Ernst Molden ist nationaler Bacchuspreistäger 2022

Bacchuspreisträger Ernst Molden (2. v. l.) mit Johannes Schmuckenschlager, Präsident Österreichischer Weinbauverband, Chris Yorke, Geschäftsführung ÖWM, und Norbert Walter, Präsident Landesweinbauverband Wien

Musiker, Literat und „Stadt-Flaneur“ Ernst Molden wurde am Dienstag im Rahmen der Bundesweintaufe im Wiener Rathaus mit dem Bacchuspreis 2022 für herausragende Verdienste um den österreichischen Wein ausgezeichnet.

Jedes vierte Jahr richtet der Landesweinbauverband Wien – alternierend mit den anderen weinbautreibenden Bundesländern – zusammen mit dem Bundesweinbauverband die Bundesweintaufe in Wien aus. Dabei ist es die Obliegenheit des Wiener Weinbauverbandes und seines Präsidenten, Norbert Walter, den nationalen Bacchuspreisträger zu nominieren. Die Wahl fiel heuer auf den eng mit Wien und dem Wiener Wein verbundenen Künstler Ernst Molden. Dieser fungierte auch als Taufpate für den neuen Jahrgang, dem er – als Hommage an seinen jüngeren Bruder, mit dem er schon als Kind gerne die Abhänge des Wiener Cobenzl durchstreift hat – den Taufnamen „Blonder Berthold“ verlieh. Der internationale Bacchuspreis ging an den kanadischen Master Sommelier, Weinautor und -kritiker John Szabo. Gesegnet wurde der Wiener Weißwein-Cuvée von Dompfarrer Toni Faber.

Erdgeschoss-Perspektive

Walter war voll des Lobes für Molden: „Für mich verkörperst Du stets die Normalität des Weins, nicht das Chichi, nicht das Klimbim. Das Schnörkellose, Geradlinige, Unaufgeregte. Und dabei stellst auch Du dich, wie ein guter Tropfen, nicht in den Mittelpunkt”. Obwohl Molden mit der Sprache auf alle erdenklichen Arten jonglieren und spielen könne sei er einer, der nicht gerne über Wein spreche. “Du bist kein Weinredner, sondern ein Weintrinker. Und gerade das macht Dich zum perfekten Botschafter des Weins und würdigen Träger des Bacchus-Preises 2022“, sagte Walter.

Sein künstlerisches Schaffen begann für Ernst Molden mit dem Schreiben. Dafür wählte der Spross einer bekannten Wiener Familie – seine Großmutter Paula Preradović war unter anderem die Verfasserin der österreichischen Bundeshymne, sein Vater Fritz Widerstandskämpfer, Zeitungsverleger und Verlagsbegründer – für sich ganz bewusst die, wie er es nennt, „Erdgeschoss-Perspektive“. Schließlich wurde er u. a. Dramaturg am Wiener Schauspielhaus, aber gleichzeitig und immer mehr auch Musiker mit einem Stilmix, den man als eine Art neues Wienerlied modernen Zuschnitts bezeichnen könnte. Dabei fokussiert sich der Übersetzer von drei Asterix-Heften ins Wienerische mittlerweile ganz auf den Wiener Dialekt, den er in allen Facetten beherrscht und der eine Grund-Tonalität in seiner Musik bildet.

Zu seinen wichtigsten musikalischen Wegbegleitern gehörte und gehört dabei Willi Resetarits, ebenso wie der Knöfperlharmonika-Meister Walther Soyka – und spätestens hier erfolgt der Brückenschlag zum Wiener Heurigen, dem Molden lange Zeit sehr zurückhaltend gegenübergestanden war. Der Grund dafür war ein Kindheitstrauma, als er unmittelbar neben einem Heurigen wohnte und sein Schlaf unter den touristischen und wenig authentischen Auswüchsen der Wiener Heurigenseligkeit gelitten hatte. Doch als Soyka ihn schließlich überredete, ihn – samt Gitarre – zum Heurigen Hengl-Haselbrunner, einem Epizentrum des Wiener- und Heurigenliedes zu begleiten, soll aus der Abneigung wahre Liebe geworden sein. Hier erlebte er den Heurigen als „schlichten Teil des Wiener Alltags“. „Keine Insignien, keine Buschen, keine komischen Wagenräder. Bloß da die Schank, dort der Tisch. Da der Aschenbecher, dort das Viertel. Und dann der Soyka und der Stirner (Anm.: Zither-Virtuose und ebenfalls musikalischer Begleiter von Molden) mit ebenso knochentrockener wie wunderschöner Musik. Was wollt ich noch sagen? Genau: Heurige sind super!“, so Molden. Seit dieser Zeit ist, wenn Molden in der Öffentlichkeit auftritt, ein Glas Wein, ein G’spritzter-Krügerl oder eine einfache Karaffe zumeist in Griffweite und Molden hat es sogar zum Leiter der so genannten „Schreib- und Trinkklasse“ der „Wiener Schule für Dichtung“ gebracht.

- Bildquellen -

  • Bundesweintaufe: ÖWM - Anna Stöcher
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AUTORRed. MS
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