Nicht die Dürre verursacht den nackten Boden, es ist der nackte Boden, der die Dürre verursacht. Diesen Leitsatz des in Zimbabwe in Südafrika ansässigen Farmers Allan Savory hat sich auch Hans Gnauer, Ackerbauer im niederösterreichichen Maissau, zu einer Grundregel seines Kultur- und Bodenmanagements gemacht. Während Savory gegen die Versteppung ankämpft, indem er seine Viehherden einen Teil des Aufwuchses niedertrampeln lässt („Mob-Grazing“), setzt Gnauer auf eine möglichst dauerhafte Bedeckung samt reduzierter Bearbeitung, um seine Böden in der Trockenlage am Übergang des Weinviertels ins Waldviertel fruchtbar zu erhalten.

Zusätzliches Wasser für zwei bis vier Wochen

Gnauer: „Im Vergleich zur herkömmlichen Bewirtschaftung verschafft die aufbauende Wirtschaftsweise einen zusätzlichen Wasservorrat für zwei bis vier Wochen, das kommt der Ertragssicherheit zugute.“ Für diese Beobachtung gibt es laut Gnauer auch eine wissenschaftliche Bestätigung. Im Rahmen des noch laufenden Forschungsprojekts „Boden.Pioniere“ sei gezeigt worden, dass eine humusaufbauende Bewirtschaftung das Volumen an wasserspeichernden Mittelporen erhöht und die Stabilität der Bodenaggregate verbessert. Auch die zur Wasserableitung wichtigen Grobporen werden durch reduzierte Bearbeitung geschont. Praktisch umsetzen kann man eine wasserschonende Bewirtschaftung laut Gnauer durch folgende Maßnahmen:
• Zwischenfrüchte etablieren,
• den Boden dauerhaft bedecken,
• eine angepasste Fruchtfolge einhalten und
• den Boden so wenig stören wie möglich (No-Till, Min-Till).

Hier wird direkt gesät. Hans Gnauer prüft das Saatbett. Die starke Begrünung hat Ausfallgetreide und Unkräuter unterdrückt.

Im Prinzip, so der Landwirt, kann jeder Ackerbauer mit seinen bereits vorhandenen Geräten eine „reduzierte Bodenbearbeitung“ umsetzen. Es wird einfach flacher bearbeitet – beispielsweise mit flach eingestelltem Flügelschargrubber oder mit der Scheibenegge.
Will man mehr in Richtung No-Till gehen, so braucht es dafür allerdings spezielle Technik. Zur Einzelkornsaat haben sich Geräte wie die Väderstad Tempo etabliert, die für die Direktsaat mit speziellen Schneid- und Räumscheiben ausgestattet werden können.Bei der Direkt-Drillsaat beginnt das Geräteangebot mit Väderstad Rapid und Horsch Avatar. Als weitere „Spezialisten“ nennt Gnauer hier die John Deere 750-Sätechnik oder die Geräte der französischen Hersteller Sky Agriculture und Novag (siehe Abschnitt “Vier Tanks, zwei Saattiefen”).
Die Anschaffungskosten der Technik sind allerdings beträchtlich und liegen für Geräte mit vier Metern Arbeitsbreite in der Größenordnung von 100.000 Euro aufwärts. Bei Gnauer ist eine Sky-Easy-Drill HD im Einsatz, die überbetrieblich angeschafft wurde und jährlich mit rund 400 Hektar Saatfläche ausgelastet ist.

Quelle: Gnauer
Bodenbearbeitung durch Regenwürmer sorgt ohne Dieselverbrauch für Grobporen samt verbesserter Infiltration von Niederschlägen.

Regenwürmer und Pilze als Helfer

Eines der wesentlichen Ziele der minimierten Bodenbearbeitung ist der Aufbau einer möglichst großen Population an Regenwürmern. Tiefe Grubberstriche und vor allem den Pflug können die empfindlichen Bodenbewohner schwer verkraften.
Durch ihr System aus vertikalen und horizontalen Röhren verbessern die Würmer das Infiltrationsvermögen des Bodens immens. Zudem ist der Regenwurmkot ein ausgezeichneter Bodenverbesserer, weiß Gnauer zu berichten.
Ein weiterer Helfer in puncto Bodenfruchtbarkeit sind Mykorrhiza-Pilze, die ebenfalls bei möglichst geringen Eingriffen in die Bodenstruktur am besten gedeihen. Die Pilze liefern den meisten Kulturpflanzen Nährstoffe und Wasser und sollten deshalb nach Möglichkeit gefördert werden.

