Luzerne
Zur Luzerne-Wertprüfung in Österreich wurde heuer eine neue Prüfserie mit den europaweit neuesten Züchtungen angelegt.

Luzerne gilt als „die Königin der Futterpflanzen“. Aufgrund ihres tiefreichenden Wurzelwerks kann sie Trockenphasen gut überdauern und kommt deshalb als Feldfutter zur Entlastung von Weideflächen zunehmend zur Aussaat. Die mehrjährige Kultur liefert hohe Trockenmasse- und Proteinerträge und hat eine sehr gute Vorfruchtwirkung.
Im Bio-Ackerbau ist Luzerne eine „Standardkultur“ zur Stickstoff-Anreicherung vor Speiseweizen. Denn die Luzerne hat ein hohes N-Bindungsvermögen – sät man sie auf luzernefreien Flächen aus, dann empfiehlt sich eine Impfung mit Knöllchenbakterien. Der Bedarf an Phosphor und Kali ist hoch.

Hoher Schnitt, sieben bis
acht Wochen Ruhezeit
Hohe Ansprüche stellt Luzerne an die Tiefgründigkeit und den pH-Wert des Standortes. Für eine zügige Jugendentwicklung bedarf es zudem ausreichend Feuchtigkeit. In der Praxis wird Luzerne meist im Sommer bis etwa Mitte August gesät. Empfindlich ist Luzerne gegenüber Trittbelastung, Staunässe und eine zu tiefe Nutzung. Die Schnitthöhe soll mindestens 7 cm betragen, besser 10 cm. Zwischen den Schnitten soll eine längere Ruhezeit von sieben bis acht Wochen eingehalten werden. Luzerne soll mit einer Pflanzenhöhe von 12 bis 15 cm in den Winter gehen. In Kombination mit wertvollen Gräsern (z.B. Wiesenschwingel) wird die Silierfähigkeit deutlich verbessert. Da Luzerne zu den weltweit wichtigsten Futterpflanzen zählt, wird sie laufend auch züchterisch bearbeitet. Die Ertragsleistung und Merkmalsausprägungen werden auch durch die Sortenprüfung der AGES erfasst.

Langjährig geprüfte, bewährte Luzernesorten
Unter den bereits bewährten Luzernesorten ist die hochwüchsige Europe die am längsten zugelassene Sorte. Europe zeigt immer noch gute Ertragsleistungen und stabile Anbaueigenschaften. Auch Galaxie mit französischer Herkunft ist viele Jahre geprüft und zählt zu den besten Ertragstypen. Die tschechischen Herkünfte Palava und Vlasta wurden noch unter den Bedingungen des östlichen Trockengebietes zugelassen und zählen dagegen mit späterem Blühverhalten und geringerer bis mittlerer Lagerneigung zum robusteren Stängeltyp.

Grafik LuzerneQuelle: AGES/Hendler
Trockenmasse- und Rohproteinertrag ausgewählter Luzerne-Sorten Österreichs, 2009 bis 2020.

Neuzüchtungen mit hohem Leistungsniveau
Eine Reihe von Neuzulassungen der letzten Prüfserie steht seit Dezember 2019 zur Sortenwahl. Die Sorten Artemis und Fraver zeigen hohe Trockenmasseerträge und teilweise noch Qualitätssteigerungen im Rohproteinertrag. Noch deutlicher ausgeprägt ist das Ertragsniveau bei Milkymax und bei Ludelis.

Beste agronomische Eigenschaften zeigen auch Catera und Fleetwood. Catera stammt aus Bayern und ist klimatisch gut an heimische Bedingungen angepasst, womit Höchsterträge möglich sind. Fleetwood besitzt mit mittlerem Trockenmasseertrag deutlich höhere Proteingehalte und zählt somit zu den Besten im Proteinertrag. Die Futterqualität lässt sich auch an der höheren Lagerneigung erkennen. Beim Merkmal Auswinterung zeigten die geprüften Sorten geringe Differenzierungen.

Die Prüfergebnisse der offiziellen Luzerne-Sortenwertprüfung in Österreich stammen nunmehr neben dem östlichen Trockengebiet auch aus dem Alpenvorland, dem Mühlviertel in Oberösterreich, dem Tiroler Oberland und Grünlandregionen der Steiermark. Ein Überblick über alle in Österreich zugelassenen Luzernesorten ist auf der im Internet verfügbaren Österreichischen Beschreibenden Sortenliste (BSL) einsehbar.

bsl.baes.gv.at/kulturen/

Martin Herndler
| Ing. Martin Hendler ist Mitarbeiter des Instituts für Pflanzenproduktion, AGES Wien. |

- Bildquellen -

  • 28_Luzerne_Grafik: AGES/Hendler
  • : AGES/Leitner
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AUTORRed. CW
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