Kaum rot-weiß-rote Milch in Frischkäse und Mozzarella

Scharfe Kritik an der Einkaufspraxis des Handels übt die Landwirtschaftskammer (LK) Steiermark: Obwohl Österreich ein großes Milchland ist, überwiegt bei Frischkäse und Mozzarella die ausländische Herkunft. Ein schlechtes Ergebnis gibt es auch bei Butter, wo ein erheblicher Teil des Angebotes lange Transportwege hinter sich hat, bevor es in die Supermarktregale kommt. Die LK Steiermark appelliert an die Konsumenten, bei Käse und Butter besonderes Augenmerk auf die heimische Herkunft zu legen.

Woher kommt die Milch in Frischkäse, Mozzarella und Butter, die in den Supermarktregalen angeboten werden? Diese Frage stellten sich die Store-Checker der LK Steiermark von 17. August bis 10. September 2020. “Das Ergebnis ist leider äußerst unbefriedigend. Der Einkaufstest ist für die heimischen Milchbauern und ihre Verarbeitungsbetriebe deprimierend”, zeigt sich LK Steiermark-Kammerdirektor Werner Brugner enttäuscht. Er belegt: “Bis zu 100% des Mozzarella-Angebotes, bis zu 77% der Frischkäsesorten und bis zu 40% der angebotenen Butter sind aus dem Ausland.” Vorwiegend kommen diese Produkte aus Dänemark, Irland, Deutschland, Italien oder Frankreich.

Mozzarella-Kunden haben es besonders schwer

Wer im Regal nach heimischem Mozzarella sucht, hat es besonders schwer. “Im Schnitt sind in den Regalen acht von zehn Mozzarella-Sorten aus dem Ausland. Eine Handelskette, die sich in ihren Werbeprospekten verstärkt Regionalität auf ihre Fahnen heftet, führt nur ausländischen Mozzarella”, sagt Peter Stückler als Verantwortlicher dieser Herkunftsüberprüfung. Bei den verschiedenen Frischkäsesorten brachte der Einkaufstest zwar ein etwas besseres Ergebnis, das aber dennoch wenig erbaulich ist. Stückler: “Im Schnitt sind fast zwei Drittel der vorgefundenen Frischkäsesorten aus dem Ausland.” Traurig für das Milchland Österreich ist auch, dass bis zu 40% der angebotenen Buttersorten aus der Ferne kommen, wenngleich ein Diskonter nur österreichische Butter anbietet.

Nur eine Käsesorte ist bei der Herkunftskennzeichnung durchgefallen

Stückler beanstandet: “Obwohl auf der Verpackungsvorderseite auffällig mit ‘abgepackt in Österreich’ geworben wird, ist die tatsächliche Herkunft der Milch auf der Verpackungsrückseite nicht nachvollziehbar.” Solche irreführenden Kennzeichnungen sind seit 1. April 2020 gesetzlich nicht mehr erlaubt. “Auffällig ist, dass Eigenmarken immer die Preisführerschaft im Regal haben und dass mit ausländischen Eigenmarken Preisdumping betrieben wird”, sagt Stückler. Das ist umso augenscheinlicher, weil nach EU-Nachhaltigkeitskriterien die österreichische Milch am besten abschneidet und hinsichtlich Fütterung sowie Tierwohl die höchsten Standards erfüllt. Das bedeutet auch, dass die Herstellungskosten höher sind als in den EU-Ländern Deutschland, Italien, Irland, Frankreich oder Dänemark.

Massive Importe sind unverständlich

Es ist unverständlich, dass gerade Frischkäse und Mozzarella in einem derart großen Ausmaß importiert werden. “Die Landwirtschaft hat die Kapazitäten, die Regale mit heimischen Qualitätsprodukten zu füllen. Ausländische Herkünfte in den Regalen deuten darauf hin, dass der Handel bewusst auf höhere heimische Standards verzichtet und diese auch nicht bezahlt”, unterstreicht Johann Költringer, Geschäftsführer der Vereinigung der österreichischen Milchverarbeiter (VÖM). 

Herkunftstest bei 227 Produkten

Die Store-Checker der Landwirtschaftskammer Steiermark haben zwischen 17. August und 10. September 126 Frischkäse-, 39 Mozzarella- und 62 Butter-Proben auf die Herkunft des Rohstoffes Milch unter die Lupe genommen. Die Angebote von vier Handelsketten, darunter zwei Diskonter, wurden überprüft. 

- Bildquellen -

  • Spieß, Tomate Mit Mozzarella: Agrarfoto.com
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