Begrünung gleich nach der Ernte säen

Hier schließt sich der Kreis zu Begrünungen und Fruchtfolge. Denn Regenwürmer und Pilze benötigen neben Ruhe auch ausreichend Nahrung in Form von Bodenbedeckung und Ernterückständen. Bei den Begrünungen bzw. Zwischenfrüchten ist laut Gnauer vor allem Eile geboten. Eine Aussaat unmittelbar nach der Ernte nutzt die knappen Wasserreserven für den Aufgang. Wenn die Begrünung rasch anwächst, dann haben Ausfallgetreide und Unkräuter keine Chance. Im Optimalfall bleiben die unerwünschten Begleitpflanzen bis zur Aussaat der Folgekultur unterdrückt. Neben dem Tempo ist auch die Wahl der Arten entscheidend. Zwischenfruchtmischungen mit mehreren Komponenten sind sinnvoll, weil man rasch abdeckende Arten mit langsameren Nährstoffsammlern und Humusbildnern kombinieren kann.
Bei überwinternden Zwischenfruchtmischungen kombiniert Gnauer „Schnellstarter“ wie Öllein, Buchweizen und Phacelia mit Saflor und Sommerwicke als Bodenverbesserer sowie Ackerbohne und Peluschke als N-Sammler. Der Schwerpunkt der Mischung liegt auf der Sommerwicke. Weitere mögliche Komponenten sind Sonnenblume, Ramtilkraut und Tiefenrettich.
Bei den Sommerzwischenfrüchten kombiniert Gnauer Peluschke und Sommerwicke als Hauptkomponenten mit Ackerbohne, Öllein, Phacelia, Ramtilkraut und bei Bedarf Sorg­hum und Sonnenblume.

Glyphosat nur als „Korrekturwerkzeug“

Zum Thema Glyphosat stellt Gnauer fest, dass der umstrittene Wirkstoff bei gut etablierten Zwischenfruchtbeständen nur für Korrekturmaßnahmen erforderlich sei. Dadurch lasse sich die übliche Aufwandmenge von drei Litern pro Hektar halbieren bis dritteln, weil nur Feldränder, Kahlstellen und Wurzelunkräuter wie Storchschnabel behandelt werden müssen.
Den häufigen Einwand des zusätzlichen Wasserbedarfs der Zwischenfrüchte lässt Gnauer nicht gelten. Auch offener Boden verliere durch Verdunstung viel Wasser. Demgegenüber sei leicht zu erkennen, dass begrünter Boden jedenfalls länger feucht bleibt. Ein kleiner Nachteil sei allenfalls die spätere Erwärmung des bedeckten Bodens im Frühjahr, was aber durch die verbesserte Wasserversorgung ausgeglichen werde.
Bezüglich Drahtwurmbesatz hat Gnauer auf seinen Flächen eine regulierende Wirkung durch früh gesäte Zwischenfrüchte (kein Ausfallgetreide) und reduzierte Bearbeitung festgestellt. Er vermutet, dass die höhere Bodenfeuchte das Wachstum von Bodenpilzen fördert, die ihrerseits wiederum die Insektenlarven dezimieren. Allerdings seien rasche Erfolge wenig wahrscheinlich, der Reaktionshorizont liege bei fünf bis zehn Jahren.
Zu einem gewichtigeren Direktsaatproblem können sich allerdings Feldmauspopulationen auswachsen. Die hemmende Funktion des Pfluges müssen hier Greifvögel übernehmen, die durch Sitzstangen gefördert werden können.

Vier Tanks, zwei Saattiefen – Moderne Technik ermöglicht auch erstaunliche Saatverfahren – und zwar direkt in die Ernterückstände von Getreide oder anderen Ackerkulturen oder direkt in den Aufwuchs von Begrünungen oder in Mulchmatratzen. Dafür wurden spezielle Säelemente mit Räum- und Schneidscheiben entwickelt. Die Technik ist robust und schwer gebaut, ein Schardruck von bis zu 500 kg (Novag) ist möglich. Der Zugkraft- bzw. Leistungsbedarf ist allerdings geringer als man vermuten würde: Für Geräte mit vier Metern Arbeitsbreite (24 Reihen) sind etwa 130 PS ausreichend. Zudem verfügbar sind Mehrtanksysteme und unterschiedliche Ablagetiefen. Der Hersteller Sky Agriculture bietet Geräte an mit bis zu vier Tanks und zwei Saattiefen. Damit können Sämereien mit unterschiedlichen Ansprüchen (Leguminosen und Feinsämerein) in einem Arbeitsgang gesät werden. Wichtig für eine genaue Ablage ist eine angepasste Fahrgeschwindigkeit (8 bis max. 12 km/h).

 

- Bildquellen -

  • 2321 W Regenwurm: Gnauer
  • 2321 W SKY Hanf Saat: Franz Brunner
- Werbung -
QuelleH.M.
Vorheriger ArtikelTeure Rechnungen: Bauern brauchen Kostenentlastung und flexible Strompreismodelle
Nächster ArtikelNeben uns die Sintflut