Landwirtschaftlicher Kleinbetrieb: ein Auslaufmodell? Um diese zentrale Frage drehte sich Groiers Vortrag als auch sein kürzlich fertiggestelltes Forschungsprojekt an der Bundesanstalt für Bergbauernfragen. Für ihn steht fest: „Die Kleinlandwirtschaft ist ein wichtiger Teil der österreichischen Agrarstruktur und aus vielen Gründen unverzichtbar. Dennoch ist sie durch den Strukturwandel stark gefährdet.“

Eine Frage der Definition

Global gesehen, gibt es mehr als eine halbe Milliarde Kleinlandwirtschaften. Das sind umgerechnet 87 Prozent (%) aller Agrarbetriebe. Als Größenmaßstab hierfür wird eine Fläche von maximal zwei Hektar angesetzt.

Auch in der EU macht der Anteil von Kleinbetrieben gewichtige 77% aus. Allerdings definiert die Union Betriebe bis zu einer Größe von zehn Hektar als klein. Österreich mit einem Anteil von 40% an Kleinbetrieben liegt damit bei den Betriebsgrößen über dem EU-Schnitt. „Das wird viele verwundern, glauben wir in Österreich doch ein kleinstrukturiertes Land zu sein“, erklärt Groier.

Charakteristika des Kleinbetriebs

„Ein durchschnittlicher österreichischer Kleinbetrieb hat acht Hektar, davon sind fünf Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche und drei Hektar Wald“, erklärt der Wissenschaftler.

Geographisch gesehen, sind sie vor allem in Westösterreich, der Grenzregion der Südsteiermark und des Burgenlandes sowie im Mühl- und Waldviertel verortet. „Im Gegensatz dazu ist der Anteil im Osten, in den intensiven Ackerbaugebieten mit zehn Prozent sehr gering. Das heißt: Kleinlandwirtschaft ist Bergwirtschaft“, so Groier.

Ein weiteres Charakteristikum der Kleinbetriebe ist, dass sie überwiegend im Nebenerwerb geführt werden (84%). Bei den Betriebsformen sind Futterbaubetriebe vorherrschend, gefolgt von Marktfrucht- und Forstbetrieben.

Was die Studie jedoch auch zeigt: 10% der Betriebe sind Pensionistenhöfe. Zum Vergleich: Bei größeren Betrieben sind es nur 3%. „Damit ist die Überalterung auf den Kleinbetrieben drei Mal so hoch. Für die Zukunft ist das natürlich ein negativer Aspekt“, meint der Experte. Besonders vor dem Hintergrund des fortschreitenden Strukturwandels in der heimischen Landwirtschaft.

Negative Betriebsentwicklung

Ein Blick auf die Betriebsentwicklung nach Größe offenbart: es findet ein Wandel zulasten der Kleinwirtschaft statt. Wie die obenstehende Grafik zeigt, sind zwischen den Jahren 2003 bis 2016 vor allem Kleinbetriebe ausgeschieden.

„Wenn wir die Betriebe bis zehn Hektar zusammenzählen, dann sehen wir, dass die Hälfte aufgegeben hat“, zeigt sich der Wissenschaftler besorgt. Dabei sei es laut Groier nicht egal, ob nur ein Betriebe 100 Hektar bewirtschaftet oder viele. Denn die kleinstrukturierte Landwirtschaft sichere Arbeitsplätze in den ländlichen Regionen, fördere das dörfliche Gemeinwesen und stabilisiere die Mindestbesiedelung. Indem sie nicht Teil der klassischen Wertschöpfungsketten sind, tragen sie zudem zur Nahversorgung bei und sind Motor für Innovationen. Und zu guter Letzt kommt ihnen eine zentrale Stellung in der Landschaftspflege sowie dem Erhalt von Infrastrukturen zu.

„In manchen Regionen ginge es ohne die Kleinlandwirtschaft überhaupt nicht, man denke nur an Landschaftspflege und Tourismus“ unterstreicht Groier die Bedeutung kleiner Betriebe, deren Zukunft er gefährdet sieht.

Was eine effizientere GAP-Verteilung daran ändern könnte und wie die heimischen Kleinbetriebe ihre Lage einschätzen, lesen Sie in Teil 2.

- Bildquellen -

  • Grafik Wandel: Stock.adobe.com – Dieter Hawlan; BZ/Zivkovic
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AUTORElisabeth Hasl
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