Eigentlich sollte sie ja schon im heurigen Frühjahr präsentiert werden – die Agrarbefragung des Landes Oberösterreich aus dem Jahr 2019. Doch dann kam die Corona-Krise. Eine Zeit, in der besonders die Landwirtschaft in den Fokus der Medien als auch der Gesellschaft rückte und so die – längst überfällige – Aufmerksamkeit erhielt, die sie verdiente.

Ob diese Wertschätzung auch bei den Landwirten angekommen ist, sollte eine nachfolgende Befragung des Market Institut im heurigen Sommer klären. Die Ergebnisse wurden nun von Agrarlandesrat Max Hiegelsberger und Meinungsforscher Werner Beutelmeyer präsentiert.

Die momentane Stimmungslage und der Vergleich zum Vorjahr

In Summe sind die heimischen Betriebsführer vorsichtig positiv gestimmt. Insbesondere die jungen Bäuerinnen und Bauern (unter 34 Jahre) blicken der Zukunft mit Optimismus entgegen. Nahezu drei Viertel dieser Altersgruppe orten in der Landwirtschaft Entwicklungspotenzial. Eitel Wonne ist dennoch nicht alles im Agrarsektor. Die klassischen Branchen, vor allem die Schweineproduktion und die Forstwirtschaft, sind aufgrund aktueller (Markt)Entwicklungen wenig hoffnungsvoll.

Die Umfrage-Ergebnisse im Detail:

Betriebsentwicklung: 62 Prozent der Befragten zeigten sich mit der Ent­wicklung ihres Betriebs zufrieden, wobei sich eine Abnahme der Zufriedenheit mit fortschreitendem Alter zeigte. Auch bei den Betriebsgrößen zeigten sich Unterschiede. So gaben knapp
70 Prozent der Betriebsführer von über 25 Hektar großen Höfen an zufrie-
den mit Betriebsentwicklung zu sein. Bei Hö­fen unter 15 Hektar lag die
Zufriedenheit dagegen nur mehr bei 45 Prozent.

Aktuelle betriebliche Situation: Corona-bedingt ist einerseits der Kontakt zu den Konsumenten zurückgegangen, gleichzeitig hat sich aber auch das Arbeitszeitempfinden zum Positiven gewandelt. Unverändert ist dagegen die Einschätzung des betrieblichen Ein­kommens. 56 Prozent der Befragten werteten dieses als eher schlecht oder sehr schlecht. Hierzu Agrarlandesrat Max Hiegelsberger: „Die Verbesserung der betrieblichen Einkommen ist und bleibt klares Ziel der heimischen
Agrarpolitik. Die erreichten steuerlichen Entlastungen 2020 sind ein wichtiger Schritt dazu. Klar ist aber auch, dass eine anhaltende Erhöhung der Einkommen und damit Absicherung der heimischen Familienbetriebe höhere Produkterlöse erfordert.“

Zukunftspotenzial und Chancen: Zwei Drittel der Befragten sehen für die heimische Landwirtschaft Entwicklungspotenzial. Ein Fünftel – vermehrt Haupterwerbler und Jüngere – sind davon überzeugt. Die größte Entwicklungschance wird den Sparten Direktvermarktung, Urlaub am Bauernhof sowie dem Biolandbau eingeräumt. Gleichzeitig werden die Erfolgsaussichten einiger klassischer Branchen wie der Schweineproduktion oder Forstwirtschaft gering eingeschätzt.

Agrarpolitik: Hinsichtlich der gewünschten agrarpolitischen Schwerpunkte gab es eine leichte Verlagerung. Die Verringerung des bürokratischen Auf­wands hat deutlich an Gewichtung verloren, bleibt aber auf Platz eins. Da­hinter folgen die Stärkung der bäuerli­chen Lebensmittelproduktion sowie die Beibehaltung von ÖPUL und Ausgleichszahlungen. Signifikant ange­stie­gen (plus elf Prozent) und nunmehr an vierter Stelle ist der Wunsch nach einem Ausbau der Investitionsförderung. Dieser Umstand lässt sich mit dem Faktum erklären, dass es aktuell keine neuen Zusagen zur Förderung von Investiti­onsprojekten seitens des Landes Oberösterreich gibt. Die In­ves­titionsfreudig­keit der Betriebe ist aber gleichbleibend hoch, wie die Agrarbefragung bestätigte.

Herkunftskennzeichnung: Große Einigkeit herrscht bei den Bäuerinnen und Bauern beim Thema Herkunftskennzeichnung. „Für drei Viertel der Befragten gibt es bei der Kenn­zeichnung in Kantinen und Großküchen Luft nach oben. Nur knapp ein Viertel zeigte sich damit zufrieden. Dementsprechend wird auch eine verpflichtende Kennzeichnung in der Gastronomie gefordert. Satte 67 Prozent möchten diese auf jeden Fall. Generell sprechen sich 90 Prozent dafür aus“, erklärt Werner Beutelmeyer. Auch Hiegelsberger misst der Lebensmittelauslobung große Bedeutung zu: „Die Lebensmittelkennzeichnung wird für unsere Landwirtschaft eine Überlebensfrage sein.“

Gentechnik: Konstant hoch bleibt die Ablehnung von Gentechnik. Ganze 93,5 Prozent der Umfrageteilnehmer sprachen sich für eine gentechnikfreie österreichische Landwirtschaft aus.

- Bildquellen -

  • Vierkanthof 10 ID93146: agrarfoto.com
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AUTORElisabeth Hasl
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