Universität für Bodenkultur

Schon seit Jänner fanden zahlreiche Veranstaltungen anlässlich des runden Geburtstags unter dem Motto „150 Jahre nachhaltig vorausschauen“ statt: der Jubiläumsauftakt, eine „Zukunftskonferenz“, ein Galaabend und ein „Miteinanderfest“ waren bisherige Höhepunkte des Jubiläumsjahres. Von 10. bis 16. Oktober folgt nun eine „Festwoche“ mit Ehrungen von renommierten Forschern und Wissenschaftlerinnen sowie weiteren mit der Universität besonders verbundenen Persönlichkeiten, dazu ein IFA-Tulln-Herbstfest, ein Festakt mit Promis, die Enthüllung eines Kunstwerks am BOKU-Campus und ein Alumni-Tag.
Den Abschluss des Jubeljahres bilden von 15. bis 17. November die „BOKU Awareness Days, der „BOKU Nachhaltigkeitstag“ und ein besonderer „Abend des Lehrens und Lernens“.

Es begann mit der „k. k. Hochschule für Bodencultur“
Noch deutlich länger als der Reigen der Feierlichkeiten ist die Geschichte der BOKU, umfassend dargestellt auch auf deren Webseite im Internet. Gegründet wurde die BOKU einst als „k. k. Hochschule für Bodencultur“ per Gesetz vom 3. April 1872. Ihre Aufgabe war es, „die höchste wissenschaftliche Ausbildung in der Land- und Forstwirtschaft zu erteilen“. Feierlich eröffnet wurde die Hochschule am 15. Oktober desselben Jahres. Das Professorenkollegium etwa bestand anfangs aus gerade einmal drei Personen, erster Standort der „landwirtschaftlichen Section“ war das Schönbornsche Palais in der Laudongasse in der Wiener Josefstadt. 

Der heutige BOKU-Kern entsteht
Während das Unterrichts- und Prüfungswesen stetig ausgestaltet wurde, blieb die Raumfrage lange Zeit ungelöst. 1894 fiel schließlich die Entscheidung für einen Neubau in Ober-Döbling an der Türkenschanze. Knapp zwei Jahre dauerte die Errichtung des Gregor-Mendel-Hauses in Wien-Währing, das 1896 bezogen wurde und neben dem Wilhelm-Exner-Haus bis heute prägnantes Zentrum aller BOKU-Institutsgebäude in Wien ist. Bald darauf wurde 1902 auf 56 Hektar Pachtflächen die Versuchswirtschaft in Groß-Enzersdorf im Nordosten Wiens in Betrieb genommen, im selben Jahr das Kaiser-Franz-Joseph-Studentenheim eröffnet und 1912 das spätere Guttenberg-Haus der Hochschule übergeben. 

Dunkle Schatten
Im Ersten Weltkrieg, später im Ständestaat und besonders während der NS-Zeit zogen dunkle Schatten über die weithin bekannte Agrarhochschule. So wurde in deren Räumlichkeiten bereits im September 1914 wie auch im Studentenheim ein Spitalsbetrieb eingerichtet. 1934 ließ das Schuschnigg-Regime die politische Zuverlässigkeit der Vortragenden überprüfen: Ein knappes Drittel der Professoren, ein Fünftel der Privatdozenten sowie ein Drittel der Honorardozenten mit nationaler oder überhaupt nationalsozialistischer Gesinnung wurden entlassen. Unter den Nazis wiederum wurden ebenfalls mehrere Professoren enthoben – in den meisten Fällen fielen die Stellen an jene Lehrenden und „politisch zuverlässige“ Wissenschaftler zurück, die 1934 entfernt worden waren. Auch vor Deportationen in Konzentrationslager wurde nicht zurückgeschreckt: Professor Hans Karl Zeßner-Spitzenberg verstarb infolge von Misshandlungen in Dachau. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden schließlich im Zuge der Entnazifizierung 23 von 27 Professoren sowie 37 Dozenten der BOKU entlassen.

Ab den 1970ern Ausbau zur internationalen Top-Uni
Ab 1975 wurden mehr und mehr neue Gebäude und Forschungseinrichtungen errichtet und bezogen. Beispiele sind das bereits erwähnte Wilhelm-Exner-Haus (davor Krankenhaus der Wiener Kaufmannschaft), die Forschungszentren für Ultrastrukturforschung sowie Umwelt- und Naturschutz, das Schwackhöfer-Haus, der Türkenwirt und das heutige Adolf -Cieslar-Haus, die Institutsgebäude in der Muthgasse, das IFA Tulln, das Vienna Institute of BioTechnology (VIBT), das Universitäts- und Forschungszentrum UFT, das Institut für Soziale Ökologie (SEC) und das Ilse-Wallentin-Haus. Letzteres ist nach der ersten Frau benannt, die 1924 an der BOKU promoviert hat. 

Heute rund 10.000 Studierende
Heute gehören zur BOKU rund 10.000 Studierende und mehr als 2.000 wissenschaftliche Mitarbeiter, rund 1.500 Absolventen zählt man jedes Jahr. Insgesamt werden acht Bachelorstudien angeboten: Agrarwissenschaften, Forstwirtschaft, Holz- und Naturfasertechnologie, Lebensmittel- und Biotechnologie, Landschaftsplanung und -architektur, Umwelt- und Bioressourcenmanagement, Umweltingenieurwissenschaften sowie Pferdewissenschaften. Dazu kommen 15 Masterstudien (auf Deutsch), 13 Doktoratsstudien, sieben englischsprachige Masterstudien und 13 internationale Masterstudien. 

International genießt die „Alma Mater Viridis“, wie die BOKU gerne genannt wird, einen hervorragenden Ruf. Sie gilt als eine der modernsten Life-Sciences-Universitäten Europas und ist dabei in engem Kontakt mit anderen Forschungseinrichtungen. So unterhielt sie 2020/21 18 Abkommen in Form von Netzwerkmitgliedschaften und rund 360 multi- und bilaterale Partnerschaften und Kooperationen mit Universitäten und anderen Forschungseinrichtungen. 

Unter ihren tausenden Alumnis findet man außerordentliche Persönlichkeiten wie Leopold Figl, bekanntlich der erste Bundeskanzler der Zweiten Republik und Unterzeichner des Staatsvertrags, oder internationale Top-Wissenschaftler wie aktuell den Virologen Florian Krammer. Mehr Infos unter www.boku.ac.at

- Bildquellen -

  • 150 Jahre BOKU: FOTO: BOKU; CHRISTOPH GRUBER/BOKU; MEDIENSTELLEMEDIENSTELLE DES ZID/BOKU
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AUTORMichael Stockinger
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