Betriebe mit ausreichender Liquidität können technische Investitionen vollständig aus Eigenmitteln, das heißt aus Bankguthaben, Sparbüchern, Wertpapierdepots oder aber privaten Zuschüssen finanzieren. Durch die Überweisung des vollständigen Kaufbetrags geht die Maschine in das Eigentum des Käufers über. Dabei gilt es zu bedenken, dass durch die Kapitalbindung dem Betrieb ein Sicherheitspuffer für unerwartete Ereignisse verloren geht. Die kalkulatorischen Kosten, welche durch die Eigenfinanzierung entstehen, werden buchhalterisch nicht erfasst. Ökonomisch betrachtet besteht der einzige Unterschied zu Fremdkapital darin, dass keine Kosten für Zinsen anfallen.

„Teure“ Kredite
Verfügt der Hof nicht über die nötigen Eigenmittel, stellt Fremdfinanzierung mittels Kredit die klassische Form der Finanzierung dar. Auch Drittel- oder Fünftelfinanzierungen über den Händler sind als Fremdfinanzierungen zu werten. Zumeist ist aber die Hausbank erste Anlaufstelle, ein Vergleich mehrerer Bankinstitute ist dennoch ratsam.

Die Bank prüft die Kreditwürdigkeit und verlangt üblicherweise Sicherheiten, welche über die gekaufte Landmaschine hinausgehen. Zinshöhe, Rückzahlungsmodalitäten, Ratenpausen oder Konditionen bei vorzeitiger Rückzahlung werden im Kreditvertrag festgelegt. Die Kosten setzen sich aus Zinsen und Spesen zusammen. Die vereinbarte Zinshöhe hat dabei wesentlichen Einfluss auf die zu bezahlende Summe und richtet sich nach der Bonität des Kreditnehmers, der Investition an sich und der geplanten Laufzeit. Die Verzinsung kann variabel, anhand des aktuellen Leitzinses der Europäischen Zentralbank (EZB) oder über die Laufzeit fixiert erfolgen. Auch teilweise fixierte Sätze werden geboten.

Die Turbulenzen des heurigen Jahres veranlassten die EZB bereits dreimal zu einer Erhöhung des Leitzinses auf nun 2 %. Auch der EURIBOR, der Zinssatz zu dem sich Banken Geld leihen, wurde in den letzten Monaten sukzessive angehoben, was sich ebenfalls in variablen Verzinsungen, auch bei Agrar-Investitionskrediten (AIK), widerspiegelt. All das heißt, neu abgeschlossene Kredite sind sowohl bei fixer als auch variabler Verzinsung mit höheren Belastungen verbunden. Umso wichtiger ist eine genaue Prüfung der eigenen Kapitaldienstgrenze, also jener Summe, die jährlich für die Kredittilgung aufgewendet werden kann.

Nutzer statt Besitzer
Was in der Wirtschaft gang und gäbe ist, gewinnt auch in der Landtechnikbranche an Bedeutung. Auf Nachfrage bei namhaften Herstelllern und Händlern wird der Leasinganteil bei Traktoren als ständig im Steigen begriffen bezeichnet. „Sicher 50 Prozent der Traktoren aktuell“, meinte etwa ein steirischer Händler markant blauer Traktoren. Wer Traktoren least, erhält vom Leasinggeber, einer Bank, das Fahrzeug für einen festgelegten Zeitraum zur Verfügung gestellt. Dafür bezahlt der Nutzer vorab fixierte Leasingraten. Eigentümer des Fahrzeugs ist nicht der Nutzer, sondern der Leasinggeber.

Die Finanzierung erfolgt bei Leasing zwar auch unter Berücksichtigung der Bonität, jedoch durch die kurze Laufzeit von meist drei bis fünf Jahren etwas weniger streng. Im Gegensatz zu Krediten ist beim Leasing zu Beginn meist eine Einmalzahlung fällig. Die monatlichen Leasingraten beinhalten auch die Kosten der Leasingbank. Nach Vertragsablauf kann das Gerät dem Leasinggeber retourniert und ein neues Fahrzeug geleast oder aber nach Bezahlung des Restwertes das geleaste Fahrzeug übernommen werden. In der Regel bieten Leasingverträge weniger Raum für einzelbetriebliche Präferenzen wie z. B. Ratenpausen. Bleiben die Leasingraten aus, muss die Maschine zurückgegeben werden. Für Betriebe außerhalb der Pauschalierung bietet Leasing den Vorteil, dass die Raten in voller Höhe von der Einkommens- bzw. Körperschaftssteuer abgesetzt werden können.

Der Landmaschinenhandel berichtet bei steuerpflichtigen Landwirten von der größten Nachfrage nach dem Finanzierungsmodell. In der agrarischen Beratung sieht man die Finanzierung über Leasing durch die verhältnismäßig hohen Summen in kurzen Laufzeiten kritisch. „Wenn die betriebliche Liquidität gegeben und die Kreditlinie nicht ausgeschöpft ist, bleibt die klassische Bankfinanzierung in der Landwirtschaft die günstigere Variante“, meint etwa LK Niederösterreich-Betriebswirt Gerald Biedermann. Auch vor Abschluss eines Leasingvertrags ist eine betriebliche Geldflussrechnung also jedenfalls zu empfehlen. Vor einer Investition in Landtechnik sollte auch die Erledigung durch Maschinenring oder Lohnunternehmer geprüft werden. Auch Maschinen- oder Traktorgemeinschaften stellen eine Option dar.

Oberstes Gebot: Wirtschaftlichkeit
LK-Betriebswirt Biedermann mahnt zur Vorsicht: „Das Ziel von Investitionen muss sein, dass das eingesetzte Kapital über die Nutzungsdauer freigespielt und neben der Entlohnung der Produktionsfaktoren auch ein Unternehmergewinn erwirtschaftet wird.“ Dann spreche man von „Wirtschaftlichkeit“, so sein Fazit. Ob diese bei allen Maschineninvestitionen im Vordergrund steht sei dahingestellt.

Infos: euribor-rates.eu

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AUTORClemens Wieltsch
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