Laut dem Österreichzentrum Bär Luchs Wolf (ÖZ) folgt die Zahl der Rissereignisse dem Verlauf der Weidesaison. Mit Ende April des heurigen Jahres sind es bereits 21 offiziell bestätigte Nutztierrisse von Wölfen. Wenn die Tiere also im Frühjahr auf die (Vor-)Weide kommen, beginnen auch die Nutztierrisse zu steigen und enden, wenn nach der (Nach-)Weide die Tiere wieder in die Ställe kommen. 

Grundsätzlich kommt es laut Albin Blaschka vom ÖZ vermehrt dort zu Rissen, wo ungeschützte Nutztiere auf der Weide sind. Eine Auswertung für die Jahre 2016 bis 2020 habe ergeben, dass rund 40 Prozent der Risse auf Heim- oder Talweiden erfolgt waren. Risse von Wildtieren erfolgen hingegen das ganze Jahr über.

 Die Situation hat sich in den Bundesländern über die vergangenen Jahre hinweg verschärft, die Risszahlen sind teils stark gestiegen. 2022 wurden alleine durch den Wolf österreichweit rund 860 Nutztiere, überwiegend Schafe, aber auch Ziegen und Rinder, getötet oder schwer verletzt. Darüber hinaus werden bundesweit mehr als 900 Nutztiere „vermisst“ und sind somit im Zusammenhang mit einem Riss den Besitzern entschädigt oder zumindest registriert worden. 

 

Länder passen Management an

Diese Tatsache hat die meisten dafür zuständigen Landesregierungen veranlasst, ihr Wolfsmanagement anzupassen. Während Tirol, Salzburg, Niederösterreich und Kärnten schon in den vergangenen Jahren aktiv geworden sind, fördert ab heuer auch das Land Oberösterreich Investitionen in Herdenschutz. Niederösterreich hat die Förderung für den Herdenschutz von 50 auf 80 Prozent angehoben. Aktuell bringt jetzt auch das Land Steiermark eine Herdenschutzförderung in Verbindung mit einer Wolfsverordnung auf den Weg. Während die Wolfsverordnung in der Steiermark noch in Ausarbeitung ist, befindet sich jene von Oberösterreich noch bis 22. Mai in Begutachtung. Im Burgenland, in Wien und Kärnten wird der Herdenschutz derzeit nicht gefördert. „Im legistischen Bereich haben manche Länder Änderungen vorgenommen. Diese haben das Ziel, schnellere Entnahmen zu ermöglichen und dadurch auch Scheu zu vermitteln. Das wird ein Mosaikstein eines künftigen Herdenschutzes sein. Für die Effektivität wird aber entscheidend sein, das gesamte Spektrum an Herdenschutzmaßnahmen zum Einsatz zu bringen“, so ÖZ-Obmann Wilhelm Mayr auf Anfrage. 

Bis vor Kurzem blieben sowohl Oberösterreich als auch die Steiermark von Wolfsrissen einigermaßen verschont. Aufgrund der Risse vergangene Woche im obersteirischen Ennstal aktivierte das Land Steiermark nun aber eine Expertengruppe, die eine Verordnung für die Entnahme von Problemwölfen erarbeiten soll. Darüber hinaus werde Landwirten künftig in Sachen Herdenschutz geholfen, so Agrarlandesrat und Bauernbund-Obmann Hans Seitinger. 

Steiermark plant Ankaufsförderung für  Schutzzäune

„Wir wollen unsere Bäuerinnen und Bauern in Zukunft beim Herdenschutz noch besser unterstützen. Wir werden im Agrarressort eine eigene Ankaufsförderung für Schutzzäune einrichten, damit unsere Tiere besser geschützt werden können“, sagt Seitinger: „Gleichzeitig zeigen die jüngsten Bilder aus dem Ennstal aber auch, dass selbst eingezäunte Weiden direkt neben dem Hof nicht vor Problemwölfen sicher sind.“ 

Der steirische Bauernbündler im Nationalrat, Andreas Kühberger, macht indes Druck: „Die Almsaison hat bereits begonnen. Die Experten sind gefordert, so rasch als möglich eine Lösung zu finden. Im September ist es dafür zu spät.“

- Bildquellen -

  • Wolfsriss: Nicolette Wollentin - Stock.adobe.com
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AUTORMartina Kiefer
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