In der Präfation für die Verstorbenen heißt es: „Bedrückt uns auch das Los des sicheren Todes, so tröstet uns doch die Verheißung der künftigen Unsterblichkeit.“ Das Los der Vergänglichkeit trifft uns alle. Auch in dem nun bald zu Ende gehenden Jahr haben viele Menschen einen Angehörigen verloren. Der Toten zu Gedenken ist ein Liebesdienst sowohl der Angehörigen wie auch der christlichen Gemeinde, letztlich eine Menschenpflicht. Deshalb stehen alljährlich zu Allerheiligen und Allerseelen viele Menschen an den Gräbern ihrer Angehörigen. Christen erinnern sich der Toten, nicht damit sie leben, sondern weil sie leben. Sie hoffen auf Leben und Gemeinschaft mit den Verstorbenen über den Tod hinaus.
Geschichte der Feiertage
Die katholische Kirche verdankt den Allerseelentag dem in der Kirchen- und Reichsgeschichte gleich berühmten Abt Odilo von Cluny, der bereits 998 eine Gedächtnisfeier in der von ihm geleiteten Kongregation der Benediktinerklöster einführte. Ein eigenes Geläute leitete nach der Vesper des Allerheiligentages den folgenden Tag als geistliche Hilfeleistung für die Seelen der Verstorbenen ein. Vier Jahre später gelang es dem Benediktinerabt Odilo, Papst Johannes XIX. davon zu überzeugen, das von ihm begründete Allerseelenfest für die gesamte Christenheit verbindlich einzuführen.
Gedenktage der Toten sind schon von den Völkern der Antike bekannt. Rund 300 Jahre vor Odilo ordnete Bischof Isidor von Sevilla (gest. 636) seinen Mönchen jeweils am Tag nach Pfingsten ein Messopfer für die Seelen der Verstorbenen an. Damit aber hängt unmittelbar die Festlegung des Hochfestes Allerheiligen zusammen, das im Orient wurzelt, wo etwa ab dem 4. Jahrhundert ein Festtag im Gedenken an alle Märtyrer begangen wurde. Papst Gregor IV. (827 bis 844) verlegte den Termin vom 13. Mai unter Einfluss von Kaiser Ludwig dem Frommen (814 bis 840) auf den 1. November, weil an diesem Tag das in ganz Westeuropa bekannte „Keltische Jahr“ begann. Der Allerseelentag fand rasch Anklang bei den gläubigen Christen und verbreitete sich im ganzen Abendland. Seit dem 15. Jahrhundert ist der Hauptgedächtnistag für die Armen Seelen mit Totenandacht, Gräberbesuch, Speisen-Licht- und Blumenspende im Volk verankert und bis heute lebendig. Ebenfalls im 15. Jahrhundert führten die spanischen Dominikaner die Sitte ein, dass am Allerseelentag jeder Priester drei Hl. Messen feiert.
Gegen Ende des Mittelalters kommen auf Friedhöfen vereinzelt freistehende Grabkreuze auf. Diese Art der Gedenkzeichen gehen vermutlich auf die Kreuzfahrer zurück, die über einem Toten das Schwert in die Erde zu stecken pflegten. Im Alpenraum erfuhren die hölzernen und später die eisernen Grabkreuze eine kunstreiche Ausformung und Gestaltung.
- Bildquellen -
- Galtür Friedhof: Heinz Wieser