Leopold Figl: Er glaubte an dieses Österreich

Am 20. Dezember jährte sich zum 75. Mal die Ernennung von Leopold Figl zum Bundeskanzler.

Der Steinsaal im Bundeskanzleramt wird zu Ehren Leopold Figls umbenannt.

75. Jahre ist es her, dass Leopold Figl als erster Bundeskanzler der Zweiten Republik angelobt wurde. “Figl legte den Grundstein für ein demokratisches Österreich, dass wir kennen und lieben. Bereits in jungen Jahren überzeugte er mit seiner Redegewandtheit und seiner politischen Begabung”, hebt Bauernbund-Direktor Norbert Totschnig hervor.

Figls politischer Weg begann noch vor Abschluss seines Studiums, als er als Sekretär beim NÖ-Bauernbund arbeitete und später zum Direktor bestellt wurde.

Einsatz mit Leib und Seele

Sein frühes Eintreten für die Unabhängigkeit Österreichs und seine entschieden anti-nationalsozialistische Haltung hätte er beinahe mit dem Leben bezahlt. Bereits kurz nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich wurde er mit einem der ersten “Prominententransporte” ins Konzentrationslager Dachau deportiert und bis 1943 in den Konzentrationslagern Dachau und Flossenbürg interniert. Nach einer zwischenzeitlichen Freilassung 1943 wurde er wegen seiner illegalen Tätigkeit im Zusammenhang mit seinem Bemühen um die Schaffung politischer Strukturen für die Zeit nach dem NS-Regime neuerlich inhaftiert und kam in das Konzentrationslager Mauthausen.

1945 erlebte er das Kriegsende und die Befreiung Wiens in der Todeszelle des Wiener Landesgerichts. Elf Tage nach seiner Entlassung aus der Todeszelle gründete er mit Leopold Kunschak, Hans Pernter, Lois Weinberger, Felix Hurdes und anderen am 17. April 1945 die Österreichische Volkspartei. Am 27. April hatte er Anteil an der Mitbegründung der Zweiten Republik und führte die Regierungsfraktion seiner Partei in der Provisorischen Staatsregierung an. 

“Wir sind stolz, dass dieser Jahrhundertpolitiker seine Laufbahn beim Bauernbund begann. Trotz seines steinigen Weges war Figl immer jemand, der an das ‚Projekt Österreich‘ mit ganzer Kraft glaubte. Seine Erfahrungen im Konzentrationslager, während der Terrorherrschaft der Nationalsozialisten, festigten sein Demokratiebewusstsein und sein Streben nach einem freien Österreich“, würdigt Totschnig die Leistungen des ehemaligen Bundeskanzlers.

“…ich kann euch nur bitten”

Der heutige Bundeskanzler, Sebastian Kurz, sieht das ebenso. “Leopold Figl hat Großes für unser Land geleistet. In den dunkelsten Stunden unserer Geschichte hat ihn nie der Mut verlassen, für seine Überzeugungen zu kämpfen”, so Kurz. Figl habe durch seinen unbändigen Willen, seine Courage und seinen unerschütterlichen Glauben an Österreich vielen in den schwersten Stunden der Geschichte Orientierung und Mut gegeben. 

Figls politische Karriere ist untrennbar mit den ersten Jahren der Zweiten Republik verbunden. Als Bundeskanzler hielt er seine wohl bedeutendsten Reden. Die Worte vom Weihnachtsabend 1945 –  “Ich kann Euch zu Weihnachten nichts geben. […] Ich kann Euch nur bitten: Glaubt an dieses Österreich!” –  haben sich in das kollektive Gedächtnis gebrannt. 

1955, als Außenminister für Österreich, unterzeichnete Figl schließlich den Staatsvertrag, später war er außerdem Nationalratspräsident und Landeshauptmann von Niederösterreich. Der Kampf für den wirtschaftlichen Wiederaufbau, die Wiederherstellung der Demokratie und die Selbstständigkeit des Landes zeichneten sein Wirken aus.

Steinsaal wird zu “Leopold-Figl-Saal”

Zur Erinnerung an den ersten Bundeskanzler der Zweiten Republik und seine Leistungen wird der Steinsaal im Bundeskanzleramt zukünftig den Namen “Leopold-Figl-Saal” tragen.
 
Am 20. Dezember 1945 wurde er von Bundespräsident Karl Renner als erster Bundeskanzler der Zweiten Republik angelobt. In der Regierungserklärung vor dem Nationalrat,  am 21. Dezember 1945, führte er aus: “Es wird heuer leider kein Weihnachten sein, so wie wir es gerne haben möchten. Auf den Christbäumen, so wir welche haben, wird ein schönes Päckchen voll Sorgen hängen. Trotzdem wollen und dürfen wir an diesem Weihnachtsabend, wo zum ersten Mal wieder die Kerzen in einem neuen demokratischen Österreich leuchten, […] versprechen, dass wir […] Stück um Stück und Stein um Stein gemeinsam […] zusammenlegen können für den Neuaufbau unseres geliebten Österreichs. […] Und nun wollen wir an die Arbeit gehen.”
 
Figls politisches Wirken ist dadurch und durch die Unterzeichnung des Staatsvertrages zehn Jahre später maßgeblich mit der Herausbildung einer österreichischen Identität verknüpft. Der Glauben an Österreich wurde zum Lebensinhalt Leopold Figls und schließlich zum Grundkonsens der Zweiten Republik.
 
(red.V.S.)
 

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  • STeinsaal BKA: Bundeskanzleramt
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