Kommentar von Thomas Mursch-Edlmayr,
Redaktionsleitung Oberösterreich.
Ungewohnt laute und scharfe Töne schlugen die landwirtschaftlichen Spitzenvertreter beim agrarpolitischen Herbstauftakt an. Die ansonsten als besonnen geltenden Politiker, die ihre Worte meist mit Bedacht wählen, teilten dabei ordentlich gegen die „bauernfeindlichen“ Parteien aus, mit denen „kein Hof“ zu machen sei.
Sieht man sich das Abstimmungsverhalten jener Parlamentsparteien an, welche die Bäuerinnen und Bauern meist ausschließlich in Wahlkampfzeiten alle paar Jahre aufs Neue fürs sich als potenzielle Wählergruppe entdecken, kann man die Argumentation auch nachvollziehen.
Natürlich ist auch der stärksten agrarischen Interessenvertretung nicht gelungen alles umzusetzen, was man sich vorgenommen hat. So bleibe am Ende der Legislaturperiode mit Gewesslers Alleingang bei der Entscheidung rund um die EU-Renaturierungsverordnung sowie der offenen Übergangsfrist beim Vollspaltenboden ein „bitterer Nachgeschmack“. Auf der Habenseite stehen zahlreiche Entlastungspakete, die – wenn sie vielleicht bei einigen Bäuerinnen und Bauern auch schon wieder in Vergessenheit geraten sind – auf den Betrieben auch Wirkung gezeigt haben.
Die Land- und Forstwirtschaft ist in der Politik nicht nur omnipräsent, sondern im Parlament sogar überproportional vertreten. Während der Anteil der in der Landwirtschaft tätigen Personen bei lediglich drei Prozent liegt, sind zwölf Prozent der Abgeordneten (21 Mandatare, davon 18 vom Bauernbund) diesem Berufsstand zuzuordnen.
Wer will, dass dieser auch in Zukunft eine so starke Vertretung im Parlament hat, sollte jener Partei seine Stimme geben, die auch Bäuerinnen und Bauern auf aussichtsreichen Listenplätzen hat.