Kommentar von Martin Kugler,
Martin Kugler, Wissenschaftskommunikator am Austrian Institute of Technology
Was war 2022 für ein Jahr! Schon der Start war schwierig – die Folgewirkung der Corona-Pandemie und die gestörten internationalen Lieferketten hatten die Märkte aus dem Gleichgewicht gebracht. Und dann kam der Angriff Russlands auf die Ukraine, der die Energiepreise, die Düngemittelversorgung und den gesamten Lebensmittel-Sektor durcheinanderschüttelte.
Für Bäuerinnen und Bauern verstärkte sich, nicht zuletzt wegen der höheren Kosten, die Unsicherheit von Tag zu Tag. Gleichzeitig wuchsen aber dank der massiv gestiegenen Produktpreise auch die Einnahmen aus der Land- und Forstwirtschaft. Unterm Strich brachte das, wie nun aus dem Stimmungsbarometer, das die KeyQEST-Marktforschung regelmäßig erhebt, den höchsten Zufriedenheitswert in der Landwirtschaft seit mehr als zehn Jahren. Dies hat zusätzlich zur Einkommenssituation auch eine wichtige psychologische Komponente: Bedingt durch die Krisen rückte die Bedeutung einer sicheren Versorgung mit heimischen Lebensmitteln wieder stärker ins Bewusstsein der Bevölkerung, so die Meinungsforscher. Und dies wiederum führte zu einer höheren Wertschätzung des Agrarsektors in der Gesellschaft. Diese Entwicklung ist weltweit zu beobachten: Niemals zuvor in der jüngeren Geschichte war die Nahrungsmittelversorgung ein dermaßen großes Thema – vom Wirtshaustisch bis in die sozialen Medien, von der Forschung bis zur Politik.Dieses Interesse, diese positive Stimmung gilt es zu nutzen. Denn die Zeiten werden wohl auch 2023 nicht einfacher werden.