Nutztierhalter starten gemeinsame Plattform

Sechs Verbände und Arbeitsgemeinschaften der österreichischen Nutztierhaltung haben sich zum Verein "Nachhaltige Tierhaltung Österreich" zusammengetan. Der Verein soll eine Plattform bieten, um gemeinsame Aufgaben zu erfüllen und Stärken zu

Gemeinsam stark - unter diesem Motto haben sich die Obmänner der österreichischen Nutztierhalter zum Verein
Gemeinsam stark – unter diesem Motto haben sich die Obmänner der österreichischen Nutztierhalter zum Verein “Nachhaltige Tierhaltung Österreich” zusammengeschlossen. Die Obmänner v. l.: Georg Höllbacher (Schafe und Ziegen), Wilhelm Feuerle (Pferde), NTÖ-Obmann Robert Wieser (Geflügel), Stefan Lindner (Rinderzucht), Josef Fradler (Rindererzeuger), Walter Lederhilger (Schweine) ©NTÖ
Gemeinsam ist nicht alles leichter, aber besser.” Das betonte Stefan Lindner von der Zentralen Arbeitsgemeinschaft österreichischer Rinderzüchter (ZAR), als er Anfang dieser Woche die neue Plattform der Nutztierhalter Österreich vorstellte. Das sei auch der Grund, weshalb sich die Obmänner der österreichischen Nutztier-Arbeitsgemeinschaften im April 2016 dazu entschlossen, die gemeinsame Plattform “Nachhaltige Tierhaltung Österreich” (NTÖ) zu gründen. Ziel ist es, die gemeinsamen Kräfte zu bündeln, Synergien besser zu nutzen und beim Gedankenaustausch voneinander zu lernen und zu profitieren.
Die Mitglieder von NTÖ umfassen alle Sparten der Nutztierhaltung und bestehen aus der Zentralen Arbeitsgemeinschaft österreichischer Rinderzüchter, dem Verband Österreichischer Schweinebauern (VÖS), der Zentralen Arbeitsgemeinschaft der Österreichischen Geflügelwirtschaft (ZAG), dem Bundesverband für Schafe und Ziegen (ÖBSZ), der Arbeitsgemeinschaft Rind (Arge Rind) und der Zentralen Arbeitsgemeinschaft österreichischer Pferdezüchter (ZAP).

Bekenntnis zu Produktion und Organisation

Die Obmänner der verschiedenen Arbeitsgemeinschaften werden rollierend für jeweils ein Jahr die Obmannschaft des neuen Vereins übernehmen. Den Start macht ZAG-Obmann Robert Wieser. Er erklärte, wie es zu NTÖ kam. Ausgangspunkt war die Unterzeichnung des Tierzuchtpaktes 2020 mit Landwirtschaftsminister Andrä Rup-prechter im Spätsommer 2015. Diese Vereinbarung stellte ein Bekenntnis von Bund und Ländern zu Produktion und Organisation der bäuerlichen Tierhalter in Österreich dar. Damit war der Grundstein für eine engere Zusammenarbeit zwischen den Organisationen gelegt. Im April 2016 folgte dann der nächste Schritt: die Gründung des Vereins NTÖ. Dieser hat seinen Sitz im Haus der Tierzucht in Wien. Die erste Zeit nach der Gründung beschäftigten sich die Obmänner mit der Errichtung der nötigen Infrakstruktur. Dabei nutzte man die bestehenden Strukturen der Organisationen und schaffte einen “schlanken Dachverband”. Von den Tierhaltern wird kein extra Beitrag dafür eingefordert. Im Gegenteil: Man könne durch die gemeinsame Erledigung von Aufgaben Mittel sparen, erklärte Arge Rind-Obmann Josef Fradler. Der Ve-rein ist außerdem ISO-zertifiziert und als Bildungsträger anerkannt.

Aus den Gemeinsamkeiten entstehen Aufgaben

Die Gemeinsamkeiten der unterschiedlichen Nutztier-Sparten sehen die Obmänner in den strengen Regeln, die es bei der österreichischen Nutztierhaltung einzuhalten gilt und in der gemeinsamen Vermarktung. Mit der AMA-Marketing habe man hier bereits einen starken Partner, betonte Wieser. Außerdem gelte für alle Tierhalter, das Vertrauen der Konsumenten aufrechtzuerhalten und deren Wünsche zu erfüllen. Aus diesen Gemeinsamkeiten entstehen auch gemeinsame Aufgaben. So sieht Wieser die größte gemeinsame Herausforderungen für die heimischen Produzenten in der zunehmenden Außer-Haus-Verpflegung. Im Lebensmitteleinzelhandel bestünde der Trend zu mehr regionalen Produkten, diesen gelte es auszubauen, erklärte Wieser. Mehr als die Hälfte der tierischen Produkte würde aber in der Gastronomie, der öffentlichen Verpflegung und Hotels verwendet. “Darauf müssen wir stärker eingehen”, betonte der NTÖ-Obmann. Gemeinsam will die Plattform für eine bessere Kennzeichnung beim Außer-Haus-Verzehr kämpfen. “Wenn man sieht, wie der Konsumentenwunsch und die Wirklichkeit hier ausschaut, dann haben wir gemeinsam viel zu tun.”
Ein weiteres Sparten übergreifendes Anliegen ist der Bildungsauftrag. In Kooperation mit Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen, der Landwirtschaftskammer Österreich, den Ministerien und der AMA will der Dachverband Aus- und Weiterbildungsangebote für Tierhalter- und -züchter schaffen. Zwar sei die Züchtung von Rindern und Geflügel beispielsweise sehr unterschiedlich, ethische Fragen aber könnten gemeinsam diskutiert werden. Auch beträfen nicht alle Themen alle Sparten gleichermaßen, so Wieser, man könne aber trotzdem gemeinsame Veranstaltungen auf die Beine stellen. Schließlich sei auch der Gedankenaustausch untereinander wichtig, denn dieser führe wiederzum zu Innovationen, erklärte ZAP-Obmann Wilhelm Feuerle.

Gemeinsame Stärken der Öffentlichkeit präsentieren

Als dritte gemeinsame Aufgabe sehen es die Nutztierhalter, ihren Auftritt in der Öffentlichkeit zu stärken. “Entscheidend ist, dass wir uns als Landwirte und Veredelungsunternehmen gemeinsam darstellen”, betonte VÖS-Obmann Walter Lederhilger. Die Homepage sei hierfür ein erstes Beispiel (www.nutzier.at). Auch ÖBSZ-Obmann Georg Höllbacher hob hervor, dass es gerade für eine kleine Branche wie die Schaf- und Ziegenhaltung notwendig sei, einen gemeinsamen Auftritt mit den Partnern aus anderen Sparten zu schaffen. Denn “die Anforderungen der Öffentlichkeit an uns Tierhalter werden immer mehr”, so Höllbacher zum Stichwort Tierwohl. Als Nutztierhalter stehe man oft zu Unrecht am Pranger. Deshalb gelte es die gemeinsamen Stärken, wie etwa die strengen Tierschutzauflagen, hervorzubringen und der Öffentlichkeit zu präsentieren, erklärte Höllbacher.
Infos zum neuen Verein NTÖ stehen online unter www.nutztier.at bereit.

Produktion: Tierische Erzeugnisse von hohem Wert

• Fast 50 Prozent des gesamten landwirtschaftlichen Produktionswertes entfallen auf die tierische Erzeugung. • Im vor- und nachgelagerten Bereich der tierischen Erzeugung finden 122.000 Menschen einen Arbeitsplatz in einem der rund 7000 Unternehmen. Eva Zitz

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