Auf den Spuren von alten Gemüsearten

Die Kulturpflanzenvielfalt hat weltweit dramatisch abgenommen. Unbestritten ist auch, dass mit dem Verlust der Artenvielfalt auch ein Verlust der Geschmacksvielfalt einhergeht.

Wir bereichern unsere Esskultur mit exotischen Lebensmitteln, geben uns aber mit einer Handvoll Paradeisersorten zufrieden, obwohl es Tausende verschiedene gibt. ©Wodicka
Wir bereichern unsere Esskultur mit exotischen Lebensmitteln, geben uns aber mit einer Handvoll Paradeisersorten zufrieden, obwohl es Tausende verschiedene gibt. ©Wodicka
Früher war vieles besser. Diese Volksweiheit trifft sicher nicht immer zu, aber die regionale Kulturpflanzenvielfalt war früher wirklich besser bzw. umfangreicher. Es wäre schade, wenn diverse Sorten in Vergessenheit geraten würden. Im besten Fall geben die nachstehenden Beispiele den Anstoß, um sich küchentechnisch wieder mit neuen, alten Lebensmitteln auseinanderzusetzen.

Alte und fast vergessene Kulturpflanzen

Halm-, Herbst- bzw. Mairübe sind mit Kohl verwandtes?Wurzelgemüse.Im Mittelalter war dieses Gemüse von großer Bedeutung. Vor dem großflächigen Anbau von Erdäpfeln waren sie die wichtigsten Hackfrüchte.?Man kann die Rüben eingesäuert wie Sauerkraut, als Gemüsebeilage zu deftigen Speisen, als Wintergericht mit Speck, Mairüben auch roh als Salat oder püriert als Suppe ?genießen.Zuckerwurzeln sind ein?Wurzelgemüse, das ursprünglich aus Südrussland stammt und sich im Mittelalter in Europa ausgebreitet hat. Im 18. Jahrhundert wurden sie vor allem in Frankreich und Südwestdeutschland geschätzt. Zuckerwurzeln wachsen auch auf nassen Böden, wo anderes Gemüse nicht gedeiht.?Verwendung: gebacken oder gekocht, auch roh genießbar, in der Zubereitung ähnlich wie Pastinaken, werden auch als Kaffeeersatz und zum Schnapsbrennen verwendet.Ein weiteres Wurzelgemüse ist die Haferwurzel. Sie wurde bereits im Altertum von Griechen und Römern kultiviert. Später wurde die Haferwurzel zum Teil von der Schwarzwurzel verdrängt. Im Gegensatz zu Pastinak schmeckt sie aber nicht süß, sondern nussig-herb.?Verwendung: Wurzeln und Blätter können als Salat gereicht werden oder als Gemüsebeilage zu Fisch bzw. eignen sie sich in pürierter Form für Suppen. ?Meerkohl?ist ein Bleichgemüse, das in vorgeschichtlicher Zeit wildwachsend an den Küsten Nord- und Westeuropas wuchs. Bleichgemüse, weil es vom Flugsand zugedeckt wird – ähnlich wie Spargel. Später wurde Meerkohl vor allem in England aufwendig kultiviert, weshalb er als ein kulinarisches Statussymbol?galt. Gartenmelde?zählt man auch zum Blattgemüse. Es fand bereits in der Antike, im Mittelalter und der Renaissance Verwendung, wurde aber sukzessive von anderen Blattgemüse-Sorten, wie Mangold, Meyer, Guter Heinrich und schließlich von Spinat, völlig verdrängt. Gartenmelde gibt es in Grün, Gelb und Rot. Roh eignet sie sich gut für Salate. Gekocht wird sie wie Spinat und kann wunderbar mit Sauerampfer aromatisiert werden.?Bei den Hülsenfrüchten gilt es, die Puffbohne zu erwähnen. Die ältesten Funde dieser Pflanze stammen aus der Steinzeit (Israel). In Mitteleuropa wurde die Puffbohne in der Bronzezeit eingeführt, davor nur Erbsen und Linsen. Das Hauptnahrungsmittel der Althallstätter Bergleute war Puffbohnenbrei mit Gerste und Hirse. Die Hülsenfrucht war vom Mittelalter bis ins 18. Jahrhundert eine wichtige Eiweißquelle, vor allem für die körperlich arbeitende Bevölkerung. Später wurde sie allerdings von der aus Amerika eingeführten Gartenbohne in den Hintergrund gedrängt und fand meist nur mehr als Viehfutter Verwendung. Die Ackerbohne – eine kleinkörnige Variante – spielte in der Antike eine wichtige Rolle. ?Sie wurde hauptsächlich zu Brei und Suppen verkocht. Gemahlen und geschrotet diente sie jedoch auch als Beigabe für Getreidemehl.

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