DIPLOMARBEITEN DER HBLFA TIROL – Folge 4
Im Rahmen der Diplomarbeit wurde ein Blick hinter vier Gartenzäune geworfen und geschaut, was für Insekten von besonderer Wichtigkeit sind – die Ergebnisse zeigen einen spannenden Ausschnitt der heimischen Natur. Die Gärten wurden in den Orten Wildschönau, Angerberg, Breitenbach am Inn und Niederndorf bei Kufstein besucht.
Biodiversität und die Rolle der Insekten
Die Begrifflichkeit Biodiversität beschreibt und beinhaltet zusammengefasst die unterschiedlichen Lebensformen, die verschiedenen Lebensräume sowie die genetische Variabilität innerhalb von Arten. Ein Verlust von Artenvielfalt sowie ein Rückgang insektenfreundlicher Lebensräume werden schon seit Jahren thematisiert und spielen auch im ländlichen Bereich eine immer größer werdende Rolle. In der Diplomarbeit wurde vorwiegend das derzeitige Vorkommen von Insekten, im Besonderen von Schmetterlingen, und der Pflanzenbestand in Gärten beleuchtet. Dahingehend wurde auch Bezug auf die Nahrungsmittelversorgung genommen, da in diesem Sektor eine beachtliche Abhängigkeit aufgrund der Bestäubung durch Biene und Co. vorherrscht – den Insekten wird eine bedeutende Funktion bei der Produktion von Lebensmitteln zugeschrieben. Als Nektar- und Pollensammler bestäuben sie rund zwei Drittel der Wild- und Kulturpflanzen. Die Relevanz zeigt sich auch bei Gemüse- und Obstsorten wie Broccoli, Kürbis oder Kirschen.
Gefährdung der Insekten
Zu den Gründen für Insektensterben zählt unter anderem der Verbau artenreicher Bodenflächen, welcher neben der Lebensraumverminderung für Pflanzen sowie Insekten auch ein erhöhtes Risiko für weitere umweltbezogene und wirtschaftliche Pro-bleme birgt: Hochwasser oder stärkere Staubbelastung der Luft beispielsweise. Auch die Art der Flächen-
bewirtschaftung sowie der Strukturwandel im landwirtschaftlichen Bereich – verbunden mit einer Intensivierung der Landwirtschaft – sind zu berücksichtigen.
Kompensation des Futtermangels
Dort, wo Futterquellen für Insekten aufgrund von Bodenverbauung, starke Bodenbewirtschaftung etc. zurückgehen, könnten Gärten fehlenden Lebensraum kompensieren. Es wurde daher eine Beobachtung vorgenommen, um eine Vorstellung davon zu erhalten, welche Insekten und Pflanzen derzeit vorhanden sind. Mithilfe eines Schemas wurde eine Dokumentation durchgeführt und die Anzahl der jeweiligen Art erfasst, außerdem wurden Insekten, Pflanzen und Nisthilfen überblicksmäßig fotografisch festgehalten. Im Anschluss an die Auswertung wurde ein Modellgarten erstellt, welcher als mögliches Beispiel eines Fördergartens für Schmetterlinge etc. dienen kann. Im Zuge der Teilnahme an einem Vortrag über insektenfreundliche Gärten wurden Blühstreifen und Nisthilfen in den Mittelpunkt gestellt – auch diese Informationen wurden in die Arbeit miteingebunden.
Ergebnis der Beobachtungen
In Österreich gibt es klimatisch, landschaftlich und geologisch begünstigt eine hohe Anzahl an verschiedenen Schmetterlingsarten, weshalb laut Literatur alleine in Tirol bei den Tagfaltern 170 Arten beobachtet werden könnten. Insgesamt wurden weniger Insekten als angenommen vermerkt, das kann aber möglicherweise darauf zurückzuführen sein, dass die Beobachtungen im Zeitraum von Ende August bis Anfang September stattfanden. Weiters nehmen das Wetter, die Tageszeit sowie die Art der Beobachtung Einfluss auf die Aufzeichnungen.
Umdenken und weitergeben
Die Ergebnisse zeigen einen kleinen Ausschnitt aus vier Gärten und stellen Momentaufnahmen dar, eine Beobachtung über den ganzen Sommer hindurch wäre daher sinnvoll, um die Qualität der Erkenntnisse zu steigern. Es werden bereits einige Projekte angeboten, welche zum Beispiel im Bereich der Grünflächengestaltung an Straßenrändern oder mittels Fachvorträgen zu einem Umdenken und zur Bewusstwerdung der Wichtigkeit von Artenvielfalt beitragen. Auch Schulen können dahingehend einen Beitrag leisten und die Relevanz von Insekten und einem abwechslungsreichen Angebot an Pflanzen weitergeben. Ein Blick in den eigenen Garten kann ebenfalls vieles möglich machen.
- Bildquellen -
- MMag. Lisa Reitter Und Bernadette Siedler: HBLFA Tirol