Die MV Bahijah war bereits einige Tage auf See, als sie von der australischen Regierung wegen Sicherheitsbedenken auf der Route durch das Rote Meer zurückbeordert wurde. Statt in Jordanien ging der Frachter somit 24 Tage später wieder im Hafen von Fremantle in Westaustralien vor Anker. Eben dort waren die rund 14.000 Schafe und 2.000 Rinder gut 3 Wochen zuvor auch verladen worden. Aufgrund der strengen australischen Biosicherheitsbestimmungen war es jedoch nicht möglich die Tiere sofort zu entladen, wie Agra Europe berichtete. Der Vorsitzende des westaustralischen Bauernverbandes begründete dies vor Journalisten damit, dass die Tiere in fremden Gewässern auf einem Schiff transportiert wurden, welches auch andere Rinder transportiert habe. „Die sich ergebenden Biosicherheitsrisiken beim Entladen dieser Tiere sind keine Option“, teilte er mit. Die Schafe und Rinder seien wie fremdes Vieh zu behandeln und unter Quarantäne zu stellen. Mark Harvey-Sutton, Geschäftsführer des Verbands Australischer Viehexporteure bezeichnete das Biosicherheitsrisiko indes als „überschaubar“, da das Schiff in keinem anderen Hafen angelegt und auch Futter aus anderen Ländern zugeladen hatte. Dennoch versagten die Behörden, allen Protesten von Tierschützern zum Trotz, die Entladung.
Zweiter Exportantrag abgelehnt
Auch einem Antrag auf Export nach Israel wurde nicht stattgegeben. Das zuständige Agrarministerium hatte Bedenken ob der Exporteur die Gesundheit und das Wohlergehen der Tiere für die insgesamt 33 Tage dauernde Umfahrungsroute über das Kap der Guten Hoffnung hätte gewährleisten können. Der Landwirtschaftsminister selbst sprach von einem „komplexen Entscheidungsfindungsprozess“. Letztlich ging dieser zu Gunsten einer Entladung aus. Wie die britische Nachrichtenagentur Reuters vermeldete, wurde am 12. Februar begonnen die tausenden Schafe und Rinder– nach 6 Wochen auf dem Transportschiff – zu verladen und per LKW an „geeignete Orte“ zu bringen. Allein die Leerung des Frachtschiffs wurde für mehrere Tage anberaumt. Trotz Außentemperaturen um die 40 Grad-Marke seien die Tiere auch diese Woche noch gesund und hätten weder Krankheitssymptome oder Schädlingsbefall gezeigt, wie die Betreuungstierärzte versicherten.
Wirtschaftsfaktor Viehexport
Trotz harscher Kritik – vor allem aus der urbanen Bevölkerung – hat der Lebendtierexport für die australische Wirtschaft große Bedeutung. Dem Agraressort in Canberra zufolge wurden 2023 allein 673.630 Rinder ausgeführt. Über die Hälfte davon gingen als Fresser oder Zuchttiere nach Indonesien, der größte Abnehmer für Schlachtrinder war Vietnam. Satte 86.400 Tiere wurden im Vorjahr von Down Under zur Schlachtung in den südostasiatischen Staat verbracht.
Noch weitere Strecken legen exportierte Schafe zurück. Mit rund 271.000 Tieren war hier Kuwait der größte Abnehmer, gefolgt von Israel (94.000 Stück) und Jordanien (84.000 Stück). Schätzungen des Ministeriums beziffern den Gesamtexportwert von Schafen und Rindern im Vorjahr auf umgerechnet 561 Mio. Euro.
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