Handtellergroße kahle Stellen zeichnen die Wiese des Bauern Stefan Gebhart in Fließ im Tiroler Oberland. Er ist nicht der Einzige, dessen Grund von den Klimaextremen der vergangenen Jahre 2018/2019 geschädigt wurde. Auch Ortsbauernobmann Peter Schlatter berichtet beim Lokalaugenschein von „totem“ Boden und durch die Schäden teils minderwertigen Grünflächen in der Gemeinde. 

„Ganz Tirol war von der Trockenheit und Hitze der vergangenen beiden Sommerhalbjahre betroffen“, stellt Bauernbunddirektor BR Dr. Peter Raggl fest. „Trotz des guten Wachstums heuer sieht man deutlich die hinterbliebenen Schäden. Die Natur kann sich in diesem Fall nicht selbst kurieren.“ Seine Ausgangslage hatte das Projekt „Grünlandverbesserung – klimafitte Wiesen“ im Tiroler Oberland. Umgesetzt wird es in allen Bezirken.

Qualität und Quantität sichern

Das Land Tirol unterstützt die Landwirte im Zuge seiner Konjunkturoffensive in den Jahren 2020 und 2021 mit jeweils 500.000 Euro für die Gewinnung klimatisch angepasster Wiesen. „Die letzten Jahre haben gezeigt, wohin die Landwirtschaft abdriften könnte, sollte sie keine Hilfestellung erhalten“, so LHStv. Bauernbundobmann Josef Geisler über die geförderte Nachsaataktion. „Die Ausbringung geeigneten Saatguts gepaart mit modernen Bewässerungsanlagen stellt die Futtermittelgewinnung der Bauern sicher.“ 

Derzeit seien die Wiesen voller Kraut, die Untergräser zeigten sich nur spärlich, meint Geisler: „Die Initiative soll das Wachstum hochwertiger Gräser wieder ankurbeln, um den Betrieben eine gute Grundlage zu bieten. Qualität und Quantität gehen dabei Hand in Hand: Besonders in der Heuwirtschaft ist ausreichendes Grundfutter von hoher Güte überlebensnotwendig.“

Qualität kommt allen zugute

„Die Investition in ‚klimafittes‘ Saatgut in Kombination mit Beregnungsanlagen ist eine nachhaltige Anlage, die auch den Generationen nach uns noch zugutekommt“, bedankt sich Elmar Monz, Bezirksbauernobmann von Landeck, bei LHStv. Josef Geisler, der das Projekt erst möglich gemacht hat. „Eine hohe Futterqualität nützt uns allen. Den Bauern gibt sie eine gute Grundlage, um erfolgreich zu wirtschaften, und die Konsumenten profitieren in Form von hochwertigen und wohlschmeckenden Produkten aus der Region“, schlussfolgert Monz.

Handlungsbedarf

„Über 1000 Hektar Grund aus allen Tiroler Bezirken wurden für die Grünlandverbesserungs-Aktion 2020 angemeldet“, freut sich Bezirksbauernkammer-Geschäftsführer und Grünlandexperte Peter Frank über das offensichtliche Interesse der Bauern. „Die regionale Kreislaufwirtschaft fängt auf der Wiese an. Wenn der Stadel leer ist, und der Stall voll Vieh, dann muss man handeln.“

Das Grünland hat unter der Trockenheit und der Hitze stark gelitten. In Tallagen kam der Befall durch Engerlinge erschwerend hinzu. „Die Grünlandnachsaat ist ein wichtiger Teil der Pflege von bewirtschafteten Wiesen. Ein lückiger Bestand fordert eine sofortige Gegenmaßnahme. Nur so lassen sich kurz- und langfristige Schäden reduzieren“, erklärt Frank. Nicht nur der Pflanzenbestand sei gefährdet, auch die Arbeitssicherheit sei durch offenen Boden stark beeinträchtigt. 

Projekt: “Grünlandverbesserung – klimafitte Wiesen”

Ab Mitte August wird die Saat heuer ausgebracht. Drei an die jeweiligen Standorte angepasste Saatgutmischungen werden verwendet. Die Samen entsprechen dem höchsten Standard, der ÖAG-kontrollierten Saatgutqualität. Die Anmeldung für die erste Antragsphase endete am Montag, die zweite Antragsphase wird im Herbst stattfinden. Hierfür muss man einen Antrag über die Landwirtschaftskammer Tirol stellen. Die Bauern müssen einen Selbstbehalt von maximal 100 Euro pro Hektar bei der Nachsaat und 250 Euro pro Hektar bei der Neuanlegung bezahlen. Das Land übernimmt 160 Euro pro Hektar bei der Nachsaat und 250 Euro pro Hektar bei der Neuanlegung.                     Voraussetzung für die Förderung ist die Teilnahme am ÖPUL-Programm sowie die Haltung von Nutzvieh. Die Bauern verpflichten sich mit ihrer Beteiligung am Projekt zu einer Fortbildung zum Thema Grünlandverbesserung.

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