch der gestiegene Privatverbrauch der bäuerlichen Familien bezeichnet. Vom verfügbaren Haushaltseinkommen, welches zu 69 Prozent aus der Landwirtschaft stammte, wurden 44.942 Euro für den Privatverbrauch benötigt, 8 Prozent mehr als noch ein Jahr zuvor.

2024 “weitgehend stabile Preise”

Gefragt nach einem Ausblick für das heurige Agrarjahr wurde erklärt, dass die „weitgehend stabilen Erzeugerpreise bei Milch, Weizen oder Holz“ im Vergleich zu 2023 ein „angehend gleiches Ergebnis“ erwarten lassen, wiewohl Initiativen wie das Impulsprogramm für die Landwirtschaft und die Überarbeitung des heimischen GAP-Strategieplans Erleichterungen versprechen.

Der Grüne Bericht ist hier kostenlos nachzulesen.

- Bildquellen -

  • Bauernhöfe im Ackerbaugebiet: agrarfoto.com
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AUTORClemens Wieltsch
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