Die mechanische Unkrautbekämpfung ist im Biolandbau ein bedeutender Kostenfaktor. Dazu kommt vielerorts Arbeitskräftemangel. Mit Hackrobotern könnte das Problem entschärft werden, Wunder darf man sich aber von der neuen Technologie (noch) keine erwarten.

So könnte das Resümee des heurigen ÖKL-Webinars zum Thema Hackroboter gezogen werden. Noch ist allerdings nicht klar, wohin die Entwicklung bei den Feldrobotern geht. Werden zukünftig etwa nachgerüstete autonome Traktoren das Rennen machen? „Das Problem, das man dabei vor allem unter mitteleuropäischen Verhältnissen hat, ist auf der einen Seite die Sicherheit, weil man damit rechnen muss, dass die Felder auch von Personen betreten werden. Das Hauptproblem auf der anderen Seite aber ist, dass die Arbeitsgeräte, die hinten am Traktor dranhängen, in der Regel nicht ihre Arbeitsqualität selbst überwachen können. Die Geräte sind nicht wirklich so weit automatisiert, dass sie zuverlässig in Kombination mit einem Roboter funktionieren“, so Franz Handler von der BLT Wieselburg bei der Veranstaltung. Ein interessanter Bereich sind Neuentwicklungen für spezielle Anwendungen. Zu einem großen Teil befinden sie sich im Projektstadium, aber es gibt auch schon fertige Lösungen am Markt wie Farmdroid oder solche, die sich unmittelbar vor der Markteinführung befinden bzw. in kleinerer Zahl zur Verfügung stehen, wie etwa Farming GT. Auch autonome Geräteträger und Antriebseinheiten, etwa Orio von NAÏO, Robotti von Agrointelli und Agbots von Agxeed wurden schon vorgestellt. Denkbar ist auch, dass Roboterschwärme, wie Xaver von Fendt, in Zukunft die Arbeit auf dem Feld erledigen.

Farmdroid und Farming GT

Farming GT arbeitet mit RTK-GNSS und kameragesteuerter Pflanzenerkennung

An der BLT Wieselburg wurden im Rahmen der Innovation Farm Farmdroid FD20 und Farming Revolution GT beim Einsatz im Biozuckerrübenanbau genauer unter die Lupe genommen. Handler hat die Maschinen und Ergebnisse vorgestellt. Beide können demnach autonom hacken und auch den Bereich in den Reihen bearbeiten, Farmdroid auch säen. Gleich ist beiden auch, dass sie elektrisch arbeiten und  über RTK-GNSS navigieren – allerdings mit wichtigen Unterschieden im Detail. Während beim Farmdroid der Strom mithilfe von Photovoltaikzellen auf dem Roboter hergestellt wird, wird er bei Farming GT über einen Benzinmotor erzeugt. Ein wesentlicher Unterschied ist auch, dass beim Famdroid die Führung der Hackaggregate nur über die gespeicherten Positionsdaten von der Aussaat erfolgt, während RTK-GNSS beim Farming GT der groben Positionierung dient, die Steuerung der elektrisch angetriebenen Hackorgane erfolgt über eine Multispektralkamera. 80 Pflanzenarten sollen erkannt werden.

Laut Handler gibt es im Biobereich mit hohen Kosten für die manuelle Unkrautentfernung Rahmenbedingen, unter denen sich ein Roboter wie Farmdroid rechnen kann. Beim getesteten Farming GT sei vergangenes Jahr die Flächenleistung zu gering gewesen, sodass ein sinnvoller wirtschaftlicher Einsatz damit nicht möglich wäre. Vor allem mit der Navigation habe es Probleme geben. Letztere sei daher entsprechend weiterentwickelt worden. „Wir sind zuversichtlich, dass wir am Ende des heurigen Jahres sagen können, auch er ist empfehlenswert“, meinte Handler.

Praktikererfahrung

Rudolf Votzi, Ackerbauer aus Lassee (NÖ), gab bei dem ÖKL-Webinar seine Erfahrungen zum Einsatz des Farmdroids als Praktiker weiter. Pelletiertes Saatgut könne demnach mit der Maschine sehr gut ausgebracht werden. Warum er die Technik dennoch nicht kauft? „Ich habe keine Zuckerrübe und keine Zwiebel im Betrieb und das sind die beiden Kulturen, in denen der Farmdroid wirklich großartig funktioniert. Und vor allem habe ich eine wunderschöne 12-reihige kameragesteuerte Technik”.  Das Problem beim Roboter sei teilweise die Mechanik. Die einfache Sä- (mechanisch) und Hacktechnik brauche gute Bodenvorbereitung. Größere Mulchmengen seien derzeit „indiskutabel“.

Tipp: Von 1. bis 4. Juni findet die Fachmesse „Land & Forst“ in Wieselburg statt. Studierende des Bachelor-Studiengangs „Agrartechnologie und Digital Farming“ am Campus Francisco Josephinum der FH Wiener Neustadt präsentieren dort Roboter am Stand der Innovation Farm. 

Farmdroid FD 20
• Fürs Säen und Hacken
• Arbeitsbreite bis 3 m
• Reihenabstand: 22,5 bis 75 cm, 4 bis 8 Reihen
• Antrieb: 2 Elektromotoren mit je 400 Watt
• Energiequelle: Solarzelle mit 1,6 kWp und Akku mit 4,8 kWh
• Masse: 900 kg (max. 1050)
• Sicherheitsseil zur Hinderniserkennung
• Laut Firmenangaben max. 8 % Steigung und max. 6 % Seitenhang
• Geschwindigkeit bis 950 m/h
• Navigation und Steuerung der Hackaggregate über RKT-GNSS mit 2 Antennen
• Fernwartung über Internetplattform
• Einsatzmöglichkeit: In Zuckerrüben und anderen Kulturen, die er säen kann
Quelle: Präsentation F. Handler

Framing Revolution GT
• Fürs Hacken
• Benzinmotor als Generator
• 4 elektrische Radnabenmotoren
• Allradlenkung und Pendelachse
• Spurweite: 1,35 bis 2,25 m
• Arbeitsbreite: 2,4 m
• Vorne und hinten Bügel für Detektion von Hindernissen
• Fernwartung und Störungsmeldungen über App
• Navigation/Hacken: Mit RTK-GNSS und kameragesteuerter Pflanzenerkennung
• Kulturen: Zuckerrüben und viele weiter (insgesamt 80)
Quelle: Präsentation F. Handler

- Bildquellen -

  • Farmdroid: FHWN/Innovation Farm
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AUTORMichael Stockinger
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